Offener Brief an das Aktionsbündnis Winnenden

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23. Juli 2010 - 15:38 — vor 13 Jahren zuletzt aktualisiert
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In einem offenen Brief haben sich der Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler (VDVC) sowie die Vereine Junge Piraten und Pirate Gaming an das Aktionsbündnis Winnenden gewandt und dabei deutliche Kritik geübt. In dem Schreiben beanstandet der Verband die erneuten Forderungen des Aktionsbündnisses, ein Verbot von sogenannten Killerspielen zu erwirken, obwohl man erst im Dezember letzten Jahres von solch einem Vorgehen abgerückt war. Die Begründung seitens des Aktionsbündnis damals: ein Verbot beeinträchtige die Selbstbestimmung erwachsener Menschen. Von dieser Position ist laut der Verfasser wenig verblieben, denn das Bündnis sei im vergangenen Monat mit einer Unterschriftenaktion und einem Appell an den deutschen Bundestag gleich mehrmals in alte Verhaltensmuster zurückgefallen, die einer sachlichen Diskussion im Wege stünden. Im offenen Brief heißt es dazu:

Leider aber sprechen Sie inzwischen wieder von „Killerspielen“ – ein unsachlicher Kampfbegriff, der nicht nur irreführend ist, sondern auch von nicht wenigen Spielern als beleidigend empfunden wird: Er setzt diejenigen, die Ego-Shooter spielen, mit professionellen Auftragsmördern („Killern“) gleich. Auch verdeckt er, dass der Zweck von Ego-Shootern, entgegen den Aussagen Ihres Bündnisses, nicht das Trainieren von Mord und Totschlag ist, sondern der freundschaftliche, sportliche Wettbewerb in Reaktionsgeschwindigkeit, Gruppenkoordination und Taktik.

Die Vorgehens- und Ausdrucksweise des Aktionsbündnis Winnenden wird auch von Norman Schlorke scharf kritisiert. Schlorke hatte 2009 die Demonstration "Wir sind Gamer!" in Karlsruhe organisiert und engagiert sich nun im VDVC. In der begleitenden Pressemitteilung wird Schlorke mit folgenden Worten zitiert:

Die Art und Weise, mit der immer wieder nach Verboten geschrien wird, kann von vielen Gamern nur noch als beleidigend empfunden werden. Falsche Behauptungen werden dadurch, dass sie ständig wiederholt werden, kein Stück wahrer.

Die Schreiber des Briefs sprechen sich gegen ein Herstellungs- und Vertriebsverbot aus. In Zeiten des Internets lasse sich ein solches Verbot ohnehin nicht mehr wirksam kontrollieren, außerdem würden dadurch volljährige Bürger aufgrund ihres Hobbys kriminalisiert. Man unterstütze das Vorhaben, gegen Gewalt an Schulen vorzugehen. Gleichzeitig betonen die Verfasser aber, dass der Grund für Amokläufe an Schulen nicht bei Videospielen, sondern vielmehr bei der sozialen Isolierung der Täter zu suchen sei.

Das Aktionsbündnis Winnenden wurde am 23. März 2009 von Angehörigen einiger Opfer des Amoklaufes vom 11. März gegründet. Damals hatte ein jugendlicher Täter zunächst 15 Personen und schließlich sich selbst erschossen. Die Tat löste vor allem in Deutschland eine Debatte über die Verschärfung des Waffenrechts sowie ein Verbot von gewalttätigen Videospielen aus. Das Aktionsbündnis sammelte unter anderem 85.000 Unterschriften für ein Verbot von Killerspielen und organisierte eine umstrittene Spielevernichtung (wir berichteten).

CookieGER (unregistriert) 23. Juli 2010 - 15:27 #

Diese ständigen Verbotsforderungen sind einfach nur lächerlich. Man möchte es sich mal wieder viel zu einfach machen, anstatt die wahren Gründen für Amokläufe und Gewalt zu suchen. Meiner Meinung nach sollten zum Beispiel Eltern wesentlich mehr Verantwortung übernehmen und sich besser um ihre Kinder kümmern.

kami. 12 Trollwächter - 847 - 23. Juli 2010 - 15:27 #

schoene news. tja, leider sind sich die fronten scheinbar immernoch kein stueck naeher gekommen. trauriges "aufgeklaertes" deutschland.

