GamersGlobal: Kommen wir auf die Spielwelt zu sprechen: Werden wir eher linear durch die gesamte Welt geführt, oder müssen wir auch in bekannte Gebiete zurückreisen? Existiert eine zentrale Stadt mit Händlern und so weiter, als eine Art Hub?

Josh Sawyer: Es wird keine komplett lineare Progression geben. Eines der wichtigsten Ziele war es für mich, dass wir kein Gebiet sofort abhaken. Der Spieler kann zu den Orten zurückkehren und zusätzliche Quests erledigen. Es können zu Beginn einige Sachen außerhalb der richtigen Reihenfolge gemacht werden, ehe man zum ersten Hub kommt. An diesem kann man entweder mehr Inhalte erleben, zum zweiten Hub weiterreisen oder sogar an den Anfang zurückkehren. Wir haben ebenfalls einen Mega-Dungeon eingebaut, der sich dem Spieler im Spielverlauf öffnet. Wir haben diesen Dungeon absichtlich so gestaltet, dass die Levels schneller schwerer werden als die Helden darin aufleveln können. So kommt der Spieler bei jedem Versuch an einen Punkt, den er nicht überwinden kann, bis er außerhalb des Dungeons Erfahrung gesammelt hat und stärker geworden ist. Nach einiger Zeit kehrt er dann zurück und schafft es wieder ein paar Levels weiter nach unten. Ich mag diesen progressiven Ansatz.

GamersGlobal: Wird es eine Kapitel-Struktur in Pillars of Eternity geben?
 
Josh Sawyer: Ja, das wird es. Ich mag die offenen Welten der Fallout-Spiele, aber für unser Projekt fühlt es sich einfach besser an, dass es auf Kapiteln basiert. Innerhalb dieser erlauben wir dem Spieler einen angemessenen Grad an Freiheit und Erkundung, weil beides eine große Säule des Spiels ist. Es wird aber bestimmte Story-Umbrüche geben, an denen man einen wichtigen Punkt der Geschichte kreuzt und daraufhin im nächsten Kapitel weitermacht.
 

Der Hauptcharakter soll die Spielwelt genauso neu erleben wie der Spieler selbst.

GamersGlobal: Kann ich auch in Kapitel 3 noch an den Anfang des Spiels zurück?
 
Josh Sawyer: Es gibt nur wenige Orte, an die wir den Spieler nicht mehr zurücklassen, sobald er da war. Wie ich gesagt habe, es geht um dieses Gefühl der Freiheit. Vielleicht will der Spieler nicht zurück an den Anfang, aber wir erlauben ihm, dorthin zu gehen. Das lässt die Welt offener erscheinen.

GamersGlobal: Sind Elemente wie eine eigene Burg oder ein eigenes Theater geplant, wie in Baldur’s Gate 2?
 
Josh Sawyer: Wir haben tatsächlich eine Festung implementiert. Die Festung ist auf keine Klasse im Spiel festgelegt, es gibt nur diese eine. Sie ist auf viele verschiedene Möglichkeiten verbesserbar, zusätzlich existiert ein Minispiel, das sich über erfolgreich abgeschlossene Quests weiter entwickelt. Dieser Modus basiert also nicht auf Spielzeit oder Runden oder so etwas, es hilft nichts, die Partymitglieder mehrmals schlafen zu lassen. Vielmehr müssen sie Dinge erleben, Quests lösen, um die "strategische Zeit" voranschreiten zu lassen und die Festung auszubauen. Das ist tatsächlich sehr spaßig, da der Spieler kleine Hintergrundgeschichten und andere spannende Ereignisse erlebt. Ich denke, die Leute werden die Festung sehr genießen. Das taten sie schon in Neverwinter Nights und Baldur’s Gate 2.

GamersGlobal: Kannst du in Umrissen andeuten, was die Spieler von der Story erwarten können?

Wenn man dieses Spiel spielt, sieht es aus und fühlt sich an als würde man Baldur's Gate nochmal spielen.

Josh Sawyer: Nein, das sollen die Spieler selbst herausfinden, wenn Pillars of Eternity fertig ist. Ich kann nur etwas vom Beginn andeuten. Der Protagonist kann eine Person jeglichen Hintergrunds sein. Wir erlauben eine hohe Flexibilität, damit der Spieler definieren kann, woher er kommt und aus welchem Grund er in diesen Teil der Welt gelangte. Die Hauptfigur wird stets ein Neuankömmling sein, der Charakter soll die Spielwelt genauso neu erleben wie der Spieler selbst. Das ist wichtig für uns. Die Hauptfigur ist ein Zeuge und Teilnehmer eines übernatürlichen Ereignisses, das ihn in die Geschichte wirft. Dieses Ereignis bringt ihn gleichzeitig in Schwierigkeiten, einfach nur deshalb, weil er es miterlebt hat. Dieser Aspekt treibt ihn in der Story voran. Mehr möchte ich nicht verraten!

GamersGlobal: Wenn du über dein Spiel denkst, gibt es ein spezielles Element, auf das du besonders stolz bist?
 
Josh Sawyer: Meine Antwort klingt vielleicht, als wollte ich mich rauswinden. Aber es ist der Geist der alten Spiele, den Pillars of Eternity einfängt. Wenn man dieses Spiel spielt, sieht es aus und fühlt es sich an wie damals Baldur’s Gate. Das ist für mich die wichtigste Sache. Ich glaube, dass es auch für unsere Backer das Wichtigste ist, ich hatte dieses Spielgefühl während der gesamten Entwicklung immer im Kopf.

Das Interview führte Jörg Langer für GamersGlobal