Harald Fränkel orakelt

Die Trends 2010: bewegend! Meinung

Willkommen 2010! Zweitausendundzehn, das klingt doch total nach Science Fiction, oder? Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, besonders unter den technikaffinen Computer- und Videospielern. Zu Recht, sagt der berühmte Trendforscher Fränkel, und malt eine rosige Zukunft voller Innovationen.
Harald Fränkel 21. Januar 2010 - 11:43 — vor 14 Jahren aktualisiert
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Ich will es gar nicht spannend machen, ihr könnt also nach dem nächsten Satz sofort aufhören weiterzulesen: Meine Prophezeiung für 2010 ist, dass sich zum Ende des Jahres Trends wie Körpersteuerung, stereoskopisches 3D, Cloud Gaming, Holodecks und kalorienfreie Pizza aus der Tube durchgesetzt haben werden. Welche davon? Alle! Und, nicht zu vergessen: Spiele und Add-ons erscheinen nicht mehr auf physikalischen Datenträgern, sondern nur noch zum Herunterladen, in Episodenform und zum doppelten Preis. Außerdem haben männliche World of Warcraft-Fans dank des unaufhaltsamen Fortschritts sogar endlich Sex. Klingt komisch, ist aber so. 2010 bekommen wir Spieler endlich unsere perfekte, schöne neue Welt!
 
Geil: sich gegenseitig befruchten
 
Die Anzeichen für künftige Glückseligkeit sind nicht wegzudiskutieren, Indikator Nummer 1: Die Hersteller der digitalen Spaßbranche haben sich in jüngster Vergangenheit besonders intensiv beklau … äh … befruchtet. Die einen – Microsoft, Sony und ein Unternehmen namens Sixense Entertainment – guckten sich bei den anderen (Nintendo) die Bewegungssteuerung ab. Deshalb soll 2010 auch an Xbox 360, PlayStation 3 beziehungsweise PC fleißig gefuchtelt werden. Im Gegenzug entwickeln Gerüchten zufolge die anderen (Nintendo) das, was die einen (Microsoft & Sony) bereits haben: eine Spielgerät, das Grafik darstellen kann. Jene japanische Supermaschine heißt dann wohl Wii 2. Jahaaa, Konkurrenz belebt das Geschäft.
  
Nintendos DSi XL kommt in den trendy Farben Meerschweinchenkot-Braun
und Alkoholikerauswurf-Weinrot
Das Hardware-Wettrüsten beschert uns aber einen weiteren wunderbaren Trend: Endlich ist die Chiptechnik so ausgereift, dass Handhelds größer werden statt kleiner. Vorbei die traurigen Zeiten, als mobile Geräte noch in jede Hosentasche passten: Wie berichtet, kommt im März Nintendos DSi XL, in den trendy Farben Meerschweinchenkot-Braun und Alkoholikerauswurf-Weinrot. Doch jetzt der Hammer: Aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr ich exklusiv für GamersGlobal, dass Sony nachzieht und noch dieses Jahr die PSP XXL veröffentlicht. Der 17-Zoll-Monitor bei gleich bleibender 480x272-Maximalauflösung und das Gewicht von 3,2 Kilo vereinen größtmögliche Pixeligkeit mit niedrigem Tragekomfort. Da kann Nintendo aber mal gepflegt einpacken!  
 
Und was ist mit dem Gameplay?
 
Angesichts der Konzentration auf immer bessere Hardware bleiben innovative Spielkonzepte natürlich keinesfalls auf der Strecke. Nein, nein, niemals nicht! Zugegeben, die erfahrenen Leute der Entwicklerteams haben keine Zeit mehr für kreative Ideen, weil sie es verflucht nochmal irgendwie hinkriegen müssen, dass der SPARTAN-III-Soldat in Halo: Reach Deckung sucht, während sich der Xbox-360-Besitzer vor dem Fernseher einen abspackt, als habe er Parkinson oder schlichtweg vergessen, die Epilepsie-Warnung im Handbuch zu lesen. Aber wozu gibt's Praktikanten? Die können sich doch ums Gameplay kümmern!
 
Moderne Sklaven sind die Rettung in Zeiten der Wirtschaftskrise. Das kann ich belegen: Bei einigen Spielezeitschriften produzieren mittlerweile Heerscharen von Praktikanten preiswerte Printware bei gleich bleibender Qualität, um für exorbitant wachsende Auflagenzahlen zu sorgen. Im Fernsehen funktioniert das Prinzip ebenso, wenn ich mir Lebensversager-Dokus à la Bauer sucht Frau oder Schwiegertochter gesucht so anschaue.Bei von Praktikant XY nach dem Brotzeitholen gefertigten Texteinblendungen im Stil von „Holgers Mama (72) ist traurig, dass ihr Sohn Holger (41) ausziehen möchte“, „Bernd (38) wurde noch nie am Kopf massiert“, und  "Zum ersten Mal in ihrem Leben faltet Monika (42) eine Serviette“ schmeiße ICH mich jedenfalls regelmäßig weg. Äh, NEIN, ich hab mir diese Beispiele NICHT ausgedacht, die gab's wirklich. Im Fernsehen. Doch ich schweife ab.
 
