Selbst spielen ist out, spielen lassen ist in -- zumindest bei einer stetig wachsenden Anzahl von Gamern, die etwa in World of Warcraft und Diablo 3 unterwegs sind. Zusatzsoftware (sogenannte Bots) ermöglicht es in diesen Spielen, viele langwierigen Aktionen zu automatisieren. Doch der Spielspaß leidet bei anderen Spielern, die versuchen mit diesen automatisierten Spielfiguren zu interagieren. Daher ist Blizzard gegen die Entwickler solcher Bots vorgegangen.
Vor einigen Monaten sind nun zwei Urteile hierzu ergangen. Das OLG Leipzig hat sich mit der urheberrechtlichen Seite der Bots beschäftigt, das OLG Hamburg mit dem unlauteren Wettbewerb. Jurist Henry Krasemann, der Games-Anwalt von GamersGlobal.de, geht sowohl auf die Folgen dieser Urteile für Spieler, aber insbesondere auch für die Entwickler von Bots ein.
Unlauteren Schaden kann man ja noch nachvollziehen. Aber die Urheberrechtsargumentation ist technisch unsinnig, und die Konsequenz davon übertragen auf allgemeine Software höchst schädlich. Das darf keinen Bestand haben (aber Urheberrecht ist ja sowieso seltenst schwarz/weiß).
jup, genau das fazit hatte ich nach dem video auch. das urteil in sachen urheberrecht kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. der botentwickler nutzt doch das spiel bzw den client überhaupt nicht (und somit auch nicht gewerblich). er bietet den bot zum verkauf an und die spieler nutzen ihren dann auf ihrem rechner.
jain, ohne das Grundspiel ist der Bot ja gar nicht einsatzfähig, die Entwickler bauen da also schon auf der Arbeit von Dritten auf und verdienen damit Geld. Das ist trotzdem etwas schwammig und seltsam...
klar, aber das grundspiel nutzt ja dann der käufer des bots und nicht etwa die botentwickler selbst. daraus kann man doch keinen urheberrechtsanspruch ableiten. microsoft zB kann auch nicht irgendeinen beliebigen entwickler abmahnen, weil deren software windows verwendet. ne, dazu müsste in dem fall hier das botprogramm an sich geschützte inhalte von blizz enthalten. und davon ist wohl nicht auszugehen.
Nein, das Spiel nutzt zuerst der Hersteller der Botsoftware und das -laut Gericht- bereits ohne Erlaubnis, da die Lizenz nur private Nutzung erlaubt. Er erwirbt sie aber mit dem Ziel der Entwicklung und des Verkaufs von Bots, also gewerblich. Damit erlischt schon die Nutzungserlaubnis des Botherstellers die Software überhaupt zu nutzen um Bots zu entwickeln, lange bevor der Endkunde überhaupt involviert ist.
ich sehe nicht inwiefern der entwickler das spiel in solch einem urheberrechtlichen sinne "nutzt". solange man nicht teile oder erstellte inhalte einer anderen software in seiner eigenen verwendet, wird weder eine gewerbliche noch überhaupt irgendeine lizenz benötigt. dass das programm selbst zur nutzung mit einem anderen konzipiert ist, hat erst einmal kein mitspracherecht von dessen entwickler zufolge.
da hatte ich neulich schon mal einen ähnlichen disput hier bzgl bethesdas verbot von kostenpflichtigen mods für fallout4. will nochmal das beispiel nennen von dem anwendersoftware-markt. da ist es üblich, dass drittentwickler plugins für bekannte software anderer anbieten. eine erlaubnis, lizenz oder duldung des urhebers des eigentlichen programms ist dabei nicht erforderlich.
Laut Gericht: Selbst wenn er nur Teile des Codes zu Analysezwecken ausführt, "nutzt" er damit die Software. Dies macht er aber schon ohne Erlaubnis, weil nach Meinung des Gerichts hier nach Zweckübertragungsgrundsatz lediglich private Nutzung gestattet ist. Das Beispiel für Plugins ist komplizierter, da zum Beispiel bei Office (bis auf wenige Ausnahmen) ja gewerbliche Lizenzen vergeben werden.
Das urheberrechtliche ist hier sehr weit vorverlagert, er darf mit seiner gewerblichen Absicht eigtl. nichtmal das Spiel starten, wenn ich das Urteil richtig sehe.
ok, das kann ich jetzt besser verstehen, finde die sichtweise aber dennoch schwierig. es ist zwar ziemlich sicher, dass der entwickler das spiel selbst zum testen verwendet hat, aber anhand ihres bots nachweisen lässt es sich dann nicht. man könnte zB auch annehmen, dass sie es aufgrund verfügbarer informationen in öffentlichen foren und dem feedback ihrer kunden entwickelt haben. wie onli schon eingehend meinte, würde man das als präzedenz-urteil ansehen, hätte das wohl ziemlich schwere konsequenzen für den software-markt im allgemeinen.
In diesem konkreten Fall hat die beklagte Firma iirc selber gesagt Mitarbeiter würden die Software für die Arbeit und privat einsetzen.
Als präzedenz kann man das auch nicht für andere Software sehen, das bezieht sich erstmal nur auf (online)Computerspiele.
ok, danke für die einsicht. kann das jetzt das urteil doch besser nachvollziehen, bei der darstellung im video habe ich mich doch sehr gewundert.
