Was in Mittelerde wie eine typische Zankerei zwischen Sackheimbeutlins und Beutlins vom Bühl anmuten würde, hat sich in unserer Welt als typischer Rechtsstreit um das geistige Erbe von J.R.R. Tolkien entfaltet. Angefacht wurde der Konflikt durch eine Klage seitens der sogenannten ‚Tolkien Estate’, der Erbengemeinschaft des britischen Altmeisters. Ihr gegenüber auf der Anklagebank sitzen die Medienriesen Warner Bros und New Line Cinema gleich neben der Saul Zaentz Company, welche schon seit 1969 an den Lizenzrechten für Tolkiens Material teilhatte (Saul Zaentz brachte 1978 unter Leitung des Zeichners Ralph Bakshi die bekannte Zeichentrickversion des Herrn der Ringe heraus).
Der Stein des Anstoßes war eine Vertragsklausel, der gemäß es den angeklagten Parteien gestattet war, die Lizenz („Der Herr der Ringe“ bzw. „Der kleine Hobbit“) für den Vertrieb „physischer“ Waren zu verwenden. Nach Auffassung des Anklägers erstreckt sich dieses Recht jedoch keineswegs auf den immer populärer werdenden „elektronischen Download oder Online-Zugriff über digitale Plattformen“. Demnach stellt die Tolkien Estate nun die Forderung, all das über „Browser, soziale Netzwerke wie Facebook, Mobiltelefone und Smartphone-Applikationen, Internet-TV und andere tragbare Geräte wie iPads und Tablets“ erworbene Material vom Markt zu nehmen. Das würde unter anderem auch Onlinespiele wie das kürzlich durch das Expansion Pack Die Reiter von Rohan erweiterte MMO Der Herr der Ringe Online betreffen, sowie jeden beliebigen DLC zu den bisher erschienenen Titeln. Als Alternative wird den angeklagten Parteien die Möglichkeit eingeräumt, der Interessengemeinschaft von Tolkiens Nachfahren 80 Millionen US-Dollar Schadensersatz zu zahlen.
Offenbar wurde die Tolkien Estate durch eine fehlgeleitete Junk-E-mail erstmals auf die Zustände aufmerksam, der zufolge Warner Bros. die Produktion einarmiger Banditen mit Ring-Motiven für ihre hauseigenen Spielcasinos geplant hatte. Dabei ist es eine Ironie des Schicksals, dass vor kurzem gerade erst Warner Bros. selbst ein Gerichtsverfahren gegen die Entwickler eines nicht-kommerziellen Projektes seitens Herr der Ringe-Spielefans eingeleitet hatte (wir berichteten).
Es ist vorerst nicht abzusehen, welche der beiden Parteien vor dem District Court in Los Angeles die besseren Aussichten auf Erfolg hat. Man kann jedoch mit gewisser Sicherheit darauf schließen, dass derjenige, der in naher Zukunft die gerichtliche Niederlage erleidet, von der Gegenseite alsbald gefunden, ins Dunkle getrieben und ewig gebunden wird, im Lande Mordor, wo die Schatten droh’n.
tja, das liebe Geld...
wenn solche Sachen wie Minigames bei Facebook, Figuren und solche Sachen vom Markt verschwinden, würde mich das nicht kümmern, aber da mit Schlacht um Mittelerde, HdRO und Co auch Spiele betroffen wären, die gut waren und sind (ob es eine Minderheit unter den vielen Umsetzungen ist, kann man streiten, bzw. kann man nicht. dem ist so ^^ ), wäre das sicher schade. bin jedenfalls gespannt, wie das ganze ausgehen wird
Es geht gar nicht um die großen Spiele wie LotRO und Schlacht um Mittelerde, sondern um so sinnlose Spiele wie Puzzeln oder Einarmiger-Bandit am PC... Die richten PC-Spiele sind nicht betroffen! :)
Doch. Es geht u.a. um nicht-physische Waren wie Online-Spiele und Spiele von Steam.
Meine Kopie von HdRO ist aber durchaus sehr physisch auf einem Datenträger gespeichert. In der Klageschrift wird Herr der Ringe Online kein einziges Mal explizit erwähnt.
Das könnte sich gut oder schlecht auswirken. Sollten wirklich alle "Online-Spiele" betroffen sein, droht hier vielleicht ein Shutdown.
