Freizeitbauern und Profis: "Den Deutz Agroton fahren, den man sich im echten Leben nicht leisten könnte".

GamersGlobal: Was dürfen angehende PC-Landwirte vom Mehrspielermodus erwarten?

Stefan Geiger: Unser Mehrspielermodus läuft rein kooperativ ab, dass heißt die Spieler agieren gemeinsam in der Spielwelt. Einen Wettbewerb, in dem Spieler gegeneinander antreten, gibt es nicht. Es können bis zu 16 Leute gleichzeitig in einer Welt spielen. Das geschieht entweder im lokalen Netzwerk oder serverbasiert über das Internet. Bei Letzterem hängt die Spieleranzahl von der Stärke der Verbindung ab. Wir haben die Spielwelt sehr groß gestaltet, sodass man sich selbst mit 16 Leuten nicht dauernd gegenseitig auf die Füße tritt.

GamersGlobal: Arbeiten die Spieler dann über längere Zeit gemeinsam auf einem Hof oder bestellt jeder sein eigenes Feld?

Stefan Geiger: Es läuft alles in der Gemeinschaft ab. Zusammen besitzt man alles in der Welt, und jeder darf die Geräte bedienen. Wer etwas erntet und verkauft, verdient damit Geld für die Gruppe. Die Fortschritte auf einem Mehrspieler-Hof werden genauso gespeichert wie im Einzelspielermodus. Man kann untereinander Absprachen halten, wer welche Aufgaben erledigt: Während ein Spieler beispielsweise pflügt, kann der andere auf dem Feld nebenan säen. Manche Aufgaben lassen sich im kooperativen Modus einfacher erledigen. Beim Häckseln zum Beispiel bedient ein Spieler den Häcksler, während der andere mit dem Anhänger nebenher fährt.

Die Spieler sollen gemeinsam einen Betrieb führen.

Felix Buschbaum: Als Einzelspieler ist man mit zwei Fahrzeugen auf dem Feld, von denen eines vom PC gesteuert wird. Dabei musste man sich nach der Fahrweise des Computers richten. Das entfällt jetzt, wenn zwei Leute gleichzeitig per Lenkrad die Maschinen steuern.

GamersGlobal: Ihr versucht, realistische Funktionen in LWS 11 einzubauen. Wie sieht beispielsweise neuerdings der Ablauf zwischen Säen und Ernten aus?

Stefan Geiger: Der grundsätzliche Ablauf ist der Gleiche, also zuerst Pflügen, Grubbern, Säen und dann Ernten. Wir haben die Vorgänge aber etwas erleichtert, um die Bedienbarkeit zu gewährleisten. Zwischen Pflügen und Grubbern gibt es in der Realität deutliche Unterschiede, im Spiel selber machen wir da aber der Einfachheit halber keine. Auch bei der Zeit haben wir aus Komfortgründen etwas nachgeholfen. Wir können nicht erwarten, dass PC-Spieler wochenlang vor dem Bildschirm auf die Ernte warten, darum dauert der Vorgang im Spiel je nach Einstellung nur drei bis vier Stunden. Auch zufällige Ereignisse wie schlechtes Wetter zerstören nicht die Ernte des Spielers, sondern verhindern lediglich, dass man während des Unwetters mit den Maschinen aufs Feld fahren kann.

GamersGlobal: Pflügen, Säen, Ernten, dass gehört zum praktischen Teil hinter dem Steuer des Traktors.  Wie sieht der Wirtschaftsteil des Spiels aus? 

Felix Buschbaum: Man fängt mit einem alten Schrotttraktor an, der gerade noch den Weg bis zum Feld schafft. Das Spielziel ist es dann, sich durch den Verkauf von Produkten immer größere und leistungsfähigere Maschinen zu besorgen. Je mehr man spielt und verdient, desto größer wird der eigene Fuhrpark.

