Kirsten Heisig war lange Jahre als Jugendrichterin in Berlin, zuletzt im Stadtteil Neukölln, tätig. Der Boulevard nannte sie mitunter Richterin Gnadenlos, da sie öffentlich an der Wirkung von pädagogischen Maßnahmen, die das Jugendstrafrecht einfordert, zweifelte – vor allen Dingen bei bereits mehrfach straffällig gewordenen Minderjährigen würde einzig die Beurteilung nach dem allgemeinen Strafgesetz zu den gewünschten Effekten führen. In ihrem vor einigen Tagen erschienenen Buch schildert sie nun ihre Erfahrungen mit der Jugendkriminalität in der Hauptstadt.
Die rund 200 Seiten lange Arbeit birgt politischen Zündstoff im Übermaß: Von der linken und rechten Szene ist ebenso die Rede wie von einer organisierten Migrationswelle, die die hiesige Kultur vollständig missachte und ausschließlich kriminelle Absichten verfolgt. Aber auch von aufkommender Gewalt abseits der sozialen Brennpunkte weiß Heisig zu berichten. Den staatlichen Organen wirft sie einen Zustand der Ohnmacht vor, da vieles aus Angst leichtfertig unter den Tisch gekehrt wird. Trotz dieser Reizthemen gelingt es der Autorin, einen vorbildlichen Stil zu halten: Die wenigen angebrachten Fachbegriffe aus dem juristischen Wesen werden anschaulich erklärt, ihre persönliche Meinung ist jederzeit als solche erkennbar und die Schilderungen einzelner Fälle gereichen ihr nicht zur Stigmatisierung. Zudem bemerkenswert: Videospiele und soziale Netzwerke im Internet werden lediglich in wenigen Nebensätzen abgehandelt – eine größere Bedeutung werden ihnen in diesem Zusammenhang schlicht nicht zubemessen.
Heisig wurde am 3. Juli 2010 in einem Wald tot aufgefunden, nachdem sie bereits Tage zuvor als vermisst gemeldet wurde. Von offizieller Seite wurde ein Suizid aufgrund von Depressionen vermeldet – nach der Lektüre fällt es ungemein schwer, dieser Darstellung Glauben zu schenken. "Das Ende der Geduld - Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter" wird von Herder verlegt und schlägt mit 14,95 Euro zu Buche.
Mag ja ein interessantes Buch sein, aber wo ist der Bezug zu Video und Computerspielen, wenn du ja schon selber schreibst, dass sie nur in wenigen Nebensätzen vorkommen!?
Gegenfrage: Wieso kommen in einem Buch, das detailliert über die inländische Jugendkriminalität berichtet, Videospiele eigentlich nur am Rande vor?
Ich bin der Meinung, dass ich dieses Buch nicht lesen muss, nur um mich bestätigen zu lassen, in der Meinung, dass Videospiele nichts mit Kriminalität zu tun haben.
Wie gesagt, es ist bestimmt ein interessantes Buch, aber zum einen finde ich, dass es doch sehr durch den Tod seiner Autorin in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist, andererseits hat es nicht wirklich viel mit dem Thema dieser Seite zu tun. Wäre die Autorin noch am Leben und würde ihrem Tagwerk nachgehen gäb es wohl wesentlich weniger Aufmerksamkeit.
Ich hab auch einige Bücher, die ich den Leuten gerne näher bringen würde, aber das würde wohl über gamersglobal.de nicht wirklich gut funktionieren, nicht dazu passen.
Richtig, du musst dieses Buch nicht lesen, um Bestätigung darin zu finden, dass Videospiele nichts mit Kriminalität zu tun haben. Dazu hätte es diese News und auch das Buch wahrlich nicht gebraucht - das bestätigen wir uns jede Woche schon aufs Neue selbst, nämlich immer dann, wenn sich gewisse Aktionsbündnisse und Interessenverbände zu Wort melden.
Somit bleibt aber weiterhin ungeklärt, wo die ganze Gewalt überhaupt ihren Ursprung findet, wenn es schon offensichtlich die Killerspiele nicht sind. Das Buch gibt hierzu einen guten Einblick. Nur weil Videospiele ausnahmsweise mal nicht das Zentrum der Diskussion darstellen, soll ein Buch über die Diskussion an sich nicht auf diese Seite passen?
Zur PR durch ihren Tod gebe ich dir übrigens vollkommen Recht. Ändert aber wenig daran, dass das Buch gut geschrieben ist. :-)
Sven, was habe ich gesagt? Und es war sogar gleich der erste Kommentar :) Aber damit war ja zu rechnen.
Ich finde es gut, wenn hier auch mal auf ein Buch aufmerksam gemacht wird, das sich mit den Problemen von Jugendlichen beschäftigt und vor allem mal nicht behauptet, dass Videospiele für die Verrohung der Jugend mitverantwortlich sind. Und genau das ist der Zusammenhang zu GG.de. Wenn Filmnews ihre Daseinsberechtigung haben, dann auch diese! So zumindest meine Meinung.
