Live aus Vancouver für GamersGlobal: Während Deutschland friedlich schläft, grummelt Heinrich Lenhardt an der fernen Westküste in seine Tastatur und kommentiert aktuelle Spielegeschehnisse. „Lenhardts Nachtwache“ erscheint (fast) jeden Samstagmorgen und ist die Gute-Nacht-Geschichte für Rotaugen beziehungsweise der Muntermacher für Frühaufsteher.
Abt. „Getränkemarkt“:
Fallout macht Bierernst
Alles wird durch Fallout besser. Die Sammler-Edition mit Plastik-Pip-Boy? Heiß begehrt und ausverkauft. Das Free-to-play-Mobilspiel? Ein Millionengeschäft. Eine Monopoly-Variante? In Nordamerika bereits vorbestellbar. Socken? Will zu Weihnachten keiner geschenkt haben, aber als Vorbesteller-Bonus für Fallout 4 sind sie unerhört cool. Und nun auch noch ein Getränk, das es in sich hat: Die Brauerei Carlsberg bietet in Großbritannien das offizielle Fallout-Bier an.
Wenn eine Shooter-Marke wie Destiny mit einem Energy-Drink-Anbieter kooperiert, kann ich die Marketingbotschaft halbwegs nachvollziehen: So viel Koffein, Zucker und künstliche Aromastoffe in der Blutbahn schärfen deine Reflexe, um den Endgegner zu besiegen. Vielleicht werde ich auch nur so hibbelig, dass ich umso häufiger danebenschieße. Aber was hat Biergenuss mit einem Rollenspiel zu tun? Vielleicht fällt das Rohstoffsuche-Grinding leichter, wenn man ein paar Promille intus hat und die Sinne nicht geschärft, sondern etwas abgestumpft werden?
Werfen wir auf der Suche nach Sinn und Zweck einen Blick in die offizielle Pressemitteilung. Hier erfahren wir, dass es sich beim Fallout-Bier um ein Pils mit überschaubaren 4 Prozent Alkoholanteil handelt. Es schmeckt nicht nach radioaktiver Asche, sondern hat einen “erfrischenden pikanten Hopfengeschmack und ein blumiges Aroma”. Blumig und Endzeit, passt! Carlsberg-Sprecher Bruce Ray schwadroniert: “Wir sind stolz darauf, mit Bethesda zusammenzuarbeiten, um ein Bier zu produzieren, das Fallout-Fans genießen können”. Was ein unerhört sinnschwerer Satz ist, so als wären andere Biere für Fallout-Spieler verboten.
Die einzige Verbindung zwischen Spiel und Gerstensaft ist die Altersfreigabe, beide Produkte sind bei Amazon UK ab 18 freigegeben. Ansonsten wirkt das auf mich wie eine fortgeschritten windige Promo-Aktion, bei der jemand ordentlich Geld gezahlt hat, um ein Fallout-Logo aufs Etikett seines Hochpreis-Dünnbiers zu kleben. Ich gönne Bethesda ja jede Möglichkeit, mit dem guten Ruf seiner Spiele etwas dazu zu verdienen. Aber dann doch bitte mit passenden Produkten: Wo bleibt die Nuka-Cola in der authentischen Kronkorken-Flasche?
Abt. „Schwere Geschütze“:
Bohemias neuer Firmenpanzer
Der durchschnittliche Angestellte freut sich ja schon, wenn er die Schlüssel vom Firmenwagen anvertraut bekommt, um zu einem Termin zu brausen oder – noch wichtiger – die für die Aufrechterhaltung der Arbeitsmoral unerlässlichen Wurstbrötchen zu organisieren. Angestellte des tschechischen Entwicklungsstudios Bohemia Interactive können neuerdings mit einem besonders auffälligen Dienstvehikel vorfahren: Die Schöpfer der Arma-Militärsimulationen haben aus Volksarmeebeständen einen leicht gebrauchten Panzer Modell T-72 erworben und auf den schönen Namen Edita getauft.
Ganz so einfach ist das mit den Spritztouren aber nicht, denn in der Tschechischen Republik gibt es strenge Auflagen für Fahrer eines Panzers. Auf öffentlichen Straßen darf man ihn nur nachts lenken (wahrscheinlich, damit es nicht gleich so auffällt, wenn beim Einparkversuch mehrere Kleinwagen überrollt werden). Auch für Manöver auf Privatgrundstücken ist ein spezieller Panzer-Führerschein nötig. Der T-72 lässt mit seinem 780 PS-Motor jeden Sportwagen-Besitzer vor Neid erblassen, nur die Spitzengeschwindigkeit von 50 km/h bremst die Euphorie. Dadurch wird er halt nicht so häufig von Radarfallen geblitzt, mangels Scheibenwischer ist der Panzer obendrein Parkknöllchen-resistent.
Als Spielekritiker könnte man ein wenig eingeschüchtert sein und es sich zweimal überlegen, Produkte von Bohemia Interactive unfreundlich zu besprechen: Andere Publisher reagieren vielleicht mit erbosten Anrufen, doch die aufgerüsteten Tschechen rollen womöglich mit dem Panzer vor die Redaktion – gulp. Doch kein Grund zur Panik, die Kanonen des T-72 wurden deaktiviert. Der Firmenpanzer kann also nicht schießen, sondern lediglich durchs Gebäude rumpeln.
