Ralph Baer könnte man – zumindest von der grundlegenden Idee her, Elemente auf dem Bildschirm interaktiv zu manipulieren –, als Erfinder der Videospiele bezeichnen. Der Einfall kam ihm bereits 1969, doch es sollte noch bis 1972 dauern, bis seine Firma Magnavox die Odyssey heraus brachte – die allererste Spielekonsole. Sie verkaufte sich rund 360.000 Mal und verwendete Steckkarten als Speichermedien.
Zusammen mit Bill Harrison entwickelte er einen Mechanismus, der das Fernsehbild steuern konnte. Ihre ersten Erfindungen waren jedoch nicht als Spielzeuge konzipiert. Dies änderte sich erst mit der Entwicklung eines Hebels, dessen Bewegung eine auf dem Fernseher angezeigte rote Box in eine blaue umfärbt. Als Baer diese Erfindung seinem Firmenvorstand vorstellte wurde diese Möglichkeit als reine Zeitverschwendung abgetan. Die beiden entwickelten auch ein Spiel, bei dem jeder Spieler einen Punkt von oben nach unten steuern konnte und ein dritter zwischen den beiden hin und her flog.
Atari-Gründer Nolan Bushnell zögerte seinerzeit nicht, sich bei der Odyssey Inspirationen zu holen – man denke nur einmal an Pong – heute gilt Atari als Erfinder der Videospiele in ihrer bekannten Form. Schwer vorzustellen, dass die heute existierende Milliardenindustrie einen solchen Start hatte. Für seinen Verdienst wurde Baer 2006 von George W. Bush mit dem Orden "National Medal of Technology" ausgezeichnet, der höchsten staatlichen Auszeichnung im Bereich Wissenschaft und Technik der USA. 2008 wurde er bei den Game Developers Choice Awards mit dem Pionier Award geehrt.
Ralph Baer scheint jedoch selbst nicht der Auffassung zu sein, ein vergessener Pionier zu sein. So schreibt er auf seiner Website:
Ich bin ein freischaffender, international bekannter Erfinder. Für gewöhnlich schreibt man mir zu, die Heimkonsolen-Branche in den 1960ern begründet zu haben.
Somit feiern wir in diesem Jahr ein Jubiläum: 40 Jahre Spielekonsolen.
Naja, mittlerweile ist er ja eigentlich allen Retrofans bekannt. Von vergessen kann man nicht wirklich sprechen.
Vor ein paar Jahren hat er seinen Geburtsort Pirmasens in der Pfalz besucht:
http://www.youtube.com/watch?v=sCTRx7qN_9E
und das Computerspielemuseum in Berlin hat er auch schon besucht:
http://www.youtube.com/watch?v=q8khOCIK-Dg&feature=related
Und was der Angry Video Game Nerd vom Odyssey hält gibt es hier zu sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=kDAKxjG7VaI
Neben dem Odyssey stammt z.B. auch SENSO von ihm.
Er ist Schirmherr des Computerspielmuseums
Außerdem Game Developer Choice Award 2008
Ich hab ihn nicht vergessen :)
Wurde ja auch schon bei den Spieleveteranen erwähnt. Trotzdem eine schöne kleine Zusammenfassung hier. Mir waren die Details bisher nicht so bekannt.
Irgendwie ist die Überschrift total irreführend. Offensichtlich sind sowohl Ralf Baer als auch viele andere Menschen (inkl. einem ehemaligem amerikanischem Präsidenten!) nicht der Auffassung, dass der Erfinder der Videospiele ein "vergessener Vater" ist.
Ich kannte ihn vorher nicht und würde behaupten, mich zu einem gewissen Grad ganz gut mit Retro auszukennen.
Naja, sicherlich kennt ihn nicht jeder. Aber du gibst hoffentlich zu, dass jemand der u.a. die "höchste staatliche Auszeichnung im Bereich Wissenschaft und Technik der USA" bekommt, nicht ganz unbekannt sein kann, oder? ;)
Wer bekannt oder unbekannt ist, liegt doch immer an der befragten Zielgruppe. Wenn ich in die Runde Frage, wer Andy Warhol kennt, würde ich auch denken: Jeder. Die Wahrheit wird bei 10% liegen.
Und die Zielgruppe einer Videospielewebseite mit überdurchschnittlich alten Lesern (behaupte ich jetzt einfach mal ohne Zahlen von 4players, GameOne und Co. zu kennen) kennt ihren "Andy Warhol" nicht?
