Jon Paquette über Resistance 3

"Stereotypen funktionieren" Interview

Alternative Realität statt Kriegsszenario, durch einen Virus mutierte Menschen statt Außerirdische: Die Resistance-Serie versucht sich sehr eigenständig im Shooter-Genre zu positionieren. Wir haben kürzlich Story-Schreiber Jon Paquette zu seiner Inspiration befragt und wollten wissen, wie er versucht, Shooter-Stereotypen zu vermeiden.
Jörg Langer 15. September 2011 - 14:43 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Mit Resistance 3 geht die PS3-exklusive Serie bereits in die dritte Runde. Auch für die PSP gibt es bereits einen Ableger. Erstmals spielt ihr nicht mehr den aus den Vorgängern bekannten Helden Nathan Hale, sondern schlüpft in die Haut seines Mörders. Die Resistance-Reihe ist für ihr alternatives Szenario bekannt. Die Weltkriege haben gar nicht erst stattgefunden, stattdessen wird die Menschheit von den sogenannten Chimera unterdrückt. Ein Kniff, um Shooter-Stereotypen zu vermeiden? Zu diesem und weiteren Themen haben wir Jon Paquette, Story-Schreiber bei Insomniac Games, vor kurzem befragt.

GamersGlobal: Jon, wieso habt ihr für Resistance 3 einen neuen Helden gebraucht. War Nathan Hale nicht mehr interessant genug?

Jon Paquette: Nein, das hat Story-Gründe: Hale wurde im ersten Resistance mit dem Chimera-Virus infiziert, konnte diese Macht aber gegen die Chimera einsetzen. In Teil 2 wurde das Virus in seinem Körper aber immer stärker, so dass Hale kurz davor stand, vollständig zu mutieren. Indem Joseph Capelli am Ende von Resistance 2 Nathan Hale erschießt, rettete er die Welt vor dem vermutlich mächtigsten Chimera, zu dem Hale sonst geworden wäre.

GamersGlobal:
Und selbst nach seinem Tod hilft Hale den Menschen durch den aus seinem Blut gewonnenen Impfstoff.
In Resistance 3 mimt ihr nicht mehr Nathan Hale, sondern den Familienvater Joseph Capelli.

Jon Paquette: Richtig. Trotzdem wurden die Chimera immer mächtiger und übernahmen letztendlich die Erde. Vier Jahre später ruhen die letzten Hoffnungen der Menschheit auf Joseph Capelli. Doch der lebt zu Beginn von Resistance 3 zurückgezogen und unter der Erde versteckt. Erst als Dr. Malikov ihm von einer einzigartigen Chance, die Menschheit zu retten, macht er sich auf die Reise von Oklahoma nach New York.

GamersGlobal: Die alternative Geschichte hebt Resistance ja ein wenig aus dem sonst häufigen Kriegsshooter-Einerlei ab. Andererseits habt ihr sicherlich menschenähnliche Gegner benötigt, damit die ganze Spielmechanik nebst Deckungssystem glaubwürdig funktioniert. Seid ihr so auf die Idee der infizierten und mutierten Menschen gekommen?

Jon Paquette: Nein, die Idee kam zuerst. Also die Idee, dass die Chimera mutierte Menschen sind, keine Aliens. Zwar kommt der Virus aus dem All, aber nicht von Außerirdischen, sondern durch den Asteroideneinschlag in der russischen Tunguska im Jahr 1908. Von da aus verbreitete er sich über die ganze Welt. Zuerst haben wir uns überlegt, wie diese infizierten Menschen aussehen könnten. Die Chimera als Spezies sind ja technologisch sehr fortschrittlich, sie verfügen über Drohnen, große Stalker und Mutterschiffe, die über den Städten kreisen.

GamersGlobal: Aber alles davon ist auf der Erde gebaut, nicht außerirdischen Ursprungs?

Jon Paquette: Das ist richtig.

GamersGlobal: Nach vier Serien-Teilen: Ist so eine alternative Realität eher eine Chance oder macht euch das Szenario eher Schwierigkeiten?
[Das alternative Szenario] verleiht dem Spiel eine sehr individuelle Note.

Jon Paquette: Ich denke, es ist ein großer Vorteil, denn es verleiht dem Spiel eine sehr individuelle Note. Im Gegensatz zu vielen anderen Shootern haben wir die Möglichkeit, das Geschehen in sehr vertrauten Umgebungen stattfinden zu lassen, beispielsweise haben wir uns in Resistance 3 sehr am Oklahoma des Jahres 1957 orientiert.

GamersGlobal: Versucht ihr, die üblichen Stereotypen eines Shooters, zu vermeiden? Also den einzelnen Helden, der die Welt vor dem Bösen rettet?

Jon Paquette: Während sich die ersten beiden Teile noch sehr aufs Militär bezogen haben, wollten wir in Resistance 3 darstellen, wie Menschen wie du und ich im alltäglichen Leben mit der Situation umgehen. Die von dir erwähnten Stereotypen existieren ja aus gutem Grund: Sie funktionieren! Der Sp
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ieler möchte einfach der Held sein. Ich finde, das ist eine der Stärken des Genres. Trotzdem triffst du in Resistance 3 nicht nur auf Gegner, sondern auch häufig auf ganz normale Menschen. Die Chimera reden ja nicht, sie geben nur Geräusche von sich. Wir wollten uns mehr auf die Umgebung konzentrieren. Darauf, wie die Menschen sich verstecken, überleben und letztendlich auch gegen die Unterdrücker ankämpfen.

GamersGlobal: Findest du nicht, dass sich Videospiele in Sachen Story und Stereotypen selbst zu sehr einschränken?

Jon Paquette: Solange es nicht ins Klischeehafte abdriftet, sehe ich kein Problem darin. Beispielsweise gibt es viele Hollywood-Blockbuster, die immer nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind. Nimm dir als Beispiele die Bourne-Filme. Es gibt eine Menge ähnlicher Filme, doch Jason Bourne funktioniert, weil er Charakter hat. Spiele sollten ebenfalls immer versuchen, solche Charaktere zu erschaffen. Stereotypen existieren in meinen Augen gleichberechtigt mit Genres. Es gibt Horror- und Science-Fiction-Filme und genauso existieren Egoshooter, Rollenspiele oder Echtzeit-Strategiespiele.
Insomniac Games war es wichtig, die vertrauten Umgebungen, wie das ländliche Oklahoma, in rechte Licht zu rücken.
flow7 (unregistriert) 15. September 2011 - 15:48 #

gutes Interview!

thurius (unregistriert) 15. September 2011 - 19:12 #

top

Gamaxy 19 Megatalent - 14748 - 15. September 2011 - 19:21 #

Muss es nicht "Steretype funktionieren" heißen?

Anonymous (unregistriert) 15. September 2011 - 22:32 #

Nein.

Anonymous (unregistriert) 15. September 2011 - 22:33 #

LOL.
J:org

Hinkelbob 13 Koop-Gamer - 1234 - 16. September 2011 - 11:53 #

Gutes Interview, ich finde der Mann hat schon Recht. Stereotypen sind okay, aber trotzdem wäre es meiner Ansicht nach langweilig, wenn es sie ausschließlich gäbe.

Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 19. Oktober 2011 - 22:09 #

Niemand hat gesagt, dass Stereotypen nicht funktionieren. Aus irgendeinem Grund müssen sie ja überhaupt entstanden sein. Das Problem ist nur, dass sie irgendwann abgenutzt sind.

In anderen news hatte ich eigentlich vor die Resistance Spiele noch zu spielen. Jetzt wurde mir Teil 1 und 2 gespoilert. :/