> Sven, was habe ich gesagt? Und es war sogar gleich der erste Kommentar :) Aber damit war ja zu rechnen.
Auch wenn wir uns im Vorfeld schon einig waren: Ich finde seine Kommentare nicht ganz unberechtigt. Die Frage, ob sich Videospieler an einer solchen Diskussion aktiv beteiligen sollten, ist keineswegs indiskutabel. Meine Meinung dazu ist ja klar, oder? :-)
Die Anmerkung, dass es noch andere gute Bücher gibt, ist übrigens ebenfalls richtig. Vorschlag: Wir berufen Cookieminee einfach in die Lesetipp-Redaktion - gute Bücher sind immer schick. :-)
Um Himmels willen, ich finde sie auch nicht unberechtigt. Das sollte nur eine Feststellung sein, dass wir offenbar Hellseher sind. Ich finde es sogar sehr wichtig, dass auch Videospieler sich an solchen Diskussionen beteiligen. So kann man vielleicht mal das Image der verblödeten Windelpuper loswerden ;)
Antrag für Aufnahme in Lesetipp-Redaktion hiermit unterstützt! :)
Na ja, um zu ahnen, dass eine Frage, die ihr beide berechtigt findet, gestellt wird, muss man kein Hellseher sein. ;-)
Wenn in dem Buch inensiver auf Spiele eingegangen worden wäre (ob positiv oder negativ), wäre die News einwandfrei. So finde ich die Sache zwar ganz interessant, aber ob sie hierher gehört, ist wirklich zweifelhaft. Ich bin aber auch nicht völlig dagegen, also habe ich doch mal ein Kudo gegeben. :-)
Was hat die Märtyrerin der PI News Leser mit Videospielen am Hut?
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"ebenso die Rede wie von einer organisierten Migrationswelle, die die hiesige Kultur vollständig missachte und ausschließlich kriminelle Absichten verfolgt. "
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Ich bin mir sicher, dass dies SO nicht im Buch steht und dass das "ausschließlich" vom Newsautor eingefügt wurde.
Warum sollte er sich das ausdenken? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das genau so in dem Buch steht. Wer in Berlin-Neukölln als Jugendrichter arbeitet, kann das sicherlich so sehen.
Ich hab das Buch nicht gelesen, nur ein paar Berichte von und über sie gelesen. Und in denen wirkte sie nich gerade als sei sie auf einer Linie mit Thilo Sarrazin und Geert Wilders.
Mit solchen Pauschalisierungen, dass alle (muslimischen) Migranten kriminell seien disqualifiziert man sich imo für eine ernsthafte Diskussion.
Der Islam ist hat etwa 1,3 Milliarden Anhänger, wenn die alle ein totalitäres und gewaltbefürwortendes Weltbild hätten, sähe es anders aus auf der Welt und in Deutschland.
Stopp, hier steht nichts von muslimischen Migranten, sondern von Migranten im Allgemeinen. Und noch viel weniger steht hier etwas von "allen muslimischen Migranten". Das beides hat sie sicher nicht gesagt, da sie das in der Tat für eine seriöse Diskussion disqualifizieren würde. Hier in der News, und wohl auch in ihrem Buch, wird nur von einem Teil der Migranten gesprochen, der sich kriminalisiert. Das ist ein himmelweiter Unterschied, ob man alle oder nur einen Teil so anprangert. Und sind wir mal ehrlich, Berichte von kriminellen Jugendbanden mit, aber auch ohne, Migrationshintergrund gibt es wirklich oft genug. So falsch liegt sie also mit dieser Einschätzung meiner Meinung nach nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich selbst Leute kenne, die sich da auf einem sehr schmalen Grat bewegen...
Eingefügt oder ausgedacht? Ich habe mich darum bemüht, eine kurze Zusammenfassung über die Themen des Buches zu schreiben. Inhaltlich passt das so schon, über meine Wortwahl können wir uns dagegen gerne unterhalten. :-)
Jetzt erfülle ich schon Prophezeiungen :)
Nein, mal im ernst. Ich geb euch da vollkomen Recht, dass die Jugendkriminalität in Deutschland nicht durch Videospiele hervorgerufen wird, aber ich halte es auch für problematisch, sich als Videospieler an solch einer Diskussion zu aktiv zu beteiligen. Das hat immer den Anschein sich zu rechtfertigen. Ich werd mir das Buch trotzdem auf jeden Fall durchlesen.
Mit den Filmen ist das auch so ne Sache, das find ich persönlich ebenfalls nicht wirklich gut (besonders weil die Filme inhaltlich gesehen meißtens eher mau sind), aber es sind meisstens Filme die auch ein Spiel besitzen, das ist bei Büchern ja leider selten gegeben, mal von Dantes Inferno abgesehen.
Ich glaube, der Spiegel druckt derzeit Auszüge aus dem Buch ab, zumindest war das vor 2 Wochen so. Falls man mal reinschnuppern möchte.