Roland_D11 15 Kenner - 3697 - 23. Juli 2010 - 18:44 #

Das Schlimme ist, dass dieser Trend nicht nur in Deutschland vorhanden ist. In Australien ist das Ganze z.B. noch schlimmer. Und von den USA (Hallo, Herr Schwarzenegger) will ich gar nicht erst reden.

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110372 - 23. Juli 2010 - 15:43 #

Gaming is not a crime...

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66904 - 23. Juli 2010 - 16:44 #

genau das steht auch auf meinem T-Shirt

seppel mit der sichel (unregistriert) 23. Juli 2010 - 16:12 #

aufgeklärt....hehe

Sven 18 Doppel-Voter - 9221 - 23. Juli 2010 - 16:28 #

Die ganze Geschichte hat, meiner Meinung nach, genau zwei mögliche Enden: Entweder passieren hier im Laufe der nächsten Jahre noch weitere Attentate und die Politik nimmt das Geschenk dankend an oder die alten Kohorten sterben vorher aus, sodass es sich aus politischer Sicht nicht mehr lohnt, damit Stimmen fangen zu wollen.

Wenn ich die schön geschriebene News inhaltlich kritisieren darf: Das war ein sozial ausgegrenzter Junge, der seinen Anschlag langer Hand geplant hatte - ein Attentat eben. Der insbesondere von den anderen Medien, die das Videospiel mitunter als Konkurrenz empfinden, geprägte Begriff des Amoklaufs ist folglich nicht nur inhaltlich falsch, er lenkt das Interesse auch ganz bewusst auf die feinmotorischen Fähigkeiten, die man sich mit Videospielen offensichtlich aneignen kann. Nimmt man es nämlich als Amoklauf, so dreht der Spinner einfach grundlos durch, kann aber natürlich sofort mit allen Kalibern zielsicher um sich schießen - macht er ja schließlich auch virtuell täglich. Nimmt man es als Attentat, müsste man sich ernsthaft (Waffen allein bringen niemanden um!) damit auseinandersetzen, wie es überhaupt so weit kommen konnte - würde eine Menge gesellschaftlicher Missstände an das Licht bringen, ziemlich unangenehme Kiste für alle Beteiligten.

Daher verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz, wieso selbst die Videospiel-Fachpresse den Begriff des Amoklaufs verwendet...

Erynaur (unregistriert) 23. Juli 2010 - 16:50 #

Triffst genau ins Schwarze. Amoklauf ist für diese geplanten Verbrechen einfach der falsche Begriff. Ich würde mir wünschen das GG hier auch lieber von Attentätern/Attentat spricht.

Vin 18 Doppel-Voter - 11879 - 23. Juli 2010 - 18:00 #

Das mag in der Analyse des Wortes sicher stimmen, aber (leider) hat sich "Amoklauf" in den letzten Monaten und Jahren als feststehender Ausdruck für dieses Verbrechen etabliert. Es mag faktisch Falsch sein, aber wenn jetzt jemand "School Shooting", wie die Amis das ja mmn. auch passender bezeichnen, sagt, weiß die breite Masse erst einmal nicht was gemeint ist.

Gerjet Betker 19 Megatalent - 14048 - 24. Juli 2010 - 1:56 #

Mit Absicht schreibe bzw. rede ich bei diesem Thema immer von "erweiterten Suizid" (so ist auch der Begriff bei der Polizei)

People Can Fly (unregistriert) 23. Juli 2010 - 16:37 #

Nach ca. 10 Jahren Beobachtung des Verhältnisses zwischen Gamern und Gegnern glaub ich, dass wir den “Dialog” getrost abschreiben können, denn was wir zu sagen haben, interessiert den geneigten Spielegegner die Hacke nicht.
Und das wird sich auch im Falle dieses Briefes wieder bestätigen!
Wetten?
Da kann man auch mit ner Wand reden. Einfach machen lassen und Spiele importieren, was soll das ganze Geschwafel, da tut sich eh nix.

