Live aus Vancouver für GamersGlobal: Während Deutschland friedlich schläft, grummelt Heinrich Lenhardt an der fernen Westküste in seine Tastatur und kommentiert aktuelle Spielegeschehnisse. „Lenhardts Nachtwache“ erscheint (fast) jeden Samstagmorgen und ist die Gute-Nacht-Geschichte für Rotaugen beziehungsweise der Muntermacher für Frühaufsteher.
Abt. „Valentinstag“:
Aus Liebe zu Spielen
Nicht nur Floristen, Schokoladefabrikanten und Grußkartenverleger reiben sich am 14. Februar die Hände. Der Valentinstag mit seiner penetranten Liebesbekundungs-Erwartungshaltung sorgt für ausgebuchte Restaurants und wird auch von weniger gefühlvollen Branchen eifrig für verkaufsfördernde Aktionen genutzt.
Computerspiele genießen den zweifelhaften Ruf, für Beziehungen eher schädigend als förderlich zu sein (Tipp vom Eheberater: Niemals die bessere Hälfte vor die Wahl „entweder ich oder deine WoW-Gilde“ stellen). Aber die alten Geschlechterklischees wirken inzwischen etwas überholt, es sind nicht mehr ausschließlich die Jungs, die sich für Computerspiele interessieren. Dennoch hege ich meine Zweifel daran, ob die Angebetete als Ersatz für vergessene Blumen und Tischreservierungen ein Software-Paket mit Star Citizen und Squadron 42 zu schätzen weiß: „Warum nicht diese letzte Gelegenheit nutzen und diese Spiele deinem Valentin-Schatzi schenken?“ preist die offizielle Webseite von Roberts Space Industries das bis einschließlich 14.2. angebotene Sparpaket an. Viel Erfolg mit der Argumentation: „Rosen würden nur welken, aber ein virtuelles Aurora-Raumschiff ist so unvergänglich wie unsere Liebe…“.
Selbst die harten Buschen und Mädels von Grand Theft Auto 5 erliegen dem Charme des Valentinstags. Im neuen „Bis der Tod uns scheidet“-Onlinemodus winken dieses Wochenende Punkte- und Spielgeld-Boni: „Bis zu vier unglücklich verliebte Paare nehmen am ultimativen Vierfach-Date in GTA Online teil“. Zugleich gibt es Maschinenpistolen-Munition zum halben Preis, was im Hinblick auf ein historisches Massaker am Valentinstag total Sinn macht: Ich sage nur „Blei statt Blumen“. Auch eine prima Gelegenheit, um auf einen dufte Song von Motörhead und Girlschool zu verlinken.
Dann wäre da noch der „Valentine‘s Day Flash Sale“, den Sony im nordamerikanischen Playstation Network veranstaltet. Wenn man schon keinen Tisch mehr im romantischen Restaurant bekommen hat, kann man wenigstens zusammen auf dem Sofa fläzen, Salzstangen mampfen und Diablo 3 zocken. Ich will mich ja nicht über eine zu große Auswahl bei einem Sale beschweren, aber mancher Titel scheint nicht so recht zum Anlass zu passen. Gewiss, schon Pat Benatar stellte einen Zusammenhang zwischen Liebe und Schlachtfeldern her, aber Battlefield 4 als Valentins-Spiel? Das kommt mir für zärtliche Stunden doch etwas arg krachig vor. Zur Verkaufsaktion gehören noch andere ruppige Angelegenheiten wie Rugby World Cup 15 oder Raiden IV: Overkill. Aber nichts sagt so sehr „Ich hab dich lieb“ wie der Titel Primal Carnage: Extinction. Und How to Survive: Storm Warning Edition bezieht sich wohl auf den Beziehungssturm, der Demjenigen blüht, dem zum 14.2. nichts Kuscheligeres eingefallen ist.
