Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer:
Hilf auch du mit!
In unserer Rubrik Indie-Check stellen wir regelmäßig ein interessantes PC-Spiel eines unabhängigen Entwicklerstudios vor. Die Rubrik wird von unseren Usern Der Marian, Zaunpfahl, Vampiro und Dominius betreut.
Nach dem erfolgreichen Crowdfunding via Kickstarter im Jahre 2017 und einer Verweildauer von einigen Monaten im Early Access bei Steam ist mit
All Walls Must Fall das bisher aufwendigste Spiel des in Berlin ansässigen Studios inbetweengames erschienen. In dem selbsternannten „tech-noir“-Titel versucht ihr, einen Bombenangriff auf Berlin zu verhindern, der den ewig währenden Kalten Krieg heiß werden lassen könnte.
|
Die Glienicker Brücke spielt im Storyverlauf noch eine Rolle. |
Schritt für Schritt durch Berlin
Berlin im Jahre 2089: Der Kalte Krieg hat nie geendet, die Mauer steht noch und beide Machtblöcke stehen sich auch nach über einhundert Jahren weiterhin unversöhnlich gegenüber. Ihr übernehmt die Rolle des zeitreisenden STASIS-Agenten Kai, der mit Hilfe seiner temporalen Möglichkeiten den Angriff auf Berlin verhindern und die Hintergründe aufdecken soll. Dazu schleicht oder schießt ihr euch rundenbasiert durch Ostberliner Nachtclubs, immer den etwas undurchsichtigen Befehlen eures Vorgesetzten folgend.
Fans von klassischer Rundentaktik werden sich in All Walls Must Fall schnell zu Hause fühlen. Ihr blickt aus isometrischer Perspektive auf die Welt und bewegt euch schrittweise. Die Clubbesucher lassen sich von eurer Anwesenheit nicht irritieren, Gegner werden durch ein Ausrufezeichen über dem Kopf markiert. So könnt ihr auf einen Blick sehen, wo es gefährlich werden könnte. Ebenso ist stets ersichtlich, wie der Gegner bewaffnet ist, sowie welchen Typs er ist. Vor Gefechten lohnt es sich, die Umgebung nach guten Deckungsmöglichkeiten abzusuchen, wobei diese bei härteren Schießereien – ähnlich wie Wände – gerne mal in ihre Einzelteile zerfallen.
|
Berliner Clubnächte im Jahre 2089. |
Die Mauern müssen weg
Als Zeitreiseagent verfügt ihr über einige (freizuschaltende) Zeitmanipulationsfähigkeiten, die euch das Leben nicht nur erleichtern, sondern auch retten können. Fehltritte lassen sich recht einfach rückgängig machen, spannend wird es jedoch dann, wenn ihr die Welt „zurückspult“, selbst davon aber nicht betroffen seid. Auch das Gegenteil (bloß sich selbst zurückspulen) ist möglich, was zu allerlei taktischen Möglichkeiten führt und es euch auch erlaubt, eigentlich sicher kassierten Treffern zu entkommen. Nach jedem Gefecht bekommt ihr den Kampf nochmal in einer Actionsequenz aus anderer Kameraperspektive vorgespielt.
Brutalität allein hat jedoch noch keinen Krieg verhindert und so stehen euch auch andere Möglichkeiten offen, die prozedural generierten Missionen zu meistern. Wachen lassen sich oft auch durch Gespräche davon überzeugen, euch lieber in Ruhe zu lassen und die Zeitmanipulation hilft dabei, aufmerksamen Augen aus dem Weg zu gehen. Überwachungsdrohnen, Waffenscanner und Türen könnt ihr Hacken, statt sie bloß zu Klump zu hauen. Allerdings kosten euch all eure Fähigkeiten (innerhalb und außerhalb von Kämpfen) Zeitressourcen, die ihr durch das Erkunden der Levels und durch besonders spektakuläre Kämpfe erhaltet. Zwischen den Missionen, in denen ihr übrigens nicht speichern könnt, habt ihr die Möglichkeit, eure Waffen und Fähigkeiten aufzurüsten oder neue freizuschalten.
