Story hui, Rest mehr pfui

State of Mind – Martin Ganteföhrs dystopischen Thriller angespielt

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Benjamin Braun 440058 EXP - Freier Redakteur,R10,S10,A10,J10
PS3-Experte: Ist auf PS3-Spiele spezialisiert und kennt auch die Konsole selbst gutDarf als Pro-Gamer die seltene „30“-Medaille tragen.Sport-Experte: Kümmert sich bei GamersGlobal um Sport- und RennspieleAdventure-Experte; Kennt sich wie kaum ein Zweiter mit Adventures ausArtikel-Schreiber: Hat 15 redaktionelle Artikel geschriebenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 5 Jahren bei GG.de registriertDieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2018 teilgenommenGold-Jäger: Hat Stufe 11 der Jäger-Klasse erreichtHow-to-Guru: Hat 10 How-tos / Lösungen geschriebenRollenspiel-Experte: Kaum ein RPG, bei dem er nicht das Ende gesehen hat...Dieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2017 teilgenommenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 3 Jahren bei GG.de registriert

12. Mai 2017 - 9:00 — vor 6 Jahren zuletzt aktualisiert

Teaser

Nachdem uns Martin Ganteföhr seinen Science-Fiction-Thriller auf der letzten Gamescom vorstellte, hatten wir die Möglichkeit, sein neues Abenteuer anzutesten.
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Berlin im Jahr 2048. Richard Nolan kommt nach seiner Bewusstlosigkeit wieder zu sich, um ihn herum das reinste Chaos. Er nimmt die Beine in die Hand und erneut wird ihm schwarz vor Augen. Mit dieser Sequenz beginnt State of Mind, das neue Spiel von Martin Ganteföhr (The Moment of Silence). Auch hier verschlägt es euch in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der der scheinbar unaufhaltsame Fortschritt auf Widerstand trifft. Unter anderem von Richard selbst – aber im Untergrund werkeln auch militante Fortschrittsfeinde, die zu einem einfacheren Dasein zurückkehren wollen.

Spannend, sarkastisch, tiefgründig
Wie wir euch bereits in unserem Gamescom-Vorschau berichtet haben, erzählt State of Mind  nicht bloß eine Zukunftsgeschichte über den ausufernden Technologie-Trend, bei dem menschenähnliche Roboter und Computer den Menschen alle Arbeit abnehmen. Und noch mehr: Sämtliches Wissen und Erinnerungen der Menschen werden in das sogenannten Cyberspace hochgeladen. Diese Daten wiederum werden in Bots integriert, die in einer Art Parallelwelt namens City 5 leben.
 
Die andere Seite ist die persönliche Geschichte von Richard Nolan: Er betrügt seine Frau, er hasst sein Kind und so ganz ist er erhöhtem Alkoholkonsum nicht abgeneigt. Allerdings ist er nicht bloß ein Unsympath, sondern verfügt wie bei Ganteföhrs Charakteren auch immer über gewisse Sympathie-Werte.

Er kann auch mal Herz zeigen. Vor allem aber basiert das Sympathie-Potenzial darauf, dass es ein echter Charakter ist. Kein strahlender Held, kein Mensch ohne Sorgen und Nöte – und eben einer, der genau wie unsereins eben nicht immer nett ist und moralisch einwandfrei handelt.

Beide Seiten, die Science-Fiction-Geschichte und die Persönliche, sind untrennbar miteinander verknüpft. Und genau das macht State of Mind so spannend, interessant und trotz des Zukunftssettings so lebensecht. Auch der Sarkasmus kommt immer wieder durch. So schreibt Richard, ein Journalist spezialisiert auf Technologie, einen Online-Artikel auf seinem Laptop. Das geschieht in einem eher schnöden Menü, bei dem wir Titeltext, Einleitung, Haupttext und eine Art Fazit per Mausklick bestimmen. Der Clou an der Sache ist jedoch, dass wir Richard auf Knopfdruck auch einen Whisky trinken lassen können. Erst dann werden für die einzelnen Textbestandteile neben einer „seriösen“ und einer „ironischen“ Variante auch die „sarkastischen“ und „aggressiven“ Versionen freigeschaltet. Und die haben es wahrlich in sich!

Mehr Entscheidungen als Rätsel
In State of Mind werdet ihr nicht bloß Richard spielen, sondern auch sein alternatives Cyberspace-Ich, Richards Geliebte Lydia sowie ein paar weitere Charaktere. Ab und zu spielt ihr auch mehrere Charaktere zugleich, was auch für die Rätsel im Spiel genutzt wird. Wie komplex die am Ende ausfallen, können wir nach den ersten Spieleindrücken noch nicht sagen – immerhin verspricht Entwickler und Producer Kai Fiebig 20 Stunden Spielzeit. Erlebt haben wir in jedem Fall eine Szene, in der der eine Charakter eine kleine Brücke an einem Terminal aktivieren muss. Da sie klemmt, muss der andere parallel dazu der Brücke noch einen Stoß verpassen. Gut, so ganz stimmt das nicht. Die Zeitspanne war in der Demoversion tatsächlich so lang, dass wir das auch mit Richard allein schafften.