In der Abteilung „digitale Valentinstagskarten“ glänzt die Künstlerin Jillian Bakos mit ihren Fallout-4-Begleitermotiven, weil die Zeichnungen witzig und die Sprüche passend sind. Die Variante „Du hast dich als zufriedenstellend erwiesen“ sollte man aber wirklich nur KennerInnen des Spiels schicken, bevor es zu tragischen Missverständnissen kommt. Am ungefährlichsten ist in der Hinsicht das Motiv mit dem niedlichen Schäferhund: „Dogmeat hat eine Süße gefunden“, wer kann da schon widerstehen? Widerstand ist auch beim lustigsten Videobeitrag zum Hormonausschüttungs-Gedenktag zwecklos: Die Witzbolde von Techland zeigen die Auswirkungen der Liebespfeile, die von einer Armbrust in Dying Light-Zombies gefeuert werden (Bonuspunkte für die Musikbegleitung). Einziger Nachteil des Juxfilmchens: So ziemlich jeder Spieler dürfte nun diese Amore-Waffe fürs Spiel fordern.
Abt. „Rentenstrategie“:
Alter schützt vor Spielen nicht
Eines Morgens blickt man in den Rasierspiegel und fragt sich, wo er nur geblieben ist, der straffhäutige Jüngling mit dem lockigen Haar. Das Altern ist mit allen möglichen Verfallserscheinungen, sinkenden Hormonpegeln und gezügelten Gelüsten verbunden – doch der Appetit auf Computerspiele bleibt erstaunlich robust. Das meint zumindest die Beraterfirma Quantic Foundry, die analysierte, wie sich zunehmendes Lebensalter auf das Zockverlangen auswirkt. Grundlage dafür ist die Auswertung der Daten von 140.000 Spielern. Die wichtigste Erkenntnis: Es gibt eine „ganze Generation von Leuten, die mit Spielen aufgewachsen sind und keine Pläne haben, jemals damit aufzuhören“.
Gewisse Unterschiede gibt es natürlich schon zwischen Jungspielern und Oldies. Auf dem Weg vom zornigen jungen Mann zum freundlichen Herren mittleren Alters sinkt das Verlangen, sich in Wettkämpfen mit anderen zu messen. Gegeneinander antreten oder in Teams kämpfen ist eine Vorliebe junger Männer der Altersgruppe 15-25 – eine Behauptung, die Stichproben bei Online-Shootern zu bestätigen scheinen. Wenig überraschend ist auch des alterungsbeständigste aller Genres: Im Strategie-Lager lässt die Lust mit den Jahren weniger stark nach als bei anderen Spieltypen.
Aber ein Genre, bei dem die Motivation mit steigender Geburtstagstortenkerzenanzahl sogar zunimmt, haben die Analysten nicht festgestellt: Wird man älter, mehren sich auch die Verantwortungen und Interessen, deshalb bezeichnen dann weniger Leute Spiele als „extrem wichtig“. Aber auch wenn das Computerspiele-Hobby etwas mehr in den Hintergrund rückt, droht ihm seltener das Schicksal anderer Jugendbeschäftigungen wie Briefmarkensammlung oder Boy-Band-Verehrung, die komplett eingestellt werden. Einmal Zocker, immer Zocker – auch wenn im Altersheim dann weniger Counter-Strike und mehr Civilization gespielt werden dürfte.
Ich habs woanders schon geschrieben: Diese ganzen "Sales" sind eher für die sogenannte "Forever alone" Fraktion, denke ich...
Ansonsten gäbe es ja noch zwei weitere Typ Frauen: Erstens, diejenigen, die sich tatsächlich über praktische Dinge freuen (Auch Haushaltsgeräte zu Weihnachten!), und diejenigen die mit diesem unsinnigen "Feiertag" der Blumenläden genauso wenig anfangen können wie wir Sackträger.
Im Zweifelsfall sollte allerdings jeder selber am besten wissen, was Weibchen am liebsten hat ;)
Wieso "gäbe" - hast du 'ne Ahnung, wie sich meine Frau über den Gaming Laptop zum Vierzigsten gefreut hat :-) Mit dem Effekt, dass sie in allen MMOs der letzten Jahre schneller auf MaxLevel war als ich... und den 14.02. als "Schatz, wir müssen glaube ich heute irgendwas kaufen oder irgendwas machen"-WerbebranchenTag gab's bei uns noch nie. Was nicht damit verwechselt werden sollte, daß ich ihr hier und da mal Rosen mitbringe - kann aber auch am 8. Mai oder am 5. Juni sein.
"Gäbe" deshalb, weil es durchaus so - für mich - oberflächliche Frauen gibt. Spricht ja nichts dagegen, der Dame des Herzens trotzdem Rosen zu schenken.
Da ist sie ja endlich, die Nachtwache!
Wieder sehr schoen, danke!