|
Zu dieser Location haben wir uns gewaltsam Zutritt verschafft. |
Im Dunkeln sind alle Clubs das Berghain
Grafisch ist All Walls Must Fall Geschmackssache. Der düstere und leicht sterile Look der Nachtclubs, durch die ihr euch schlagt, gefällt sicher nicht allen und auch die Wahl, alle Charaktere als gezeichnete 2D-Figuren mit einem minimalen Animationset zu gestalten, ist nicht für jedermann. Dem eigentlichen Spiel tut dies keinen Abbruch, aber mit der Unreal-Engine wären sicher auch abwechslungsreichere Umgebungen möglich gewesen, ohne aus dem gewählten Stil zu fallen. Denn irgendwann werden die sich stets ähnelnden Darkrooms, Lagerräume und geheimen Labors etwas langweilig. Die Clubsound, der passend zu den Missionsorten ertönt, bleibt angenehm im Hintergrund und auch die Steuerung geht einfach von der Hand, so dass immer klar ist, welcher Befehl mit welchem Klick oder welcher Taste ausführbar ist.
Einen kleinen Bonuspunkt gibt es für die Story: Die wird zwar ohne Sprachausgabe und nur in den Dialogen zwischen Kai und seinem Vorgesetzten erzählt, behandelt aber einige interessante Fragen rund um den ewigen Kalten Krieg und die Rolle der Zeitreisen, an die Kai kaum Erinnerungen hat. Der einzige Wermutstropfen, das sei hier fairerweise erwähnt, ist das Ende der Kampagne. Dieses lässt euch etwas ratlos und manch einen sicher auch frustriert zurück.
|
In einigen Fällen sind friedliche Lösungen der bessere Weg. |
Fazit
All Walls Must Fall ist ein solider Runden-Taktik-Titel mit einer ungewöhnlichen Optik, der genug Raum für taktische Überlegungen und Spielereien offen lässt. Frustmomente gibt es wenige, da sich die meisten Fehler per Zeitmanipulation rückgängig machen lassen. Wenn aber kurz vor dem Missionsende auf dem Weg zum Kartenausgang ein Haufen zeitmanipulationsresistenter Gegner direkt vor eurer Nase spawnt, könnt ihr die Mission vermutlich direkt wieder von vorne beginnen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt (oder sich einfach den Rhythmus der Gegnerspawns merkt), kann mit All Walls Must Fall seinen Spaß haben.
- Einzelspieler
- Runden-Taktik
- Für Fortgeschrittene und Profis
- Preis: 9,99 Euro bei Steam und itch.io
- In einem Satz: Knackig-düstere Cyber-Runden-Taktik mit Clubsound
Sieht ein bisschen wie Shadowrun Returns aus. Interessantes Setting aber wohl nicht so mein Spiel.
Als Berliner musste ich das backen. Hat wirklich was von E-Werk und Berghain. Nur gespielt habe ich es noch nicht...
Schöner Check :)
Cool Danke! Das sieht super aus:-)
Hab ich ein Auge drauf sogar
Bereits gekauft und angespielt. Bisher super. Und kauft es mit Soundtrack! Echt gut. (Gut hört euch erst den Trailer an, ob die Musik euer Ding ist.)
Der Check liest sich echt intressant, ich werde es gleich mal auf die Steam-Wunschliste setzen.
Danke für den Check. :-)
Schöner Einblick ins Spiel, das mich aber vom Look nicht so anspricht. ;)
Diese Manipulationen klingen in der Theorie gut. Aber ich fürchte, mir sind sie in der Praxis zu kompliziert.
Ist glaub ich nicht so meins, auch wenn ich das Setting interessant finde!
Hab jetzt doch mal reingeschaut. Sieht net aus, aber ich lass die Finger davon.
Danke für den Check! Das Rundentaktik-Genre kommt zwar wieder etwas verstärkt, aber ich glaube dieses hier ist nichts für mich. Zumindest nicht gleich, vielleicht mal im Sale. Oder es wird in ein Humble-Bundle gesteckt, so hab ich schon einige Perlen entdeckt/gespielt :)
Das klingt nicht schlecht, behalte ich im Auge.
Dank dem Check ist das Spiel tatsächlich in meiner Steam-Bibliothek gelandet. ;)
Und, schon mal reingespielt in den Titel?
Immer diese Fangfragen, leider noch nicht. Aber es ist immerhin schon installiert und gepatched. ;)
Wieder ein Spiel das auf meinen PoS liegt. Irgendwann..irgenwann....
Eins von den Spielen, die in der Theorie interessant klingen...