Ändert nichts daran, das ihn fast nur Leute kennen, die sich mit der Materie befassen. Der durchschnittliche Computerspieler, vorallem die jüngeren, kennt ihn mit Sicherheit nicht. Deswegen kann man durchaus vom "vergessenen Vater" sprechen.
Von "vergessen" ist normalerweise erst dann die Rede, wenn jemand selbst in Fachkreisen nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkten Spezialistenkreisen bekannt ist und nicht mehr rezipiert wird. Das trifft nun nicht wirklich zu.
Einer meiner Dozenten hatte so ein Teil und hatte es auch mal in einer entsprechenden Videospielgeschichte-Vorlesung auch mal mitgebracht. Fand das Teil irgendwie total befremdlich. Ein Stück außerirdische Technologie, sowohl aus Sicht der 1960er als auch aus den 2000er :D. Irgendwie kein Vergleich zu allen anderen Konsolen die ich kenne.
Da wir allerdings mittlerweile in den 2010er sind, sind wir den 50 Jahren wohl schon näher als den 40...
*seufz* 2012-1972=40
Ja, die Odyssey ist 40 Jahre alt. Es ging hier aber um Spielekonsolen... und da war die erste laut Homepage vom Erfinder bereits 1967 in Form einer Lightgun-Konsole, auch wenn das direkt zwischen 40 und 50 Jahren ist.
Als erste Videospielkonsole gilt aber trotzdem die Magnavox Odyssey. Der Prototyp wurde zwar 1968 gebaut, aber veröffentlicht wurde sie 1972. Normalerweise gilt die Erstveröffentlichung als die "Geburt" eines Produktes.
Der Orthographie-Nerd schlägt wieder zu:
DER Verdienst ist z.B. Dein Einkommen, DAS Verdienst ist die erbrachte Leistung. Also hieße es "für sein Verdienst" statt *für seinen Verdienst", weil er ja nicht für die mit der Odyssey verdiente Kohle ne Auszeichnung bekommt.
Würd das ändern...
Nicht ganz.... am gängigsten dürfte die Formulierung "Er wurde für seine Verdienste ausgezeichnet." sein. Denn die besagte Person hat ja nicht nur eine einzelne Leistung oder einen einzelnen Verdienst erbracht, sondern vermutlich eine ganze Reihe von Leistungen/Verdiensten, die schließlich zum Ergebnis (der Odyssey) führten.
Würde man deinen Vorschlag nehmen, hieße der Satz "Er wurde für sein Verdienst ausgezeichnet." Und da stellen sich mir leicht die Nackenhaare auf. ;-)
Er ist also schuld! ;) Finde ich aber gut, dass er entsprechend gewürdigt wurde.
Wäre ers nicht, wärs halt nen anderer.
Dieses lächerliche "Der war zuerst" (Auch bei Musik etc), ist einfach nur lächerlich. Gilt für alles. Als ob etwas nicht passiert wäre, hätte es derjenige, ders "zuerst" gemacht hat, es nicht gemacht.
So ist das halt bei den Menschen
Doch! hätte es Ford nicht gegeben,hätten wir keine für uns finanzierbare Autos.
Ohne die Brüder Wright wäre das Flugzeug vielleicht erst Jahre später erfunden worden?
Diese Leute waren Visionäre!
Sie hatten Visionen die Sie in Taten umsetzten.
Guter Mann.
Also Baer hat zwar das Telespiel in das Heim gebracht, erfunden hat er es aber nun wirklich nicht!
Diese Ehre gebührt William Higinbotham, der Tennis for Two bereits 1958 erfand.
http://en.wikipedia.org/wiki/William_Higinbotham
Und selbst der kann noch übertrumpft werden, z.B. von A.S. Douglas, der 1952 ein grafisches Tic-Tac-Toe erfand. Mit dem Titel „Erfinder der Videospiele" sollte man in der Tat aus historischer Sicht sehr vorsichtig umgehen; wir wissen schlichtweg nicht, ob davor es nicht noch ein Genie gegeben hat, dessen Arbeiten verloren gegangen sind o.ä.
Ja, das OXO! Aber selbst davor gab es 1946 noch eine Raketensimulation von Thomas T. Goldsmith Jr. und Estle Ray Mann. Zu dem sie 1947 ein Patent eingereicht haben.
also "vergessen" ist der mann bestimmt nicht! in den letzten jahren gab es immer wieder berichte über ihn, seine erfindung(en) und seinen einfluss auf die videospielindustrie.
also ich kenne ihn erst seit heue;)