Dick ist doof
 
Wer will beim Daddeln schon auf dem Sofa abhängen? Nur Miespeter und Mieseptras!
Angeblich arbeiten mittlerweile 70 bis 80 Prozent der Spielehersteller an Titeln, die auf der Natal-Körpersteuerung für die Xbox 360 basieren. Ergo werden sich künftig nicht mehr nur Gelegenheitsspieler und -spielerinnen vor der Wii einen Wolf schwitzen, sondern auch vor der Xbox. Ist das nicht toll? Denn dann sehen fette Nerds zum Beispiel kein Land mehr. Was sie verdient haben, weil sie unser Gesundheitssystem nur Geld kosten. Eventuell dürfen sie gar nicht erst mitspielen – ich erinnere an ein sehr ominöses microsoftsches Patent
 
Noch gestern durften sich Chips-mit-Käseschmiere mampfende Speckis wegen Pro Evolution Soccer 2010 noch als begabt, weltmeisterlich, beliebt und bespaßt fühlten, obwohl sie zur sportlichen Höchstleistung nur ihre Daumen und Zeigefinder bewegen brauchten, während der restliche Körper in Ruhe Cholesterinreserven speicherte. Doch schon morgen müssen sie wegen Synchronschwimmen 2011 von Electronic Arts mit ihren feisten Bäuchen am Boden rumkugeln und sich zum Vollhorst machen. Das hat denen bestimmt gerade noch gefehlt! Und beim Daddeln von Alan Wake oder anderen potenziellen Höhepunkten 2010 faul und bequem auf dem Sofa abhängen, wer will das schon? Nur Miesepeter und Mieseptras 

WoW-Jünger sind derweil völlig aus dem Häuschen, weil sie Fußwege in Azeroth bald in echt ablatschen und deshalb noch mehr futtern dürfen, ohne weiter zuzunehmen. Dass die männlichen Anhänger des MMOs künftig richtig Sex haben können wie eingangs erwähnt, war übrigens nicht wieder einer meiner niveaulosen Randgruppenscherze, der in einen pubertären Pipi-Kacka-Hihihi-Hinweis auf eine aufblasbare Freundin mündet. Nein, 2010 bringt für Computerfans tatsächlich erhebliche Fortschritte – ich habe ohne Witz gleichberechtigte Frauen entdeckt, die auch einfach mal nur mit euch reden wollen. Die euren Namen nicht vergessen, eure Vorlieben und Abneigungen kennen, die sich aber auch sehr gerne anfassen lassen. All das gibt es hier.

Die Zeit ist reif für 3D
 
Geiz ist geil, und ich
bin doch nicht blöd!
Durchsetzen wird sich auch 3D-Technik. Okay, das sagen Klugscheißer schon seit den Siebzigern, als Ingrid Steeger im Film Liebe in drei Dimensionen mit ihren Brüsten wackelte – alte Säcke wie ich erinnern sich. Und auch Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger schafften es sogenannte VR-Helme lediglich, deren Nutzer total bescheuert aussehen zu lassen. Aber jetzt ist die Zeit wirklich gewiss tatsächlich mit Sicherheit reif. Schon das grandiose James Cameron's Avatar: Das Spiel hat bewiesen, dass jeder sofort einen 3D-Fernseher für 3000 Euro kaufen sollte, am besten noch gestern. Solltet ihr an dieser Stelle jemanden auffällig beiläufig unauffällig hüsteln hören, nehmt bitte sofort eure Medikamente, fremde Stimmen im Kopf sind unter killerspielespielenden Spielern kein Spaß.   
  
Bleibt ein Trend, der hoffentlich schon 2010 unser aller Leben bereichert: Spiele erscheinen nur nur noch als Download via Marktplatz, Store, Dampf und wie sie alle heißen mögen. Ausschließlich im Episodenformat natürlich. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ein Fünfteiler ergibt über einen Zeitraum von nur drei Jahren ein ganzes Spiel und treibt einen mit Cliffhangern in den Wahnsinn, kostet dafür aber statt teurer 60 Euro nur noch sparsame fünfmal 19,99 Euro. Geiz ist schließlich geil, und ich bin doch nicht blöd.
 
Crysis 2 auf dem Taschenrechner
 
Apropos geil: Ich find's fast schon erregend, für mein sauer verdientes Geld keine echte Ware in Form von Spieleverpackungen und DVDs zu bekommen, sondern nur noch Quasi-Lizenzrechte, die der Anbieter dann noch so beschneiden kann, dass meine masochistische Ader vor überschäumender Freude hosiannaartig pulsiert. Am besten wäre natürlich Cloud Gaming! Das spart jede Menge Platz in der Wohnung, weil ich keine sperrige Hardware mehr brauche und Crysis 2 sogar mit einem Taschenrechner ruckelfrei spielen kann.
Gut, das Protzen mit sündteurer Gerätschaft werde ich ein bisschen vermissen. Aber das nehme ich angesichts der Vorteile gern in Kauf! Da soll bloß noch mal einer behaupten, ich sei ein besonders Neuerungen gegenüber unaufgeschlossener und grundsätzlich negativ eingestellter, pessimistischer Mensch!       
 
Lasst es uns zum Schluss nochmal im Chor sagen: Willkommen 2010! Freut euch, Leute, denn es sind es noch zwei laaange Jahre bis zum Ende des Maya-Kalenders und damit noch zwei laaange Jahre bis zum Weltuntergang. Ich sag's ja, ich bin der Prototyp des grenzenlosen, lebensbejahenden Optimisten. Ihr entschuldigt mich nun bitte, ich muss mir jetzt ein paar Gleise hinter einer uneinsehbaren Kurve suchen, um mich ein bisschen vom Schreiben auszuruhen. In diesem Sinne: Schönes Leben noch!
 
Euer Harald Fränkel

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