Plädoyer gegen den Begriff "Casual Game"

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15. Juli 2009 - 16:13 — vor 14 Jahren zuletzt aktualisiert
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Casual Games sind in - kurze, einfache Spiele für zwischendurch erobern nicht nur die klassischen Spieleplattformen wie den PC oder die Konsolen, sondern werden auch in Online-Communities wie Facebook immer beliebter. Im Gegensatz dazu stehen die oft als "Hardcore Games" bezeichneten traditionellen Computerspiele, die meist ein Vielfaches kosten und in einer richtigen Packung daher kommen.

Doch warum gibt es diese Unterscheidung in dieser Form überhaupt? Sind die Bezeichnungen "casual" und "hardcore" schlecht gewählte, unanschauliche Begriffe, die von einer Zockerelite geschaffen wurden, um die Spieleindustrie zu spalten? Diese provokante Meinung vertrat jedenfalls Dave Thomson vom schottischen Spielehersteller Denki in seinem gestrigen Vortrag auf der Develop-Konferenz in Brighton, der mit dem Titel "A Game is a Game is a Game" überschrieben war.

In seiner leidenschaftlichen Rede räumte Thomson mit den Vorurteilen auf, dass Casual Games die Spieler verdummten, das Geld von den geliebten großen Spieleserien abzögen und den Markt für "richtige" Spiele zerstörten. Er führt weiter aus:

"Der Begriff Casual Game wird oft spöttisch und herabschauend verwendet. Er hat einen Beiklang, der oft unzutreffend ist für die Spiele, die er beschreiben soll. In den letzten Jahren wurde auf Entwicklerkonferenzen wertvolle Zeit damit verschwendet, den Begriff zu definieren. Man hat sich darauf geeinigt, dass ein Casual Game eines ist, dass man auch nur für fünf Minuten spielen kann, das leicht zu verstehen ist und das auch Frauen über dreißig Spaß macht.
Das beschreibt für mich ziemlich genau Project Gotham Racing 4, das meine Freundin immer wieder gerne kurz mal spielt, eigentlich ein Spiel, das wir nicht wirklich mit dem Begriff "Casual" in Verbindung bringen würden. [...]
Wir sollten diesen Begriff also nicht mehr benutzen, denn wenn ein Spiel Spaß macht, werden es die Leute auch kaufen, egal welches Schildchen dranhängt."

Was meint ihr dazu? Ist die Unterscheidung zwischen "richtigen" und "Casual Games" überhaupt noch zeitgemäß?

HardBoiled08 17 Shapeshifter - 6393 - 15. Juli 2009 - 16:41 #

Ich glaube Casual Games haben heutzutage durchaus eine Daseinberechtigung. Mittlerweile hat bestimmt jeder "Core Gamer" schon mal ein "Casual Game" gezockt. Gibt ja sehr viele davon.

Anti 11 Forenversteher - 801 - 15. Juli 2009 - 17:04 #

Die Unterscheidung ist jetzt gerade erst richtig, denn die echten Spiele gehen langsam unter...

Nicol_Bolas 12 Trollwächter - 881 - 15. Juli 2009 - 17:16 #

A Game is a Game is a Game - Schön gesagt!

"Wir sollten diesen Begriff also nicht mehr benutzen, denn wenn ein Spiel Spaß macht, werden es die Leute auch kaufen, egal welches Schildchen dranhängt." *sign*

Pong, Asteroids, Pacman, Space Invaders, Tetris - alles Casual?

Gamaxy 19 Megatalent - 14748 - 15. Juli 2009 - 18:50 #

Mir ist auch nicht genz klar, was diese Unterscheidung den Spielern überhaupt bringen soll. Wahrscheinlich ist sie eher ein Resultat der Marktforschung, um verschiedene Konsumenten-Zielgruppen zu unterscheiden. Ich persönlich sehe mich weder als Casual- noch als Core-Gamer, denn mir sind zum einen viele Gelegenheitstitel zu banal, zum anderen habe ich aber auch nicht die Zeit, mich mit sonderlich vielen "Core"-Titeln auseinanderzusetzen bzw. sie sind mir bisweilen einfach zu schwer.

Von daher interessiert mich diese Unterscheidung überhaupt nicht, denn ich konsumiere Spiele aus beiden Marktsegmenten - wobei aber anscheinend viele Gamer den Fokus entweder auf das eine oder auf das andere zu legen scheinen, sonst gäbe es diese Unterscheidung wahrscheinlich gar nicht.

