In unserer Rubrik Indie-Check stellen wir regelmäßig ein interessantes PC-Spiel eines unabhängigen Entwicklerstudios vor. Die Rubrik wird von unseren Usern Der Marian, Zaunpfahl, Vampiro und Dominius betreut.
Im heutigen Indie-Check prüfen wir, ob ihr euch euren Kindheitstraum erfüllen und mit Train Sim World – CSX Heavy Haul zum Lokführer werden könnt. Der Nachfolger zum Train Simulator 2017 wurde von Dovetail Games mit der Unreal Engine 4 ausgestattet. Dadurch unterscheidet es sich optisch deutlich, aber auch sonst hat die Bahnsimulation einiges dazugelernt.
Zwei AC4400CW bei der Arbeit im Regen. Hinweis: es handelt sich um einen 4K.Screenshot. |
Steile US-Strecke
CSX Heavy Haul ist auf dem „Sand Patch Grade“ angesiedelt, die zu einer der steilsten Eisenbahnstrecken in den USA zählt. Im Spiel ist der ungefähr 70 Meilen lange Abschnitt zwischen dem Güterbahnhof in Cumberland (Maryland) und Rockwood nachgebaut, den ihr mit drei verschiedenen Lokomotiven befahren könnt. Die SD40-2, eine für amerikanische Verhältnisse kleine Rangier- und Kurzstreckenlok. Bei der GP38-2, handelt es sich um eine klassische Strecken-Lok, zudem gibt es die etwas modernere AC440CW. Die ersten beiden ähneln sich bei Bedienung und Aussehen stark und basieren auf größtenteils analoger 80er-Jahre-Technik, während die ab 1993 eingesetzte AC4400CW mit allerhand Elektronik und Computer-Steuerungen bestückt ist, die sich im Spiel auch zum größten Teil benutzen lassen.
Es gibt viel zu tun
Wer sich mit der Technik noch gar nicht auskennt, bekommt in sieben kurzen und voll vertonten Tutorials die Grundlagen für Bremsen, Rangieren, Kohle-Beladung und Bedienung der Lokomotiven erklärt. Eine Sache fehlt allerdings dabei: eine Erklärung der auf der Strecke verwendeten Signale. Ob man an einem rot-rot-gelben Signal nun anhalten muss oder nicht, muss man sich in anderen Quellen anlesen (Tipp: ihr dürftet dort mit verminderter Geschwindigkeit weiterfahren, wahrscheinlich über eine abzweigende Weiche). Über die schweigt sich auch das ansonsten recht ausführliche Handbuch (PDF-Download) aus.
Euer Arbeitsplatz an Bord einer SD40-2. Fast alle Schalter lassen sich funktional bedienen. |
Sieben Szenarien für Hobby-Lokführer
Nach den Tutorials stehen sieben Szenarien mit verschiedenen Aufgabenstellungen bereit. In manchen befahrt ihr einfach nur die Strecke von A nach B. Andere bieten komplexe Rangieraufgaben im Güterbahnhof, oder aber ihr füllt einen Zug voll mit Kohle und bringt ihn anschließend noch auf den Weg durch einen herbstlichen Sturm. Bei eingeschränkter Sicht und merklich schlechterem Bremsverhalten dank rutschiger Schienen bei Nässe, versteht sich. Diese sieben Szenarien bieten eine Spielzeit von rund elf Stunden und erzählen zusammen mit den Tutorials eine kleine Geschichte, in der ihr vom Neueinsteiger auf der Eisenbahn zum Profi-Lokführer werdet. Zusätzlich könnt ihr in einen 24-Stunden-Fahrplan mit einer Lokomotive eurer Wahl einsteigen und dort bestimmte Züge übernehmen.
Technik & Simulation
Train Sim World ist in seiner ersten Inkarnation noch von Performance-Problemen geplagt, denen die Entwickler aber bereits auf der Spur sind und mit dem zweiten Update schon stark verbessert haben. Rechnet trotzdem weiterhin mit FPS-Einbrüchen, insbesondere wenn euch andere Züge begegnen. Aber auch sonst ist das Spiel noch nicht fehlerfrei. Die Bugs reichen von dezent nervig (Ton-Aussetzer und falsche Ton-Umgebung beim Kamera-Wechseln) bis hin zu wenigen Spiel-behindernden Fehlern, wie nicht stellbaren Weichen in manchen Szenarien. Hier hilft manchmal, das Spiel zu speichern und zu laden. Das sind allerdings wirklich Ausnahmen, insgesamt bekommt man schon ein recht rundes Erlebnis.