Roland_D11 15 Kenner - 3697 - 23. Juli 2010 - 18:46 #

Sich einem Dialog zu verschließen ist aber in meinen Augen der völlig falsche Weg, damit stellst Du Dich auf die gleiche Stufe wie die, die ständig blind 'Killerspiele' schreien.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66904 - 23. Juli 2010 - 19:13 #

Das traurige daran ist nur, dass der Dialog von Spieler-/Spieleindustrie-/Spielejournalistenseite noch so sachlich eingeleitet werden kann, anscheinend ist die Politik wenig interessiert daran. Ist anscheinend noch immer ein guter Sündenbock, da viele Leute noch immer nicht wirklich etwas über das Thema wissen und die Medien schon immer gute Sündenböcke geliebt haben.

Anaka 13 Koop-Gamer - 1440 - 23. Juli 2010 - 16:51 #

Spiele töten kein Menschen,Waffen töten Menschen!

Herms 14 Komm-Experte - P - 1971 - 23. Juli 2010 - 17:24 #

Doch eher Menschen töten Menschen. Werden dabei Werkzeuge zu Hilfe genommen, nennt man diese auch Waffen.
Mit einem Messer kannst du dir dein Brot schmieren. Du kannst es aber auch als Waffe verwenden.

Rustikof 11 Forenversteher - 790 - 23. Juli 2010 - 16:52 #

Ich finde es viel wichtiger das Eltern gezielt gucken, was Ihre Kinder spielen und ob das Spiel überhaupt für sie geeignet ist! Ich sehen die Gefahr, das Kinder schon früh beginnen Ego-Shooter zu spielen und so nach und nach Gewalt etwas normales wird. Kinder/ bzw. ihr Gehirn kapiert nicht den unterschied zwischen realer und virtueller Gewalt. Gewalt wird so normal.

Deswegen: Liebe Eltern achtet darauf das eure Kinder keine Spiele spielen für die sie noch nicht alt genug sind! Erst als Erwachsender ist man in der Lage soetwas zu verarbeiten!

matthias 13 Koop-Gamer - 1406 - 23. Juli 2010 - 18:39 #

sollten wirklich mal vernünftige sachen bei rumkommen werden die wohl in dem ganzen angehäuften müll der letzten 10 jahre untergehen.

Vaedian (unregistriert) 23. Juli 2010 - 19:22 #

Bei dem Verein handelt es sich um Fanatiker, Fundamentalisten und verwirrte Mütter ohne wirklichen Bezug zum Thema, die keine Alternativen in Betracht ziehen können, denn das würde ihre Daseinsberechtigung auslöschen und sie zurück in die Anonymität verbannen.

Normalerweise wären Aussagen wie "Dialog ist der Weg" korrekt, aber dazu gehören immer zwei. Es bringt nichts, ständig die eigenen Dialogvorschläge gegen die Wand zu fahren, weil die Gegenseite partout nicht darauf eingehen will.

Dazu gibt es ein schönes Beispiel von Machiavelli, "in dem die Römer den Krieg nicht verhindern, sondern nur zum Vorteil der anderen aufschieben konnten.".

In einem solchen Fall ist es ratsam, die Diplomatie einfach mal Diplomatie sein zu lassen und andere Wege zu beschreiten. Möglich wären Zivilklagen wegen Rufmord, Geschäftsschädigung, Verleumdung, etc.. Bin da aber kein Experte, sondern schlicht der Meinung, dass der ewige Dialogversuch nichts bringt.

Das wiederum ist aber ein typisch europäisches Problem.

People Can Fly (unregistriert) 23. Juli 2010 - 23:13 #

tagesschau.de/inland/integration116.html
-
Sowas macht mir Angst.:-(
Kann mir sehr gut vorstellen, dass Frau Özkan nicht der Erfinder dieser Idee ist und sowas schon öfter erfolgreich in Bezug auf andere Themen versucht wurde.

Anonymous (unregistriert) 24. Juli 2010 - 0:24 #

So ein Blödsinn is das mit diesen Verboten, selbst wenn was drann wär, jeden Tag sterben zig Leute weil einer besoffen in ne Menschenmenge fährt, da müsste Alk schon längst verboten sein.
Wie gesagt, alles nur Blödsinn.

VERBIETET BROT! 99% aller Ammokläufer essen Brot!