Das ist freilich nicht das Ansinnen des Studios; Edita wurde angeschafft, um auf Events für Aufmerksamkeit zu sorgen und die Belegschaft bei Laune zu halten. Wer an Panzersimulationen arbeitet, dreht sicher auch gerne mal eine Probefahrt in einem echten Tank. Bohemia Interactive nutzt Edita bereits als Rekrutierungs-Tool: Beim YouTube-Video wird unauffällig auf offene Stellen hingewiesen. Damit sollen mal andere Arbeitgeber konkurrieren, die zur Belustigung der Belegschaft bestenfalls eine Tischtennisplatte zu bieten haben.
Noch schlafen wir nicht, wie immer nett zu lesen.
Ständig auf Gamestar vertreten?
Schönes Wochenende...
das nennt sich ARBEITEN!
Naja nicht ständig. Aber immer öfter. Sehr guter Artikel zur Steam Machine bei der GS übrigens!
Wobei ich kaum glaube, dass Valves Erfolgsserie durch ein Scheitern der Steam Machines enden würde. Valve verkauft die Dinger ja nicht selbst. Haben sie Erfolg, hat Valve den Steam-Kundenkreis erweitert. Zusätzlich kommen dann auch noch PC-User mit "Linux only"-Systemen hinzu (es sei denn, die Spiele sind nur auf SteamOS lauffähig, aber das wäre irgendwie unsinnig). Wenn nicht, läuft alles so weiter wie bisher - die Windows-Kundschaft ist ja noch da.
Ich finde es gut und richtig, immerhin einen kleinen Putschversuch gegen das im Spielebereich übermächtige Windows zu versuchen.
So eine nuka cola würde ich mir aus Spaß wahrscheinlich wirklich holen, oder eine leuchtende nuka Quantum für's Regal :D Aber "fallout-bier"? - liebloser geht es ja nicht.
Moin!
Als Wehrdienstleistender vor über 20 Jahren bin ich im Leo II ca. 9 Monate Fahrer gewesen und verstehe nicht, wie die bedrückende Enge und die Wahnsinnslautstärke im Panzer (nur mit Mickymäusen zu ertragen) die Moral der Belegschaft heben soll?
Klar, der T-72 fällt auf, keine Frage! Ansonsten gibt es bestimmt adäquatere Mittel, als ein dienstuntauglichen Panzer als Spielgefährt der Belegschaft zu kaufen, oder?
BTW: Nette Nachtwache!
MfG
Dann bist du wohl die richtige Informationsquelle für meine Frage: habenPanzer keine Scheibenwischer? Ist das nicht unpraktisch am Sichtfenster?
Btw: super Nachtwache!
So kleine Scheibenwischer, wie Kampfpanzer Sehschlitze haben, gibt es nicht.
Aufklärungs- oder Transportpanzer mit grösseren Scheiben haben Scheibenwischer.
Moin!
Exakt, es gibt da nix. Bei Strassenfahrten Luke auf und mit dem Kopf (nebst Brille + Mickymäuse) rausschauen, über Land kommt so schnell nix über deine Sichtluke.
MfG
Naja, als Wehrdienstleistender haste sicher stundenlane Dienste in der Kiste schieben müssen. Das ist schon was anderes als mal ein Stündchen durch die Pampa zu gurken.
Guten Morgen! Mal wieder eine sehr unterhaltsame Nachtwache. Der Grund dafür, dass mit Bier statt mit Cola für Fallout geworben wird, liegt doch der Hand: Carlsberg schmeckt einfach viel mehr nach radioaktivem Regen als leckere Cola. ;-)
Moin! Danke für die wie immer erfrischende Nachtwache.
Ich muss ehrlich zugeben dass ich auf diesen Marketingkram stehe, auch ohne konkreten Bezug zum Spiel. Die "Angstschweiss"Wasserfalsche von Until Dawn (gabs auf der gamescom) habe ich trotz 25cent Pfand zB noch nicht zurück gebracht. Und auch sonst bin ich so willensschwach dass ich auf so einen Quatsch im Supermarkt reinfalle. Vermutlich meine Art mein liebstes Hobby zu zelebrieren.
Solange das Falloutbier, so denn es denn auch nach Deutschland käme, nicht von Karlsberg gebraut wird ist alles gut ;) , nix für ungut an die Saalänna ;)
Ich stehe auch auf sowas. Habe noch eine fallout 3 Wasserflasche hier stehen. Einfach geil so ein Kram.
Ich mag sowas auch, die Fallout 3 Wasserflasche steht hier auch noch!
Da sind wir ja schon drei ... :)
Seht ihr, dass meinte ich mit meinem Post beim Podcasts.
Danke für die neue Ausgabe. ;)
Vielen Dank für die "morgendliche" Lektüre.
Nuka Cola hätte ich jetzt auch passender gefunden. Naja Bier zieht anscheinend mehr.
Klasse wie immer!
Vielen Dank!
Jo super. Freue mich jede Woche drauf. Weiter so!
Sehr amüsant zu lesen. Wie immer sehr schön geschrieben :-)
Und ich stimme dem Heinrich zu. Bethsoft, wo bleibt meine Nuka-Cola? ;-)
Wäre ja mal eine schöne (Foto-)Story: Panzer rollen vor dem GG HQ auf. Jörg Langer berichtet aus dem redaktionseigenen Panicroom.
Nuka Cola in Kronkorken-Flasche gab es mal zu kaufen, keine Ahnung, ob es das jetzt noch gibt:
http://www.dizzyfrinks.com/nuka-cola-classic/
Eine der besseren Nachtwachen.
Fallout Bier, das ist schon wirklich lächerlich. Aber wer trinkt schon so eine Chemo Bier Plörre?
Ach so, Fallout! na dann passts ja ;-)
Was der Panzer wohl gekostet hat!?