Allerdings ging HdRO damals mit ausdrücklicher Erlaubnis der Lizenzgeber an den Start, sofern ich mich recht erinnere. Deshalb glaube ich nicht, dass das MMO wirklich davon betroffen sein wird. Zumal das Spiel, im Gegensatz zu Slot-Machines und dergleichen, eng an der Vorlage orientiert ist, wenn man mal von kleineren Sachen absieht (Spielerklassen wir Kundiger oder Runenbewahrer - auch wenn es durchaus schlüssig erklärt wird).
ich sag ja, alle Spiele die es auch auf Datenträgern gibt, sind nicht betroffen. ;) Es geht lediglich um Spiele die es nur Online gibt und auf keinem Physischen Datenträger. Davon sind die "echten" Videospiele nicht betroffen, also keine Sorgen lieber Spieler. :)
Das sieht bei der angegebenen Quelle (GameStar) ganz anders aus. Die als DVD verkauften Versionen von den Spielen sind nicht bedroht, allerdings dürften die Spiele nicht mehr rein digital bei Steam und anderen Plattformen angeboten werden und das free to play-Geschäftsmodell von HdR-Online stände vor dem aus. Die müssten vielleicht sogar allen Kunden, die das Grundspiel oder eines der Addons digital gekauft haben den Account sperren.
Eben nicht, weil Turbine die Rechte für die digitale Vermarktung vor vielen Jahren erworben hat, und deswegen auch nicht von der Klage betroffen ist. Zudem arbeitet Turbine sehr eng mit der Tolkienerben zusammen, was die Spekulation über das aus für HdRO noch unsinniger macht.
Schönes Schlusswort.
Finde ich auch.
Jab sehr passend :)
Finde ich nicht.
Querschlaeger! :-)
Danke, danke. Meines Erachtens gehoert ein kleines Spritzerchen Humor (fast) immer zu einer guten News. Vor allem in einem Spielemagazin. Wir sind ja hier nicht die New York Times :-)
Wenn man es genau betrachtet, ist die ganze Kleinkraemerei um Lizenzen auch der reinste Witz - vor allem, wenn solche Giganten sich gegenseitig verklagen. Ist ja nicht so, als ob die am Hungertuch nagen muessten, egal ob sie immer im Recht sind oder nicht...
Warner? New Line? Ich hoffe die Hobbit-Filme geraten dadurch nicht in Gefahr? Zutrauen würde ich den Winkeladvokaten alles...
Nur ein Teil des Merchandising könnte theoretisch wegfallen. Der dabei entstehende Verlust wäre aber sicher höher als die geforderte Summe.
Bei sowas frage ich mich immer: würde der geiste Vater von der ganzen Sache jetzt lautstark applaudieren - oder sich beschämt im Grabe umdrehen, da er sein "Erbe" gerne als geschätztes Allgemeingut (ohne kommerz-Gedanken) sehen würde? Die Antwort werden wir wohl nie erfahren.
Danke, das gleiche denke ich auch!
Ist Tolkien-Erbe eigentlich eine hauptberufliche Tätigkeit? Oder eher ein Ehrenamt? ^^
Verwaltung des Erbes ist bei solchen Erbschaften nicht fast immer eine hauptberufliche Tätigkeit. Der Gutti hat doch vor seiner Politkarriere nur das Familienvermögen verwaltet ;).
Im Endeffekt sind es ja 2 Unternehmen die sich um die Lizensgebühren streiten. Tolkien Estate (Erbengemeinschaft) und Middle-earth Enterprises. Dabei hat J.R.R. Tolkien schon zu Lebzeiten die Rechte für seine Hauptwerke an Middle-earth Enterprises verkauft, allerdings halt nur nur für nicht digitale Produkte (kein Wunder zu der Zeit). Das Tolkien Estate bei den rein digitalen Produkten mitverdienen möchten, find ich eigentlich nur verständlich. Gutes Timing so kurz vor den beiden Hobbit Filmen.
Weiß jemand ob und wann die Rechte an den Namen, Figuren und Handlung erlöschen?
Das Spiel betreffend, kann ich mich erinnern, dass Turbine die Rechte bis 2017 erworben hat. Was die generelle Lebenszeit von solchen Lizenzvereinbarung angeht, kann ich aber nicht weiterhelfen.