Gern geschehen.
Hatte auch völlig vergessen die Quelle anzugeben:
Volltexturteil:
http://www.telemedicus.info/urteile/Urheberrecht/1541-OLG-Dresden-Az-14-U-112714-Keine-UEbertragung-eines-Nutzungsrechts-zur-gewerblichen-Vervielfaeltigung-durch-Erwerb-einer-Client-Software-fuer-ein-MMORPG-Spiel.html
Zusammenfassung von TM:
http://www.telemedicus.info/article/2905-OLG-Dresden-Bot-Hersteller-darf-Client-Software-nicht-nutzen.html
Was ist das denn für eine schräge Argumentation?
Also eine Firma kauft ein Spiel für die Pause und die Angestellten dürfen das nicht zocken, weil kommerzielle Nutzung untersagt ist?
Sorry, aber ich glaube solche Lizenzbestimmungen sind zumindest in Europa einfach ungültig (na ja, bei uns gelten EULAs ja ohnehin nicht) ...
Nein dein Beispiel wäre ok. Hat nur leider nichts mit dem vom Gericht behandelten Fall zu tun. Und es ging dabei auch nicht um die konkreten Lizenzbestimmungen des Rechteinhabers, sondern um den Zweckübertragungsgrundsatz.
Das Urteil steht meiner Ansicht nach dennoch auf sehr wackligen Beinen.
Wieso das?
Danke für die Tips, werde mal meine Bude aufräumen und lüften sobald die Revision durch ist und ich wieder guten Gewissens einen Bot anheuern kann.
Aber mal im Ernst, kann Blizzard nicht besser technisch gegen Bots vorgehen? Wie onli schon andeutet, das ganze steht auf wackeligen Beinen.
Jetzt steht das "MM" in MMO ja für Massive Multiplayer. Und nicht für Massive NCP. Deswegen bin ich gegen Bots. Für Spiele Redaktionen ist der Boteinsatz aber eine echte Alternative. Durchgespielt werden die Spiele für den Test ja nicht immer habe ich hier gelernt. Und für manch Meinungskasten reicht dem Redakteur ja der Prolog oder das Tutorial. Das könnte auch ein Bot regeln. Der Redakteur muss dann nur noch eben kurz was schreiben. Damit ließen sich Arbeitsabläufe schön durchrationalisieren.
Das klappt so nicht. Wenn der Bot zockt, muss er auch den Meinungskasten verfassen. Ansonsten wäre es ja ein Meinungskasten über die Fähigkeiten des Bots, das Tutorial erfolgreich zu absolvieren.
Warum sollte man sich auch mit immer wiederkehrenden Aktionen langweilen. Bots sind ne Seuche, aber dagegen wird man auf Dauer nicht ankommen.
Bei dem von mir verhassten Stämme-online war endgültig Schluss, als herauskam, dass der hegemoniale Stamm massenhaft unerlaubte Bots in Betrieb gehabt hatte.
Alleine deshalb schon halte ich Abstand von F2P und Online. Es gibt natürlich löbliche Ausnahmen, aber damals ist mir der Appetit auf F2P echt vergangen.
Hm... kann verstehen das manche Leute sie nutzen. Manche MMOs sind teilweise auch wirklich ZU langweilig gestaltet. Bis man irgendwas machen darf, was wieder besonders ist, muss man stundenlang irgendwas grinden.
Mich haben die ehrlich gesagt nicht einmal groß gestört.
Vielleicht weil ich wohl auch nicht gerade im Grindgebiet Ausschau nach Mitspielern halte und da irgendwelche Leute anschreibe, mir recht egal ob die daher automatisch stumpfsinnig rumklicken oder manuell ^^.
Bei dieser Art Rechtfertigung kommt mir sofort die Galle hoch. Wenn mir ein Spiel oder einzelne Inhalte darin zu schwer, langweilig, repetitiv oder sonst etwas sind, muss ich verzichten oder mir ein anderes Spiel suchen.
und wieso muss man das dann?
Weil derjenige es sowieso nicht spielt, sondern sein Bot.
Nicht das ich je einen Bot genutzt hätte, aber solange es kein PvP ist, ist mir völlig egal was andere machen und wie sie an ihre Ingame-Kohle gekommen sind und was sie sich leisten können. Wenn sie Spaß daran haben ... jedem das Seine.
Wenn Gebiete von Bots regelrecht überfarmt sind und sie den Respawn schon angreifen bevor er fertig gerendert ist, versaut das ehrlichen Spielern den Spielspaß.
Zum Glück farme ich praktisch nie, von daher ist mir das noch nie untergekommen.
Ehrliche Spieler machen das doch genauso?
Schließlich klicke ich da doch genauso in dem Moment auf den Gegner, wenn er erscheint.
Ob da jetzt 1000 Leute manuell spielen oder automatisch macht da doch überhaupt keinen Unterschied, da sowieso das Motto gilt "Wer zuerst kommt mahlt zu erst."
Wobei das doch nur bei älteren Spielen so wirklich ein Thema ist. Jedes halbwegs aktuelles MMORPG verteilt die EXP ja sowieso auf alle Leute die in unmittelbarer Nähe sind. Nicht einmal mehr prozentual.
Hat mich nie gestört, ist ja auch nur nen thema das die Firmen angehet -> Kohle kohle kohle...