Altern schützt vor Spielen nicht: Ich muss immer wieder an eine Seniorenheimbewohnerin fortgeschrittenen Alters denken, die ich im Prä-Smartphonezeitalter jeden Nachmittag an einem PC mit Internetverbindung sitzend gesehen habe, wo sie eine Solitär-Variante auf irgendeiner Webseite spielte. In ein paar Jahrzehnten werd ich wohl an ihrer Stelle sein, nur läuft dann vermutlich X-COM 17 oder ähnliches. ;)
Danke für die schöne Nachtwache!
Ich vermute sehr stark, dass ich auch mein Leben lang daddeln werden.
Da bist du nicht alleine. ;)
Wenn wir dann mal im Pflegeheim-Krankenbett dahinvegetieren, können wir uns wenigstens noch ein VR-Set aufsetzen. :-)
Ich grusel mich aber vor dem Tag, wenn die Reflexe zu langsam werden ;)
Spaetestens als ich einen Freund fragen musste, ob er mir mal seinen Sohn fuer diverse Qicktime Events ausleihen kann, war der Tag vorbei.
Von Onlineshootern braucht man da garnicht mehr reden. Aber ich troeste mich immer damit, dass ich garnicht so langsam geworden bin. Ich hab nur nicht den ganzen Tag Zeit zum trainieren wie diese jugendlichen Taugenichtse ;)
Ach, du wirst schon noch 18 :D
Dito. Nachdem ich seit über 20 Jahren spiele, wird sich das sicherlich die nächsten 20 Jahre auch nicht mehr ändern.
Die Nachtwache von letzter Woche fand ich besser. Aber die hier ist auch Okay.
Du bist böse.
Dein Kommentar von letzter Woche war besser, aber der ist auch okay.
Danke für die Nachtwache :-)
Valentinstag, pfff. Ein Tag, an dem die Gleichberechtigungsdebatte offenbar spurlos vorübergerauscht ist.
Was für ein Ding? ^^
Sehr schoene Nachtwache. Das Video ist klasse "free hugs" ;)
Danke für die Nachtwache. Und auch ohne millionen Tippfehler, nicht so wie in den GameStar Reports der letzten 6 Monate ;-)
Gute Nachtwache, Danke
Mir fehlt heute durchaus der Sinn nach hektischen Genres wie Echtzeitstrategie, man hat halt auch z.B. im Büro Stress genug.
"Alter schützt vor Spielen nicht" hat mir ein bitteres Lächeln entlockt. Ich habe in meiner Jugendzeit auf dem C64 angefangen und war immer ein begeisterter Spieler. Zwar ist meine Rentenzeit noch fern, aber seit einiger Zeit ist die Luft in dieser Hinsicht raus.
Ich lese immer noch gerne Artikel und schaue Videos zu Spielen, aber selbst gespielt habe ich schon lange nicht mehr, weder alte noch neue Spiele. Keine Ahnung woran es liegt und einfach nur schade. :-(
Geht mir genauso. Es fing schon damals an, als bei den Spielezeitschriften DVDs dabei waren und es mir oft reichte, nur ein Video zum Spiel zu gucken.
Bin da oft gelangweilt: Been-there-done-that.
Heute schaue ich mir z.B. Quicktime-Event Spiele nur noch im Let's Play an (bewege den Stick links-rechts um dir die Zähne zu putzen). Aber kein Verlust für die Hersteller. Würde es sowieso niemals kaufen, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit.
Ich dachte früher, mir wäre die Story das wichtigste, aber da habe ich mir geirrt. Selbst wenn die Story eines Spiels über B-Movie Niveau heraus kommen sollte, schaue ich dann doch lieber einen Film.
Weil mich Spiele langweilten, habe ich dann Bloodborne ausprobiert. Hatte Dark/Demon Souls nie probiert, weil ich dachte das ist zu frustrierend. Hatte dann so viel Spaß wie lange nicht mehr mit einem Spiel. Bin dann auch in die zurückhaltend erzählte Geschichte/Lore eingetaucht. Klasse Kämpfe und die Geschichte ist dann auch noch interessant.
Habe genauso viel Zeit in Foren/Youtube verbracht, wie das eigentliche Spielen.
Nach der Erfahrung, können mich jetzt auch gut gemachte Spielmechanik-only spiele, wie z.B. Diablo 3 in ihren Bann ziehen.