Sunstar (unregistriert) 24. Juli 2010 - 1:19 #

Man muss eine Lüge nur oft genug wiederholen und sie wird zur Wahrheit.

Goldfinger72 15 Kenner - 3366 - 24. Juli 2010 - 10:25 #

In den USA wäre das "Aktionsbündnis" schon längst wegen Beleidigung, übler Nachrede, etc. mehrfach verklagt worden.

Für den eigentlichen Hintergrund habe ich durchaus Verständnis. Ich denke dass es normal ist, dass man als Angehöriger eines Opfers einen Schuldigen sucht. Jemanden, den man bestrafen kann.

Doch so langsam sollte auch das "Aktionsbündnis" begriffen haben, dass sie mit ihrer öffentlichen Hetze (ich kann es anders nicht mehr beschreiben) gegen hunderttausende und Millionen von Spielern die Fronten immer und immer mehr verhärten.

Warum fordert das "Aktionsbündnis" eigentlich nicht mal Dinge wie mehr Lehrer, bessere Betreuung, bessere Bildung, mehr Sozialleistungen, mehr Ausbildungsplätze, weniger Jugend- und Kinderarmut, etc?

Ich schätze, "Killerspiele" klingt einfach cooler?

Sunstar (unregistriert) 24. Juli 2010 - 20:07 #

In den Kommentaren der ARD spiegelt sich der ganze Hass auf uns junge Menschen wieder:
"Bei diesem Aufmarsch unter Verrückten musste es irgendwann zu Zwischenfällen kommen ..."
tagesschau.de/inland/loveparade114.html

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 25. Juli 2010 - 1:41 #

Bei den Winnender Aktions-Eltern besteht kein Interesse an Annäherung an das Thema Videospiele. Diese Leute pflegen einen Feindmythos und stilisieren sich Schreckensgespinste zu Recht, gegen die sie dann lautstark öffentlich vorgehen. Sportschützenvereine und Videospiele werden zum Feindobjekt. Die machen da so ne Art gemeinsame Traumatherapie auf diese Weise. Schade nur, dass da wohl einige auf Kosten der ganzen Sache ihre Profilneurose ausleben und dadurch auch Argumenten nicht zugänglich sind. Denen ist ihre Selbstdarstellung innerhalb dieses Kreises wohl das wichtigste Anliegen.

Ich möchte Jugendschutz konsequent umgesetzt sehen und Eltern, die auf ihre Kinder Acht geben. Damit wäre viel gewonnen. Lasst diese ziellosen Verbotsforderungen!

Henke 15 Kenner - 3636 - 25. Juli 2010 - 10:17 #

Lieber Earl Grey,
Dein abschließendes Statemant lautet:

"Ich möchte Jugendschutz konsequent umgesetzt sehen und Eltern, die auf ihre Kinder Acht geben. Damit wäre viel gewonnen. Lasst diese ziellosen Verbotsforderungen!"

Das mag im Prinzip ja richtig sein, aber wie willst Du einen Jugendschutz etabliert wissen, den die Jugendlichen am besten umgehen können? Sei es, sich als 12Jähriger von Oma GTA XY zum Geburtstag zu wünschen, Papas Passwort für die Pornoseiten herauszubekommen oder der Mama Geld inkl. Bankcard aus dem Portemonnaie zu klauen, um Kippen zu kaufen. Du kannst mir glauben, die kleinen Drecksblagen wissen ganz genau, wie wann was und wo.

Die Verantwortung für das, was aus unseren Kindern einmal werden wird, tragen in erster Linie die engsten Vertrauten - die Eltern.

Erst dann, weit abgeschlagen auf Platz schießmichtot (nach Pokemon und Konsorten) kommen dann die Lehrer, der Kaufhausdetektiv und die netten Herren Polizisten, die den Nachwuchs beim Einbruch in den Milchkeller der Schule erwischt haben...

Der Jugendschutz steht und fällt mit den Eltern, und bevor ich als aufgeklärter Erziehender mich einer wildgewordenen Meute mit dem Namen "Aktionsbündnis Winnenden" anschließe und hirnlose Parolen herausbrülle, praktiziere ich dann doch lieber Erziehung im stillen Kämmerlein... und ohne Hartz4-TV...

MfG Henke

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