2K-Games-Präsident im Gespräch

Interview mit Christoph Hartmann Interview

Anfang 2004 wechselte der Geschäftsführer von Take 2 Deutschland als Vice President Publishing in die New Yorker Firmenzentrale. Mittlerweile ist Christoph Hartmann Präsident von 2K Games in Navato, Kalifornien. Jörg Langer sprach mit dem gebürtigen Rosenheimer über Aktienkurse, Top-Spiele sowie die Rückkehr der E3 im Juni.
Tim Gross 12. Mai 2009 - 15:15 — vor 14 Jahren aktualisiert
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GamersGlobal: Christoph, nach über vier Jahren in Amerika: Bist du zufrieden mit dem Erreichten?


Christoph Hartmann:
Ja. Man hat damals bewusst jemanden gesucht, der Spiele gut kennt und aus Europa kommt. Denn sonst saßen da nur Amerikaner. Also habe ich Spiele für Take 2 gesucht und ausgebaut und gepublisht. 2005 haben wir dann 2K Games gegründet, zum einen für die traditionellen Games und zum anderen für den Sportspiel-Bereich. Mittlerweile sind wir beim Sport ein ernstzunehmender Gegner für EA, und auch auf der Games-Seite haben wir schon einige große Hits wie Bioshock abgeliefert. Entsprechend sind unsere Umsatz- und Mitarbeiterzahlen deutlich gewachsen seit 2005.

Titel wie Mafia 2 zeigen, dass Take Two nicht einfach auf den Casual Games-Zug aufspringt.

GamersGlobal: Fühlst du dich mittlerweile als Amerikaner, triffst du immer noch auf kulturelle Unterschiede?


Christoph Hartmann: Wenn’d aus Rosenheim kommst, bleibst´ immer Rosenheimer. Aber die Amerikaner sind sehr offen, ich habe nie Widerstand gespürt von wegen „der kommt aus dem Ausland“ oder „der kennt den Markt hier nicht“. Als ich damals von Deutschland aus das europäische Marketing übernommen habe und viel mit den Engländern zusammenarbeiten musste, war das ganz anders. Das war, als würde plötzlich ein Deutscher die englische Nationalmannschaft coachen! Die Amerikaner denken sich eher: Da ist ein neuer Stürmer, der für uns spielt. Wenn wir gewinnen, ist er sein Geld wert!

GamersGlobal: Seit 2007 gibt es auch 2K Play, die aus Global Star Software hervorgegangen ist. Warum hat es solange gedauert, bis Take 2 auf den Casual-Zug aufgesprungen ist?

Christoph Hartmann: Uns waren erstmal Titel wie Bioshock wichtig. Man kann sich einfach nicht auf alles konzentrieren. Aus meiner Sicht gibt es zwei Business-Modelle im Spielebusiness. Fast jeder versucht, eine Maschine wie EA oder Activision aufzubauen, die superklare Prozesse hat, und wo man mit relativ autonomen Studios Produkte oben hineinkippt. Und unten kommen sie dann fertig raus. Das ist das Großpublisher-Modell. Take 2 aber hat ein Label-Modell, bei dem sich eine kleine Gruppe komplett auf ein Projekt konzentriert. Bei 2K Play machen wir eine Reihe von ganz sicheren Titeln, zum Beispiel die Pre-School-Schiene von Nickelodeon. Wir werden dort jedes Jahr zwei, drei Produkte hinzufügen, aber wir müssen selektiv sein: Die ganze Struktur von 2K, von der QA über das Marketing bis hoch zum Corporate Level ist nicht so breit ausgerichtet, dass wir Masse produzieren können. Außerdem habe ich Bedenken, was den Casual-Markt angeht, gerade in Europa: Wenn soviel Ware auf den Markt kommt, dass der Konsument die guten Spiele nicht mehr erkennt, verkauften sich am Ende nur noch Nintendo-Produkte. Gerade dem Casual-Spieler muss es schwer fallen zu erkennen, ob ein Produkt gut oder schlecht ist. Unsichere Konsumenten aber kaufen in der Regel nichts!



Bioshock ist noch immer das Aushängeschild von 2K Games. Der zweite Teil wird im Oktober 2009 erwartet.

GamersGlobal: Trotzdem ist Casual ist ein Trend.

 

Christoph Hartmann: Das sehe ich überhaupt nicht so! Die Fangemeinde der Core Games wird immer größer, da sich ja auch einige der Casual-Spieler „weiterentwickeln“. Und die Core Games werden nicht nur grafisch immer ansprechender, sondern auch zugänglicher. Am Schluss setzt sich außerdem Qualität immer durch. Schau dir die Musikindustrie an: Die hat seit Jahren Probleme; die einzigen Bereiche mit guten Verkaufszahlen finden sich bei Genres wie Heavy Metal oder Rock, wo es echte Fans gibt. Die zahlen für gute Musik! Doch alles, was Massenware ist – also übertragen auf unsere Branche die Casual Games –, wird gerade in Krisenzeiten leiden.


knurd 14 Komm-Experte - 2089 - 18. Mai 2009 - 20:05 #

Schönes Interview. Wären doch alle Spieler wie Metalfans. :D

Joulupukki 10 Kommunikator - 396 - 18. Mai 2009 - 20:09 #

schönes Interview!

Ohne klugscheißen zu wollen weise ich jedoch mal wieder daraufhin,dass es "Der zweite Teil wird im Oktober dieseS Jahres erwartet" lauten muss. :D

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468469 - 18. Mai 2009 - 21:31 #

Korrigiert!

Dennis Ziesecke 21 AAA-Gamer - 30866 - 18. Mai 2009 - 20:18 #

Gutes Interview, sympatisch wirkender Interviewpartner und gut gewählte Fragen :) .. Besonders der Vergleich mit der Musikindustrie gefällt mir.

Wi5in 15 Kenner - 3332 - 19. Mai 2009 - 20:26 #

mir auch :)

Stefan Schmitt 12 Trollwächter - 1009 - 18. Mai 2009 - 21:35 #

Klingt nach einer Lobhymne auf seinen Arbeitgeber. Hoffentlich sieht er das in 5 Jahren auch noch so. Irgendwie konnte er mich nicht wirklich überzeugen.

hoschi 13 Koop-Gamer - 1631 - 18. Mai 2009 - 22:24 #

schönes Interview. Vor allem die leicht kritisch angehauchten Fragen gefallen mir.

Name 19. Mai 2009 - 8:08 #

Wie kann man mehrfach Bioshock erwähnen und dann kein einziges Wort über DRM verlieren? Dieser Mann scheint doch der Hauptverantwortliche zu sein.
Oder hat er von vornherein klargestellt, daß er sich zu DRM nicht äußern wird?