Durch zahlreiche öffentliche Proteste eingeschüchtert hat Konami heute bekannt gegeben, dass der sich bei Atomic Games in Entwicklung befindende Shooter Six Days in Fallujah, der erst zu Beginn dieses Monats offiziell angekündigt wurde, nicht veröffentlicht werden wird. Das Spiel sollte, unter Beratung von über 40 Soldaten, die vom 8. November bis zum 16. November 2004 in der Operation Phantom Fury im irakischen Fallujah kämpften, möglichst realistisch sechs Tage der Offensive nacherzählen. Bei dem laut US-Militär unerbittlichsten Häuserkampf seit 1968 in Vietnam kamen ca. 1300 Menschen ums Leben.
Viele Familien, die im Irak-Konflikt ihre Söhne verloren, pazifistische Gruppen oder auch Soldaten, die ihren Einsatz im Irak leisteten, haben sich mit Mails, Briefen und Telefonaten bei Konami darüber empört, dass man ein solches Ereignis nicht als Entertainment verkaufen solle. Nicht geholfen hat Konami hierbei sicherlich die von ihnen stammende Ankündigung, dass sie sich mit dem Spiel nicht groß zum Krieg äußern, sondern nur fesselnde Unterhaltung liefern wollen. Eine von Amnesty International gerügte militärische Operation als reines Entertainment zu verkaufen: das bietet ganz klar Angriffsfläche.
So gibt es zum Beispiel auch in der Filmindustrie zwar viele Filme über miltärische Aktionen (Black Hawk Down, Wir waren Helden, Der schmale Grat), jedoch haben sie alle ganz klar eine kritische Haltung zu dem, was sie abbilden. Sie erzählen vom Krieg und zeigen dies nicht selten auch in expliziten Bildern, haben aber dabei alle einen abschreckenden Beigeschmack: niemand wird nach Der Soldat James Ryan Lust darauf haben, in den Krieg zu ziehen. Anti-Kriegs-Filme sind schon seit langer Zeit gesellschaftlich anerkannt, Werke wie Apokalypse Now gelten auch heute noch selbst in Feuilletons als Meisterwerke.
Die Spieleindustrie aber hat hier noch einen weiten Weg vor sich. Das im Jahr 2007 in der Branche mit Preisen überhaufte Call of Duty 4 wird zwar unter Gamern ganz klar als Anti-Kriegs-Spiel gehandelt und hat viele charakteristische Momente, die aufgrund ihrer abschreckenden Wirkung ein flaues Gefühl im Magen hinterlassen, ist jedoch gerade in Kreisen, die sich mit Videospielen nicht auskennen, alleine aufgrund der Abbildung von Krieg oft noch verrufen. Dass sich Six Days in Fallujah also schwer tun würde, muss Konami schon im Vorfeld klar gewesen sein. Wenn schon ein auf fiktiven Konflikten beruhendes Spiel wie Call of Duty 4 Aufruhr verursacht, ist das bei einem auf einem realen Konflikt bestehenden Spiel erst recht so.
Ob Six Days in Fallujah wirklich nur Entertainment geliefert hätte (und somit wirklich als bedenklich gelten würde) oder ob es trotzdem, dass es ein unterhaltendes Spiel sein soll, dennoch eine kritische Sicht auf seine Materie behalten hätte, das werden wir nun wohl nicht herausfinden. Zumindest nicht von Konami. Eventuell aber könnte noch ein anderer Publisher Interesse bekunden, trotz absehbarer Kontroversen.
Und diese Kontroversen sind ja auch verständlich. Aber man wird sich berechtigterweise fragen dürfen, ob es ein Spielfilm über Fallujah genauso schwer haben würde wie ein Spiel dazu.
Ist die Entwicklung wirklich gestoppt? Konamis Absprung bedeutet nicht automatisch den Abbruch der Entwicklungsarbeiten.
Du hast vollkommen recht. Im Artikel habe ich auch nicht ein einziges Mal von einem Entwicklungsstopp geredet, da hat sich also in der Überschrift irgendwie ein Fehler eingeschlichen. Habe das jetzt geändert. Danke für den Hinweis.
Ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass die News in den Kommentaren eine Diskussion über das Thema auslösen würde. Tja, so kann man sich irren. :)
Warum sollten wir mehr Kommentare haben? Willst du etwa diskutieren? Diskussion führt nur zu Feindseligkeit, das ist nicht gut! Jetzt freu dich doch! *grin*