Gut gelungen ist Dovetail Games der Simulationsaspekt bei gleichzeitiger Einsteigerfreundlichkeit. Die Lokomotiven haben eine relativ komplexe Bedienung und viele Einstellmöglichkeiten, in den Szenarien lernt ihr aber Stück für Stück damit umzugehen. Das Beschleunigen und Bremsen der tonnenschweren Züge bleibt dank der steilen Strecke aber immer eine Herausforderung, auch weil sich die Wagenverbände sehr realistisch verhalten. Beim Anfahren ziehen sich die Kupplungen erst auseinander, bevor sich der Zugverband tatsächlich in Bewegung setzt, bergab merkt man deutlich, dass der mitunter Meilenlange Zug viele hundert Tonnen wiegt und der Schwerkraft folgend nachschiebt.
Die Szenarien sind voll vertont, hier erhalten wir eine Rangieranweisung. Die Bildschirmanzeigen lassen sich in mehreren Stufen ein- und ausblenden, je nachdem wie realistisch man es haben will. |
Fazit
CSX Heavy Haul ist eine gute Basis für Dovetail Games eine komplette Train Sim World zu bauen, wie es der Titel verspricht. Die Simulation funktioniert gut, die Bedienung ist gelungen und sogar mit dem Xbox-Gamepad gut machbar und dank Unreal Engine 4 sieht es auch noch ziemlich hübsch aus. Andererseits muss man schon ein Faible dafür haben, tonnenschwere Züge mit 40 kmh stundenlang durch amerikanische Wälder zu befördern. In den zwei Stunden, die man von einem zum anderen Ende der Strecke benötigt, passiert eben nicht unbedingt viel, einzig die ständigen Steigungswechsel verlangen nach Aufmerksamkeit an Gas- und Bremshebel. Da sind die Rangieraufgaben schon spannender, grade weil man endlich tatsächlich zu Fuß unterwegs ist und seine Weichen alle selbst stellen muss. Das ein Spaziergang am Zug entlang, weil man in die Lok am anderen Ende muss, dann ein paar Minuten dauert gehört hier zum Realismus mit dazu.
Finde den Umfang nicht gerade üppig.
Man hat die riesengroße USA zur Verfügung und was darf man fahren, eine 70 Meilen Strecke mit 3 Zügen (die von mir aus ruhig unterschiedlicher hätten ausfallen dürfen).
Zudem gibts nur Fracht und keine Passagiere zu befördern (ist bei der Stecke vielleicht auch in Echt so).
Mir wären längere Strecken lieber gewesen. Dafür hätte ich gerne auf das Weichenstellen verzichtet. Oder stellt der Zugführer neuerdings die Weichen (kenne mich nicht aus)?
Auch wenn ich Lust darauf hätte, warte ich mal ab was noch kommt und ob der DLC-Wahnsinn sich in Grenzen halten wird.
Zudem ist es bei Simus IMHO immer ganz gut erst mal die ersten Patches abzuwarten bis alles Rund läuft.
Wesentlich länger als 70 Meilen (100km) waren die Strecken auch im alten TS nur selten, ist meiner Meinung nach auch ganz okay.
Passagierverkehr gibt es auf der Strecke theoretisch, 2 mal täglich fährt der Amtrack Capital da durch, hat aber auch nur 2 Haltepunkte in der Gegend.
Weichenstellen gehört beim Rangieren durchaus dazu.
Und ja, siehe mein Fazit: wem das langsame durch die Gegend tuckern mit Güterzügen nicht gefällt sollte vielleicht wirklich auf die definitiv kommenden weiteren DLCs warten.
Schade, dass ich eher Streckenbauer als Zugfahrer bin...
Hätte ich die Wahl, dann wäre ich lieber im Zug als in der Kälte am Bau ;)
Ein Editor soll später nachgereicht werden - wobei man theoretisch jetzt schon mit dem normalen Unreal Engine Editor ein bisschen rumspielen kann. Die Gleisbaulogik müsste DTG allerdings noch liefern...
Danke für den Check!
Irgendwie bin ich mit solchen Spielen nie warm gewondern und konnte dem keinen großen Reiz abgewinnen...
Die Grafik ist wirklich schön, nur kann ich mir nicht vorstellen, dass mich der Lokführerjob motiviert.
Ich entspanne richtig gut mit dem TSW
Train Sim World hat einige Updates bekommen inzwischen, Framerate und Physik sind auf hohem Niveau! Mein Spielzeit-Counter ist vierstellig...