Computerspiele werden aus Sicht des Medienforschers Johannes Fromme allzu oft vorschnell für reale Gewaltexzesse wie den Amoklauf in Winnenden verantwortlich gemacht. "Man merkt jetzt, dass die Diskussionen nach einem bekannten Muster ablaufen, aber nicht fundiert. Es ist alles sehr vorhersagbar, was da kommt", sagte der Professor für Erziehungswissenschaftliche Medienforschung an der Universität Magdeburg in einem Gespräch mit dpa. "Die Wahrscheinlichkeit, dass ein 17-Jähriger ein Counter-Strike-Spiel oder Ähnliches auf dem Rechner hat, ist relativ hoch. Eigentlich ist das normal."
Wichtig sei es, den jungen Menschen den Umgang mit Computerspielen beizubringen. "Das lernt man vor allem in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen, über die Resonanz von anderen, die mir wichtig sind. Die wichtigen Partner können auch im Internet sein." Entscheidend sei hier aber auch die Arbeit der Schulen, wo noch einiges im Argen liege.
"Ob man damit Geschehnisse wie in Winnenden verhindern kann, ist eine andere Frage. Ich glaube nicht, dass das nur an mangelnder Medienkompetenz lag, was da passiert ist." Im Abschlussbericht des Amoklaufes von Erfurt im Jahr 2002 habe sich dieses einfache Erklärungsmuster nicht bestätigt. Auch bei dem 17 Jahre alten Amokläufer aus Winnenden hatten Fahnder Killerspiele gefunden und einen deutlichen Zusammenhang zu dem Blutbad hergestellt.
Pauschalen Forderungen, Computer generell aus Kinder- und Jugendzimmern zu verbannen, erteilte Fromme eine Absage. "Das würde ich für unsinnig halten, weil ein Computer ein multimediales Gerät ist, das für alles Mögliche verwendet werden kann." Dazu gehöre, Filme abzuspielen, Radio zu hören und zu telefonieren oder Bücher zu lesen. "Natürlich müssen junge Leute lernen, mit dem Computer und den Risiken, die er birgt, umzugehen. Da gilt das gleiche wie im Straßenverkehr oder beim Umgang mit dem anderen Geschlecht."
Danke für diese wichtige News!