GamersGlobal: Und wenn der virtuelle Bauer jede Maschine auf dem Hof stehen hat? Kann er auch den Hof ausbauen oder sich eine Braut suchen?

Stefan Geiger: Nein, das ist nicht möglich. Aber durch die vielen Mods aus der Community kann man das Spiel fast beliebig erweitern. Ein wirkliches Ende wird es nicht geben, da es regelmäßig neue Sachen gibt , die man kaufen kann.

GamersGlobal: Von welcher Größenordnung sprecht ihr, wenn ihr die Modding-Szene des Landwirtschafts-Simulators erwähnt?

Felix Buschbaum: Die Community ist größer, als manch einer zunächst glauben mag. In den zwei größten Foren gibt es insgesamt 120.000 registrierte Mitglieder, von denen auch nicht wenige regelmäßig neue Mods beisteuern.

Beim Modding gibt es keine Grenzen.

Stefan Geiger: Wir halten sehr engen Kontakt mit der Community und helfen, so oft es geht, bei Problemen und Fragen weiter. Die Szene ist so groß und aktiv, dass wir als Entwickler selbst keine Downloads anbieten müssen. Das nötige Material liefern sich die Spieler untereinander. 

GamersGlobal: Ihr selber nehmt die Motorengeräusche beim Hersteller vor Ort auf. Wie weit gehen dann die Modifikationen aus der Community? 

Stefan Geiger: Es gibt da keine Grenzen, und genau das wollen wir ja auch. Wir achten bei der Entwicklung von Anfang an darauf, den LWS extrem moddingfreundlich zu gestalten. Jeder soll schnell und einfach den Simulator seinen Vorstellungen anpassen können. Neben neuen Traktoren und Mähdreschern erstellt die Community auch ganz spezielle Sachen, die schon gar nichts mehr mit dem eigentlichen Spiel zu tun haben. Da gibt es Flugzeuge, um die Felder zu bewässern oder eine Wintermod, der die Welt im Schnee versinken lässt. Da muss man dann zum Beispiel mit einem Schneepflug die Straßen frei räumen.

GamersGlobal: Das erinnert schon fast an die Modding-Szene bei den Flugsimulatoren, wo nahezu jedes Flugzeug am PC nachgebaut wird.

Felix Buschbaum: Genau, es gibt auch beim LWS echte Profis. Erst kürzlich sendete das Bayerische Fernsehen einen Beitrag über zwei Informatikstudenten, die einen russischen Traktor für das Spiel nachgebaut haben. Der Traktor wurde vor Urzeiten mal vom russischen Militär benutzt, um Raketen zu ziehen und gilt mittlerweile unter Fans als Kultobjekt. Die beiden haben das Fahrzeug detailgetreu für das Spiel nachmodelliert und dabei die passenden Motorengeräusch aus Youtube-Videos aufgenommen.

GamersGlobal: Gibt es auch Spieler, die sich anstatt einem Boeing-Cockpit ein voll funktionsfähiges Deutz-Traktoren-Cockpit im Keller nachgebaut haben? 

Stefan Geiger: Davon haben wir zumindest noch nichts gehört. Aber es gibt schon Leute, die das Spiel mit zwei Joysticks und einem Lenkrad spielen., wobei die Joysticks dann für die Bedienung des Vorderladers zuständig sind.

GamersGlobal: Bekommt ihr auch mal kritisches Feedback von echten Landwirten? 

Stefan Geiger: Das kommt schon mal vor. Wir hatten in einer Betaversion des Spiels den Raps im finalen Zustand gelb dargestellt. Ein echter Landwirt hat uns dann aber darauf hingewiesen, dass Raps  nur im mittleren Wachstumsstadium gelb ist und am Ende eher eine bräunliche Färbung hat. Daraufhin haben wir dann auch die Farbe im Spiel geändert.

Kein Farmville: "Erwachsene Spieler wollen kein Farmville, sondern legen Wert auf den technischen Aspekt."