Ich glaube, die können nicht erlöschen, solange die Rechte über ein Testament weitergegeben werden. Sollte dies nicht mehr der Fall sein, so gehen die Rechte wahrscheinlich ins Allgemeingut über. :)
Also eigentlich werden Werke 70 Jahre nach dem Tod des Autors gemeinfrei. Egal ob jetzt das Erbe weitergegeben wurde oder nicht. Dient ebend zu Versorgung der Nachkommen. Bis zu deren Tod offensichtlich...
Bei Musikstücken sind es derzeit "noch" 50 Jahre. Allerdings erwarte ich fast schon sowas wie eine Lex Beatles und Lex Rolling Stones. Ich glaube sogar, dass das schon mal gemacht wurde. Glaube sogar wir hatten schon (mehrfach) eine Verlängerung der Schutzfristen bei Büchern. Immer dann, wenn das Machwerk von diesem Schreihals aus Östereich frei geworden wäre. Ging in der EU nicht mehr.
Also 2015-1945 ergibt bei mir 70. Wo siehst du da eine Verlängerung der Schutzfristen?
Er meint die Verlängerung der Schutzfristen, und da gab es eine 1934 auf 50 Jahre, und eine 1965 auf 70 Jahre.
Schon. Aber diese wurden in der BRD eben nur einmal 1965 verlängert. Nicht "mehrfach angepasst" um die Veröffentlichung von "Mein Kampf" zu verhindern. Auch in dem speziellen Fall gab es keine Ausnahmeverlängerung.
Stimmt, da hast du recht! Zumal zwischen dem Auslaufen und der Verlängerung auch noch Jahrzehnte liegen, macht sein letzter Satz überhaupt keinen Sinn.
*vorletzter: Immer dann, wenn das Machwerk von diesem Schreihals aus Östereich frei geworden wäre.
So eine Dämonisierung dieses Buches find ich allgemein falsch. Ist zwar komplett off-topic, aber was zur Hölle bringt es? Aus dem Verkehr kann man das Buch eh nicht ziehen, da es beispielsweise in Polen an jeder Ecke zusammen mit allen möglichen Nazi-Devotionalien zu bekommen ist (leicht übertrieben).
Symptome und regulierbare Symbolik verbieten ist halt einfacher (und günstiger) als Ursachen und Gründe zu bekämpfen. (Siehe auch Amokläufe<->Videospiele) Und jetzt Back2Topic, bitte. :)
sfaerb versucht hier einen Zusammenhang herzustellen, der einfach nur Unsinn ist. Ohne die Verlängerung der Schutzrechte 1965 auf 70 jahre, wären die Rechte 1996 ausgelaufen. Da sind 31 Jahre dazwischen, und hat rein garnichts mit dem Buch zu tun. Die Verlängerung erfolgte Aufgrund internationale Abkommen.
soweit ich weiß läuft sie '13 oder '14 endgültig ab
2016
Da hoffe ich als immer noch aktiver HdRO Spieler, dass die Klage abgewiesen wird.
Nichts leisten, aber die Scheiße rausklagen...
Tja, im wahrsten Sinne "von Beruf Sohn"... ^^
Und die Information, dass besagte Leute "nichts leisten" hast du woher?
Wenn mir die Rechte an etwas gehören würden und ich könnte damit Millionen verdienen, dann würde ich zur Not auch Dich verklagen wenn es Aussicht auf Erfolg hätte.
Mich auch? ;-)
Die Frage ist nur, ob die das noch nötig haben...
Ich hoffe echt, dass HdRO in Ruhe gelassen wird. Turbine hat echt viel Arbeit in das Spiel gesteckt, um ein stimmungsvolles Mittelerde zu erschaffen. Wäre schade, wenn das von ein paar Paragraphenreitern zerstört würde.
HDRO ist davon nicht betroffen... so what?
echt nicht? hatte das im Artikel anders verstanden...
Weil der Artikel leider übersieht, das Turbine die Rechte dafür erworben hat, und wenn ich das richtig im Kopf habe müßten die 2017 laufen.
Na denn Prost! Gut, dass du das erwaehnst. Danke fuer die Info :-)
Hat fast schon was komisches