Zu C64- und Amiga-Zeiten wurde meines Wissens auch nicht zwischen verschiedenen Spieler-Gruppen unterschieden - vielleicht lag es ja daran, dass die Gamer sowieso als Verrückte abgestempelt wurden, die nicht auch noch in verschiedene Gruppen unterteilt werden mussten. In der Gegenwart handelt es sich aber um eine viel größere Personengruppe, auch Ältere konsumieren mittlerweile Games auf PCs und Konsolen und der Markt wird immer größer. Die Tatsache, dass zwischen verschiedenen Zielgruppen unterschieden wird (und nichts anderes ist diese Casual/Core-Geschichte nach meiner Meinung - eine Unterscheidung der Produkte, um diese für verschiedene Käufergruppen zu klassifizieren) beweist vermutlich letztlich nur, dass das ganze Thema auch wirtschaftlich eine viel größere Bedeutung angenommen hat als noch vor einem oder zwei Jahrzehnten und dass das Gaming "in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist", wie man so schön sagt.

Eigentlich eine erfreuliche Entwicklung, jetzt müsste es nur noch gelingen, dass Gamer auch von Politikern ernstgenommen und nicht in die Freak-Schublade gesteckt werden, dann wäre viel erreicht...

Vankog 10 Kommunikator - 366 - 15. Juli 2009 - 20:22 #

Mit was für Belanglosigkeiten man sich doch rumärgern kann -..-
Vlt. sollten wir mal Diskutieren, abe wann ein Auto ein "richtiges" Auto ist und ab wann ein "Kleinwagen".
Diese Energie für Sprachverdummungsaktionen sollte man echt in andere Sachen investieren.
Mir ist doch total egal, ob ein CasualGame vom Begriff her viel oder wenig kostet, oder ob meine Mutter damit spaß hat.
Das kommt aufs SPiel drauf an und nicht auf "Casual".

Was mich angeht, so bin ich mittlerweile ein ziemlich großer Fan von Casual Games geworden.
Dies hängt mit dem Studium zusammen, und dass man in den Vorlesungen Langeweile verdrängen will.
Wozu richtige "core" Spiele nicht geeignet sind, da mein Tablet die zum einen nicht schafft und zum anderen würden die mich zu sehr fesseln, anstatt mal nebenbe noch was aufzuschreiben.
Also sieht man mich oft auf Jayisgames, Kongregate, TIGSource etc. rumsurfen um mal für 5 Minuten Spaß zu haben.

Was mich dann aber wieder dazu führt, dass CasualGames, wie WorldofGoo oder PlantsVsZombies auch wieder nicht geeignet sind, da sie doch zu sehr ins Spielgeschehen ziehen.

Dies ist für mich dann diese Randgruppe, in der ihr grade verzweifelt versucht zu klären, ob es, oder ob es keine CasualGames mehr sind.

GamingHorror Game Designer - 968 - 15. Juli 2009 - 21:55 #

Paßt nicht zum Thema, ich konnts mir nicht verkneifen. ;)

"Der Begriff Killerspiel wird oft spöttisch und herabschauend verwendet. Er hat einen Beiklang, der oft unzutreffend ist für die Spiele, die er beschreiben soll. In den letzten Jahren wurde auf Bundespressekonferenzen wertvolle Zeit damit verschwendet, den Begriff zu definieren. Man hat sich darauf geeinigt, dass ein Killerspiel eines ist, dass man auch nur mit fünf Waffen spielen kann, in dem es leicht zu töten ist und das auch Frauen über dreißig zu killern macht.
Das beschreibt für mich ziemlich genau Grand Theft Auto 4, das meine Freundin immer wieder gerne kurz mal spielt, eigentlich ein Spiel, das wir nicht wirklich mit dem Begriff "Killer" in Verbindung bringen würden. [...]
Wir sollten diesen Begriff also nicht mehr benutzen, denn wenn ein Spiel Spaß macht, werden es die Leute auch kaufen, egal welches Schildchen dranhängt."

So ist es! :)

Florian Pfeffer 21 AAA-Gamer - 30267 - 15. Juli 2009 - 22:19 #

Sehr gelungene "freie" Übersetzung ;-)

bam 15 Kenner - 2757 - 15. Juli 2009 - 23:56 #

Ich würde bei Casualgames grundsätzlich eine ganz andere Definition wählen. Casualgames: Easy to learn, easy to master.
Fehlende Komplexität, fehlender Anspruch, fehlende Langzeitmotivation.