Ob es komplexer wird? Bestimmt! Viel entscheidender für den Tiefgang werden aber wohl die Entscheidungen sein. Daedalic ist nicht das erste Studio, das weitreichende Konsequenzen verspricht. Wenn wir in der Rolle von Richard mit Lydia telefonieren, können wir entweder einlenken oder kein gutes Haar an unserer Frau lassen. Selbst solche Kleinigkeiten sollen sich deutlich auswirken.
Die Technologie-Feinde greifen zu radikalen Mitteln. Richard wird ihre Hilfe brauchen.


Outcast lässt grüßen
State of Mind setzt auf einen sehr speziellen, wie Martin Ganteföhr findet, zeitlosen Grafikstil. Uns stört er auch nach dem Hands-on nur begrenzt – schön finden wir ihn dennoch nicht. Insbesondere die Gesichter sehen wie die in einem Spiel mit moderner Voxel-Grafik à la Outcast aus. Wenngleich der Grafikstil gewöhnungsbedürftig ist, so könnten die noch vorhandenen anderen technischen Schwächen am Ende stärker negativ ins Gewicht fallen. Hier und dort gibt es Probleme mit der Kollisionsabfrage. Und so ganz optimal gelöst ist das „untersuchen“ oder „interagieren“ mit einem Hotspot auch nicht.

Wir glauben tatsächlich nicht, dass sich daran noch viel bis zur finalen Version ändern wird. Die soll zwar erst „Ende dieses Jahres“ für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheinen. Allerdings bestätigte uns Kai Fiebig auf Nachfrage, dass die Verschiebung der PC-Version, die für Mai geplant war, nur umterminiert wurde, damit der Start auf allen drei Plattformen parallel erfolgen kann. Oder besser gesagt allen vier. Denn eine Switch-Version ist ebenfalls in Arbeit.

Brian Basco ist zurück
Neben Richard spielt ihr auch Lydia (rechts).

Da wir auf dem international angelegten Daedalic-Event lediglich die englische Version von State of Mind anspielen konnten (ja, auch hier scheint sich Daedalic Hoffnungen zu machen, wenigstens einen Achtungserfolg in Nordamerika zu landen) können wir über die deutsche Version immer noch nicht viel sagen.

Was wir wissen ist, dass die Sprachaufnahmen beim Hamburger Tonstudio Toneworx stattfanden, die auch (fast) alle Eidos-Titel für den hiesigen Markt lokalisierten – aber auch Spiele wie Mass Effect oder Baphomets Fluch 5.

Über die Qualität der deutschen Dialoge machen wir uns bei Martin Ganteföhr keinerlei Sorgen. Und mit Sprechern wie Christian Stark für Richard (er lieh unter anderem Hauptfigur Brian Basco in der Runaway-Reihe von Pendulo die Stimme) sollte auch bei den Sprechern selbst nichts schiefgehen. Endgültig Aufschluss geben können werden wir darüber aber erst, wenn wir mehr als nur ein paar deutsche Sprachsamples gehört haben.

Meinung Benjamin Braun
Kenner von Martin Ganteföhrs früheren Werken würden mir wohl zustimmen, dass die meisten davon technisch und bisweilen auch beim Rätseldesign nicht die allerbeste Figur gemacht haben. Aber sie würden mir genauso zustimmen, dass Story, Atmosphäre, Dialoge, vor allem aber die aus dem Leben gegriffenen Charaktere fernab von schwarz und weiß die Schwächen fast in allen Fällen deutlich überstrahlten.

Nach dem Anspielen (leider nur in der englischen Fassung und nicht mit der deutschen Synchro) bin ich mir sicher, dass es bei State of Mind genauso sein wird. Denn weder die Stärken in den genannten Bereichen noch die Schwächen sind wegzureden. Der Grafikstil an sich gefällt mir sogar gar nicht schlecht, zumal er zum Szenario passt. Aber er wirkt doch in großen Teilen eine gute Ecke zu grob. Spielerisch kann ich den Titel noch nicht abschließend einschätzen. Tolle Rätsel erhoffe ich mir nicht, aber vielleicht ist ja was am Versprechen der Macher dran, dass die Entscheidungen im Spiel erheblich weitreichendere Konsequenzen haben als etwa in den Telltale-Spielen. Und 20 Stunden Solo-Spielzeit ist mal eine Ansage!

Ein paar Feinheiten bei der Steuerung sollte Daedalic bis zum Release gegen Ende dieses Jahres noch korrigieren, aber ansonsten bin ich zuversichtlich, dass am Ende ein Ganteföhr-Abenteuer herauskommt, das sogar seinem bislang besten Werk The Moment of Silence auf Augenhöhe begegnet – wobei ich rein bezogen auf Story und Atmosphäre Overclocked persönlich sogar noch etwas lieber mochte.

