GG-Angeschaut: Sherlock Holmes - Crimes and Punishments

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Benjamin Braun 439441 EXP - Freier Redakteur,R10,S10,A10,J10
PS3-Experte: Ist auf PS3-Spiele spezialisiert und kennt auch die Konsole selbst gutDarf als Pro-Gamer die seltene „30“-Medaille tragen.Sport-Experte: Kümmert sich bei GamersGlobal um Sport- und RennspieleAdventure-Experte; Kennt sich wie kaum ein Zweiter mit Adventures ausArtikel-Schreiber: Hat 15 redaktionelle Artikel geschriebenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 5 Jahren bei GG.de registriertDieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2018 teilgenommenGold-Jäger: Hat Stufe 11 der Jäger-Klasse erreichtHow-to-Guru: Hat 10 How-tos / Lösungen geschriebenRollenspiel-Experte: Kaum ein RPG, bei dem er nicht das Ende gesehen hat...Dieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2017 teilgenommenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 3 Jahren bei GG.de registriert

7. Februar 2014 - 17:38 — vor 10 Jahren zuletzt aktualisiert
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So offensiv hatte sich Frogwares bislang nicht dagegen gewehrt, dass das neue Sherlock-Holmes-Spiel dem Adventure-Genre zuzuordnen wäre, wie bei einer Präsentation gestern in München. "Es ist ein Detektiv-Spiel", sagt Olga Ryzhko von Frogwares, wahrscheinlich im Bewusstsein, dass dieser Begriff zwar kein klassisches Adventure beschreibt, sehr wohl aber eine Untergattung. Warum auch immer Frogwares Sherlock Holmes - Crimes and Punishments aber nicht als Adventure bezeichnen möchte, unsere jüngsten Eindrücke aus dem Spiel sprechen weiterhin dafür, dass dies vielleicht das bislang beste Krimiabenteuer der französisch-ukrainischen Spieleschmiede werden könnte.

Ein Selbstläufer?
Wer Sherlock Holmes - Crimes and Punishments flüchtig und ganz nüchtern betrachtet, sieht ein Spiel, in dem die kleinen grauen Zellen der Spieler nicht allzu sehr beansprucht werden. Der Mann mit der Pfeife besucht einen Tatort, an dem Peter Carey, besser bekannt als Black Peter ermordet wurde. Vor der Tür der Gartenlaube mit der Leiche, weist ein aufpoppendes Symbol den Spieler darauf hin, dass er die Sherlock-Vision aktivieren soll. Der von Sir Arthur Conan Doyle erdachte Detektiv ist nämlich (neben vielem anderen) ein Meister der Beobachtung und kann mit dieser Fähigkeit als einziger die kleinen Kratzer um das Schlüsselloch herum erkennen. Im Inneren betrachtet Sherlock dann einige Objekte, die Hinweise auf den möglichen Täter geben könnten. Ein Brieftasche drehen wir in einer 3D-Ansicht herum und entdecken Initialen darauf.

Ah ha! Vielleicht weiß auch die alte Dame im Garten mehr, als sie vorgibt. Also betrachten wir sie und verschiedene Besitztümer um sie herum, um mal eben ein Persönlichkeitsprofil von ihr zu erstellen. Denken muss man in diesem Minispiel scheinbar nicht wirklich, neue Gesprächsoptionen schalten wir damit aber dennoch frei. Nur in Ausnahmefällen nehmen wir auch mal ein Objekt wie ein Paar Stiefel mit nach draußen, um sie mit Abdrücken im Garten zu vergleichen. Ein richtiges Inventar gibt es allerdings nicht, genauso wenig wie Rätsel. Wobei: Im Zusammenhang mit der Garderobe von Holmes erwähnt Olga Ryzhko, dass eine Verkleidung auch in den Ermittlungen eine wichtige Rolle spielen könnte. Denkbar wäre also zumindest, dass wer in bestimmten Situationen in der falschen Verkleidung oder gar nicht verdeckt ermittelt, weniger Hinweise findet und so eher Gefahr läuft, den Falschen des Mordes zu beschuldigen. Aber nicht nur deshalb glauben wir, dass Crimes and Punishments im weiteren Verlauf nicht zum totalen Selbstläufer wird.

Fehlbarkeit statt Rätsel
Diverse Minispiele haben es in jedem Fall ins Spiel geschafft, die allerdings mit den Puzzle-artigen Aufgaben, wie es sie zuhauf, einige würden wohl gar von Überfluss sprechen, im Vorgänger Das Testament von Sherlock Holmes (GG-Test: 7.5) gab, nichts zu tun haben. Dafür allerdings scheinen die Minispiele in Crimes and Punishments bedeutend besser in die Handlung integriert zu sein. Unter anderem erwartet euch dort eine Aufgabe, bei der ihr mit der Mordwaffe, einem Speer, auf einen hängenden Getreidesack werfen müsst. Auf diese Weise könnt ihr feststellen, wie stark und geschickt der Täter gewesen sein muss, um das Mordopfer mitten durchs Herz getroffen an einer Wand aufzuspießen – ganz ähnliche Aufgaben gab es in Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper bei den Schnittmustertests an Schweineköpfen nur am Rande.