Story ohne Spielmechanik ist nichts. Wenn die Spielmechanik gut genug ist, verzichte ich auch auf die Story.
Die besten Spiele haben beides.
Spielen an sich ist mir immer noch wichtig, aber ich bin mittlerweile deutlich schneller genervt, wenn bei Spielen die Maske fällt. Also der Moment, in dem die Spielmechanik im Grunde rübergekommen ist, der Grafikstil die Muskeln gezeigt hat und inetwa absehbar ist, wie "groß" das Spiel ist.
Das ist dann so der Moment, in dem mich oft die Lust verlässt, weiter zu spielen, weil ich dann denke "hm, nja, schön, aber eigentlich doch alles schon mal in grün gesehen".
Motörhead gehen immer. ;)
Wohl wahr! :-)
Naja, mein Vadda ist über 60 und zocktechnisch noch voll mit dabei. Letztens erst Jedi Knight 2, diverse King's Bounty-Teile und Witcher 1 durchgespielt. Daneben noch Hearthstone. Hat er ja als Rentner genug Zeit für, der alte Bock.
Er hat allerdings keine Ahnung was grade angesagt ist, sondern spielt meistens brav das was ich ihm so installiere und auf seiner alten Kiste noch läuft.
Dann dank dem alten Herren mal für seine genitalen Anstrengungen und spendier ihm einen aktuelleren Rechner.
Man ist nur einmal jung :-)
Naja, ich wollte ihm mal meine alte Xbox 360 andrehen, aber er kommt alterstypisch(?) nicht mit einem Controller klar ;). Schon seltsam, dass er so am Keyboard hängt, dabei kann er teilweise nichtmal Shift von Tab unterscheiden (je nach Tagesform). Wenn ich mal alt bin spiel ich wahrscheinlich auch nur noch mit Maus und Tastatur *schauder*. Aber neuer Rechner ist bald wirklich mal fällig ;).
Und dennoch sollte man nicht glauben, Dinge ja noch später tun zu können. So manches Mals spielt einem das Leben einen bösen Streich und läßt die Gesundheit es nicht mehr zu, ebenjenes Aufgeschobene noch in Angriff zu nehmen ...
lol! Herrlich!
Ist die Nachtwache eingestellt?
Wäre schade, habe mich immer auf die Folge am Samstag gefreut.
Genauso wie auf die WE Lesetips.
Also mit dem Alter ist das so eine Sache, lieber Heinrich.
Bin knapp an der 40, habe aber immer noch viel Spaß an herausfordernden Spielen. Da mein Satz natürlich ein "Aber" vermuten lässt, liefere ich das auch gleich nach:
Online messen ist gar nichts für mich. Hier merkt man schon deutlich wie die Reflexe nachgelassen haben, gerade im Gegensatz zu jüngeren Mitstreitern.
Ich kann auch verlieren, so ist das nicht, aber bei mir ist es eher so, dass mich dieses ganze Spielprinzip extrem abtörnt.
Es geht nur um sinnloses Töten, gefolgt vom Sterben, respawnen und das ganze wieder von vorn. Wiede und immer wieder.
Ich werde nie verstehen, wie manche Leute dieses Konzept nicht nur über Monate verfolgen können, sondern sogar noch über verschiedene Spiele hinweg.
Da sieht man, in der Freundesliste Leute, die jumpen zwischen Division, Siege (wobei das anders ist), Battlefield, Battlefront und wie sie nicht alle heißen, immer mehr.
Und kommt das nächste Spiel dieser Art, sieht man es sie auch sofort spielen.
Mir unerklärlich, dass sich dieses dröge Prinzip nicht irgendwann abnutzt.
Dinge die mir ein Witcher gibt, oder ein Dark Souls, können mir diese Spiele nicht mal im Ansatz liefern.
Mittlerweile habe ich wirklich ein wenig Angst um mein Hobby, denn dieser Online Kram ufert zunehmend aus und die kommende Generation wird es nicht mehr anders kennen.
Gruselig.
Wann kommt denn mal die nächste "Nachtwache"?
Jaa ... das frag ich mich auch sehnsüchtig *seufz*
Glaube das ist eingestellt, Heinrich hat zu viele andere Sachen und keine Zeit. Kann aber seine Report-Reihe bei Gamestar empfehlen.