 
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440058 - 11. Mai 2017 - 21:00 #

Viel Spaß beim Lesen!

Dr.House-Meister (unregistriert) 12. Mai 2017 - 9:51 #

So sehr ich Adventures mag und ich den Ansatz hier super finde, kann ich mit den Artdesign und Look von Dadaelic leider nie was anfangen.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75006 - 12. Mai 2017 - 14:44 #

Die haben doch kein einheitliches Artdesign? Jede Spielereihe von ihnen sieht anders aus. Und State of Mind hat ja vom Look her mal Null mit den anderen Sachen von Daedalic zu tun.

PraetorCreech 18 Doppel-Voter - P - 12880 - 12. Mai 2017 - 10:02 #

Mit dem Namen Ganteföhr konnte ich ja mal gar nix anfangen, obwohl ich gerade Overclocked in sehr positiver Erinnerung habe. So positiv, dass ich jetzt der Rest des TAges überlegen werde, wie ich das Spiel von der Original DVD auf mein Surface Pro bekommen werde :-D
Egal, State of Mind setze ich mir mal auf meine innerliche Merkliste. Auch wenn ich gar keine 20 Stunden übrig habe.

direx 22 Motivator - - 37038 - 12. Mai 2017 - 11:12 #

Ich finde die Grafik durchaus ansprechend, auch das Setting. Könnte mich interessieren.

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62024 - 12. Mai 2017 - 18:48 #

Sehe ich auch so.

rammmses 22 Motivator - P - 32602 - 12. Mai 2017 - 11:57 #

Klingt wirklich interessant, kommt mal auf die watchlist.

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 12. Mai 2017 - 12:41 #

Klingt interessant. An den Grafikstil muss ich mich aber erst noch gewöhnen.

Btw: Die Charaktere in "Outcast" waren vorgerenderte Polygonmodelle, die Voxel-Engine kam wohl nur bei der Landschaft zum Einsatz. Sonst wären die damaligen Rechner wohl alle explodiert.^^

http://planet-adelpha.de/entwicklung-outcast

Bastro 17 Shapeshifter - 6336 - 12. Mai 2017 - 13:05 #

"The Moment Of Silence" gehört in meine Adventure-Top 5, bin sehr gespannt.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75006 - 12. Mai 2017 - 14:43 #

Find den Grafikstil zwar auch nicht so ganz überzeugend, aber das Spiel klingt interessant. Und 20 Stunden sind für ein Adventure ziemlich umfangreich. Ich hoffe aber, dass es auch ein paar schöne Rätsel geben wird.

Maverick 34 GG-Veteran - - 1299448 - 12. Mai 2017 - 14:47 #

Das Sci-Fi-Setting spricht mich schon mal an. ;)

Rebbot 11 Forenversteher - 582 - 12. Mai 2017 - 17:02 #

Voxel-Grafik à la Outcast? Nicht wirklich. Den gezeigten Grafikstil nannte man in den frühen Neunzigern "Vektor-Grafik", vielleicht war das gemeint?

"The Moment of Silence" war für mich eine riesige Enttäuschung: keine Rätsel (zumindest keine, die diese Bezeichnung verdient hätten), ewige Laufwege und die wohl billigste "Deus Ex Machina"-Auflösung der Adventure-Geschichte (wie kann man dieses Spiel für seine Story loben?) haben für mich das Spiel zerstört, obwohl ich das Setting extrem reizvoll fand. Genauso geht es mir bei "State of Mind", aber ich bleibe dennoch erst mal skeptisch.

Elfant 25 Platin-Gamer - 63208 - 16. Mai 2017 - 0:39 #

Martin Ganteföhrs Spiele waren mechanisch immer relativ schwach, allerdings versucht er auch immer seine Rätsel alltags tauglich zu halten und ordnet sie dem Fluß der Geschichte unter.
Deine Kritik an Tmos verstehe ich allerdings nicht, da die Geschichte in meinen Augen deutlich auf dieses Ende zusteuert.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75006 - 16. Mai 2017 - 17:35 #

Dass seine Spiele immer mechanisch schwach waren, ist für mich jetzt keine Begründung mehr, da er nun mit Daedalic zusammenarbeitet, die hätten das ausgleichen können. Aber leider wollen die auch immer mehr in Richtung Story-Adventure ohne Rätsel.

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62024 - 12. Mai 2017 - 18:51 #

Habe es auch gleichmal auf die Warteliste gesetzt. ;)

Moonseeker 12 Trollwächter - 1154 - 14. Mai 2017 - 13:41 #

Mal im Hinterkopf behalten. Das Setting triggert bei mir was. :)

Was mir nicht so gut gefällt, ist der starke Kontrast zwischen der Umgebung und den Figuren. Während mir der Stil der Schauplätze gut gefällt, passen die Modelle der Charaktere nicht so recht dazu.