Obwohl der rein spielerische Ansatz aber deutlich in Richtung Casual-Abenteuer geht, entsteht der spielerische Reiz am Ende dennoch. Denn auf dem Deduction Board, auf dem ihr in den Vorgängern bekanntlich keinerlei Fehler bei der Verknüpfung der Beweiskette machen durftet, zeigt euch Crimes and Punishments nicht an, ob ihr alles richtig gemacht habt und wirklich alle Hinweis gefunden habt. Dort leitet ihr in gewissen Grenzen selbst Verknüpfungen einzelner Aspekte her, findet mögliche Motive und ähnliches. Bei der Aufklärung der sechs Fälle womöglich einen Unschuldigen zu verdächtigen, ist aber nicht das einzig reizvolle. Sobald wir Inspektor Lestrade verständigt haben, wer unserer Meinung nach der Täter ist, kann es passieren, dass dieser sich der Verhaftung widersetzt und flüchtet, wenn wir es nicht unterbinden. Eine erneute Begegnung mit einem zu Unrecht verdächtigten, könnte ziemlich spannend werden.

Die sechs Fälle in Crimes and Punishments basieren allesamt auf Geschichten von Arthur Conan Doyle, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Die Entwickler verknüpfen sie allerdings zu einem großen Ganzen, was je nach Güte eurer Ermittlungen in unterschiedliche Enden münden soll. Vier mögliche Mordverdächtige gibt es beispielsweise im ersten Fall, der allein für drei bis vier Stunden beschäftigen soll.  Die ganze Geschichte zu erleben soll entsprechend 18 Stunden und mehr in Anspruch nehmen.

Atmosphärisch stark
Auch wenn Sherlock Holmes - Crimes and Punishments rein spielerisch Fans klassischer Adventures offenbar nicht mehr primär bedienen will, glänzt das Abenteuer wie gehabt im Bereich Atmosphäre. Wie in den meisten der bislang sechs Sherlock-Holmes-Spiele von Frogwares ist das viktorianische England des ausgehenden 19. Jahrhunderts stilsicher und authentisch eingefangen. Und auch die Charakterzeichnung des Meisterdetektivs selbst hätte Arthur Conan Doyle gewiss Freude bereitet. Ein bisschen was von Guy Ritchies Holmes-Version haben sich die Entwickler aber auch abgeschaut. Zu Beginn veranstaltet Holmes in der Baker-Street ein sonderbares Experiment mit einer Pistole. In dieser Szene steuert der Spieler ausnahmsweise auch nicht Holmes selbst, sondern dessen Freund Dr. Watson, der im Rahmen eines kleinen Minispiels vom hinteren Teil des Raums vorsichtig hinter Stühlen und anderen Objekten einen sicheren Weg zu Holmes sucht.

Atmosphärisch legt Frogwares aus unsere Sicht sogar noch eine Ecke drauf, da das Spiel dank Unreal Engine einen auch technisch wesentlich hochwertigeren Eindruck hinterlässt. Detaillierte Spielszenen und Gesichter, gute Animationen und, soweit wir das bislang sagen können, stimmungsvolle Licht- und Schatteneffekte.

Ausblick: Spannendes Krimiabenteuer
Obwohl wir während unserer Kurztour durch den ersten Fall in Sherlock Holmes - Crimes and Punishments aus spielerischer Sicht teils nah an der Grenze zum Entsetzen über den doch sehr casualigen Ansatz waren, hat uns das Spiel gefallen. Conan Doyles Geschichten als Basis für die inhaltlich verwobenen Fälle in Kombination mit dem authentisch eingefangenen viktorianischen England, machen auch ohne das Vorhandensein von Kopfnüssen Lust auf mehr. Auch, weil die Grafikkünstler von Frogwares mit der Unreal Engine offensichtlich eine wesentlich besser funktionierende technische Grundlage haben. Wir sind sehr gespannt darauf, wie sich unsere (möglichen Fehl-)Ermittlungen auf den Verlauf der Geschichte und vor allem auch auf das Ende auswirken. Für das Verteilen von Lorbeerkränzen gibt es deshalb zwar gewiss noch keinen Anlass, aber ebenso wenig einen, das Spiel vorschnell wegen seines neuen Ansatzes zu verteufeln – auch nicht als Freund klassischer Adventures.
Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66869 - 7. Februar 2014 - 18:55 #

Ich freue mich richtig drauf. Die Reihe hat sich meiner Meinung nach bisher kontinuierlich gesteigert und was man bisher so von Crimes and Punishments liest, klingt sehr vielversprechend.

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78505 - 7. Februar 2014 - 23:59 #

Bin auch sehr gespannt. Kenne zwar nur Jack the Ripper und Testament, aber die haben mir wirklich ausgezeichnet gefallen, nicht zuletzt weil sie mal was anderes im Adventuregenre sind.

J.C. (unregistriert) 7. Februar 2014 - 19:52 #

Awakening fand ich richtig gut, aber die anderen Teil haben mich nicht so sehr gepackt. Denke, der Inszenierungsfokus könnte gut klappen.

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 8. Februar 2014 - 6:54 #

Ich habe "The Testament of Sherlock Holmes" auf der PS3 gespielt und hatte viel Spaß damit, von daher werde ich das hier im Auge behalten.

Berthold 23 Langzeituser - - 41144 - 8. Februar 2014 - 8:04 #

Ich habe alle Sherlock Holmes - Adventures gespielt, ich bin ein riesiger Sherlock Holmes-Fan. Daher freue ich mich schon sehr auf "Crimes and Punishments". Hoffentlich wird es gut...

Stonecutter 22 Motivator - P - 31862 - 8. Februar 2014 - 17:54 #

Hm, keine Rätsel, Minispiele, da warte ich lieber den GG Test ab.