Wie man die Spiele nun nennt ist doch wurscht. Fakt ist: Casualspiele werden verstärkt auf den Markt gebracht. Was vor ein paar Jahren noch als Freeware-Spiel im Netz rumschwirrte wird mitlerweile in optisch ansprechenderer Form als Vollpreistitel verkauft.

Natürlich ist eine leicht negative Assoziation vorhanden. Nicht jedes vermeintlich simple Spiel ist ein Casualspiel. Niemand würde auf die Idee kommen und Tetris als Casualspiel bezeichnen.
Es geht da viel mehr um Titel die absolut keine spielerische Herausforderung darstellen.

Somit ist die Bezeichnung "Casual" schon brauchbar. Wie immer gilt aber: Es gibt keine harten Grenzen, der Übergang ist fließend.

GamingHorror Game Designer - 968 - 16. Juli 2009 - 10:29 #

Ein casual game kann durchaus komplex, anspruchsvoll und lange motivierend sein. Viele Puzzle- und Tüftelspiele besitzen diese Eigenschaften.

Florian Pfeffer 21 AAA-Gamer - 30267 - 16. Juli 2009 - 11:05 #

Bejeweled und Konsorten stellen durchaus eine spielerische Herausforderung dar. Auf diversen Seiten (King.com, Worldwinner.com...) wird damit echtes Geld gemacht.

Es geht darum, dass "Casual" keine Genre-Bezeichnung sein soll, sondern dass z.B. Bejeweled ein Puzzle-Spiel, oder Zuma ein Action-Spiel ist. Niemand würde beispielsweise Halo3 als "Harcore" oder als "richtiges" Spiel bezeichnen, sondern vielmehr als Shooter.

melone 06 Bewerter - 1512 - 16. Juli 2009 - 7:27 #

Es ist eine Genrebezeichnung für kurzweilige, nicht allzu komplexe Spiele, die sich schnell aufnehmen und genauso auch wieder weglegen lassen - was manchmal schwerer ist, als man denkt.

Ich weiß nicht, was daran schlimm sein soll Spiele so zu klassifizieren. Es gibt ja auch Schubladen für Shooter, RTS, Adventures usw.

Eine negative Behaftung kommt allenfalls von Redakteuren, die diese Spiele in der Anfangszeit, gerne mal im Kontext zu ihren eher komplexen Lieblingsspielen gesetzt, belächelt und als Mädchenspiele abgetan haben. Gerade in Deutschland leben sehr viel Entwickler von genau diesem Genre.

Ein gutes Casual Game macht allemal mehr Spaß, als ein eher durchschnittlliches Vollpreisspiel.

Daß es früher am Amiga nicht diese Klassifizierung gab liegt schlicht und ergreifend daran, daß die Spiele in ihrer Komplexität viel näher beieinander lagen und es keine so klare Trennung zwischen aufwendigen und einfachen Spielen gab.

Porter 05 Spieler - 2981 - 16. Juli 2009 - 12:39 #

tripe A Games...
casual games...

naja der Aufwand und der Umfang bei Entwicklung und beim Spielen selbst läßt sich da schon von ableiten.

klar können "popcap" Spiele (auch über einen längeren Zeitraum) Spass machen aber deshalb würde die nicht im gleich Atemzug wie ein Resident Evil nennen.
Es ist ein Unterschied ob ich nur ein paar Tasten drücken muss um Bunte steinchen aufblinken zu lassen oder ob ich in einer abwechslungsreichen und detaillierten 3D Umgebung spannende und Actionreiche Geschichten erlebe und die Eindrücke und die versch. Gefühle dabei haften bleiben und mit Freunden noch Jahre später darüber reden kann...

angefangen hat die Spiele Industrie mit "Casual games" und die "Triple A Titel" bzw. Franchises bzw. "Hardcore games" sind daraus erwachsen, natürlich muss man da unterscheiden!
zwischen Daily Soap, Serie und Spielfilm/Kinofilm unterscheidet man ja auch ^^

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 17. Juli 2009 - 10:20 #

Also ich weiss gar nicht was er hat der Herr Thomson, ich sehe überhaupt nicht das der Begriff Casual Game in irgendeiner Weise negativ ist, im Gegenteil bedeutet "casual game" für mich nur das es Spass für Zwischendurch ist, ein Spiel das ich mal anfangen kann auch wenn ich wenig Zeit habe, das hat für mich überhaupt nichts damit zu tun das diese Spiele weniger wert wären, oder kategorisch schlechter wären.
Bei Filmen unterscheidet man auch zwischen Vollpreis-Produktionen und Kurzfilmen, genauso wie zwischen Büchern und Kurzgeschichten, da regt sich auch keiner auf.

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