Eigentlich ist der Mitgründer und Creative Director von King Art heute zu uns nach München gekommen, um uns Battle Worlds: Kronos vorzustellen (eine Preview folgt dieser Tage). Doch nachdem wir erst gestern den Testbericht zum ebenfalls von King Art stammenden The Raven - Das Auge der Sphinx (der erste Teil eines dreiteiligen Episoden-Adventures) veröffentlicht haben, sprechen wir Jan Theysen natürlich auch darauf an, beziehungsweise auf unsere beiden großen Kritikpunkte am ansonsten sehr gelungenen Spiel.
Zu den Wegfindungsproblemen (mitsamt sporadischem Neustart-Zwang, siehe Test) sagt uns Theysen, dass diese vor allem an der verwendeten Unity-Engine lägen – King Art könne nur Fehlerbeschreibungen an deren Hersteller schicken oder Feature-Wünsche äußern, habe aber selbst keine Möglichkeit, den Unity-Programmcode zu verändern. Die Unity-Engine habe gewisse Nachteile gegenüber anderen, deutlich teureren Engines.
Zu unserem zweiten großen Kritikpunkt – zu einfache Rätsel –, der auch zu einer vorsichtigeren Wertungsprognose führte, als wir eigentlich für die erste Episode vergeben wollten, antwortet uns Jan Theysen ausführlich: Die relative Einfachheit der verwendeten Puzzles streitet er nicht ab, doch seien sie so gewollt. Seine Kollegen und er hätten von Anfang an für die Puzzles des Detektivspiels nach einer "Filmlogik" gestrebt, nicht nach einer "Adventure-Logik". Will heißen, die Rätsel sollten sich erstens glaubwürdig in die Handlung und das Setting (Zug beziehungsweise Kreuzfahrtschiff) einfügen und zweitens mit den Mitteln zu lösen sein, die auch tatsächlich in der Situation vorhanden wären. Theysen führt weiter aus:
Schon The Book of Unwritten Tales war ja nicht wirklich schwer. Aber als wir dann Leute spielen sahen oder ihre Berichte hörten, die mit Adventures nichts am Hut hatten – etwa Eltern von Teammitgliedern –, gingen uns die Augen auf: Sie kamen teils nicht am Drachen vorbei, weil sie es einfach unlogisch fanden, was man dort tun musste. Der Drache aber war Teil des Tutorials, also ganz am Anfang des Spiels!
Trotzdem handele es sich bei The Raven nicht um den Versuch, ein Casual-Adventure zu machen, betonte Theysen. Es verzichte einfach auf künstlich komplizierte Rätsel, wie sie vielleicht Adventure-Cracks mögen, wie sie aber in der echten Welt eher nicht anzutreffen seien. Die nächsten beiden Episoden von The Raven würden aber etwas schwerer werden, und das sei auch von Anfang an so geplant gewesen.
Dann hat Jan Theysen noch ein kleines Bonbon für alle Adventure-Fans parat:
Mein nächstes Adventure, an dem ich bereits schreibe, wird wieder schwieriger werden. Es wird auf verrückte-komplexe Rätseltypen setzen, im typischen Monkey-Island-Stil.
Dieses noch namenlose, schwierigere Adventure soll 2014 erscheinen, mit Nordic Games als Publisher (wie schon bei The Raven). Als wir Jan Theysen nach mehr Details fragen, windet er sich beinahe wie gewisse Bundeskanzlerinnen beim Thema NSA: Er könne weder das genaue Genre noch das Setting verraten, sonst verrate er angesichts der Studio-Historie viel zu viel. Er lässt sich dann aber zu folgender knappen Information hinreißen, die King-Arts-Kennern angesichts zweier gewisser schräger Fantasy-Adventures um ein gewisses Vieh aber ausreichen könnte: Es wird – nach dem eher ernsten The Raven – "wieder ein humorvolles Setting" haben.
Hmm, auf schräge Fantasy-Adventures hab ich so gar keine Lust, aber auf The Raven freue ich mich. Eben weil es kein Fantasy-Setting hat und wegen der vermutlich eher realistischen Rätsel. Dieses ganze abgefahrene Zeug ist nicht meins.
Geht mir ähnlich. Seit Discworld damals habe ich eine Allergie gegen unlogische Fantasy-Adventure-Rätsel.
Das erste Discworld hab ich sogar MIT Komplettlösung nicht geschafft Oo. Ich muss irgendwo eine Kleinigkeit vergessen haben und dann hing ich gegen Ende einfach fest ....
Aber Book of Unwritten Tales hat mir sehr gut gefallen, obwohl ich eigentlich nicht so auf diese lustigen Fantasy-Adventures stehe. Die Rätsel waren nicht sonderlich schwer, aber immerhin auch nicht unlogisch. Und der Humor war klasse, weil er eben nicht so mit dem Holzhammer ausgeteilt wurde.
Ich mag beides sehr gerne, kann mal ernst, mal aber auch abgefahren sein.
Letzteres wird derzeit ja ganz gut bedient. Mir fehlen einfach die eher realistisch angelegten Adventures (gern auch mit einem Schuss Mystery wie bei Memento Mori).
Wenn man sich die letzten Jahre in Deutschland anschaut, sind immer wieder interessante Entwickler aktiv. Leider sind sie weltweit nicht so aktiv, doch bewegt sich etwas. Ich kann mich an frühere Zeiten erinnern, wo das Jammern groß war, das es keine deutschen Entwickler gibt. Doch das hat sich deutlich gebessert und es gibt wieder tolle Spiele aus deutschen Landen. Ich hoffe, dass auch mal der internationale Erfolg kommt. Und ich meine nicht Crytek.
Wegfindung hat doch nichts mit Unity zu tun? Den Algorithmus muss man selber implementieren, ausser man kauft einen im Assetstore. Müssen halt mal einen richtigen Programmier einstellen der ihnen so etwas baut.
unity3d.com/unity/quality/ai
The Raven ist doch ein Film mit John Cusack ... werden da die Namensrechte nicht geschützt?
Der Filmtitel bedient sich hier ja auch nur bei Edgar Allen Poes berühmten Gedicht.