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Monkey Island 3 hat Boris nicht mehr selbst übersetzt, hält es aber dennoch für eines der witzigsten Adventures. |
GamersGlobal: Das klingt, als hättest du so ab Teil 3 deine innige Liebe für die Monkey Island Serie verloren?
Boris Schneider: Also, Teil 3 fand ich interessant und witzig, aber es hat nicht so wirklich gepasst. Nach diesem wirklich seltsamen Ende von Monkey Island 2, worüber ich auch Diskussionen mit Ron Gilbert hatte, konnte man schlicht und einfach nicht noch mal neu ansetzen, das war von vornherein klar. Trotzdem war Curse of Monkey Island sehr lustig, hatte schöne schräge Charaktere und auch einige gute Rätsel. Mit Teil 4, Flucht von Monkey Island, konnte ich aber alleine wegen der Bedienung nicht so viel anfangen, mit der bin ich einfach nie warm geworden. Telltale geht da mit der Cursorbedienung in eine ähnliche Richtung. Bei Wallace & Grommit haben sie aber meiner Meinung nach einen guten Job gemacht, aber da hatte ich auch keine Erwartungen, wie sich das jetzt spielen muss...
GamersGlobal: Was ist dein Tipp? Worauf sollten sich Adventure Fans in den nächsten sechs bis zwölf Monaten freuen?
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Heutige Adventures mit spannenden Storys sind meistens nicht die mit den schönen Rätseln. |
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Boris Schneider: Schwer zu sagen. Es kommt darauf an, was man an Adventures mag. Spielt man sie, weil man eine interessante und spannende Geschichte sucht? Oder wegen den Rätseln? Für mich hat sich der Markt aufgeteilt: Heutige Adventures mit spannenden Geschichten sind meistens nicht die mit den schönen Rätseln. Ich persönlich mag beispielsweise Wimmelbild-Spiele im Casual-Bereich, wo man in einer gewissen Zeit Gegenstände finden muss. Aber die haben natürlich keine Story und sind eigentlich völlig bescheuert. Deswegen freue ich mich auf Spiele wie
Mass Effect 2, das mit Sicherheit eine hervorragende Story und Sidequests bieten wird. Das gilt auch für
Dragon Age, aber ich bin kein Fantasy-Fan.
GamersGlobal: Nur sind das keine Adventures.
Boris Schneider: Richtig, aber das sind Spiele mit einer spannenden Geschichte. Ansonsten werde ich auf jeden Fall die Telltale-Episoden spielen. Ich werde mit Sicherheit der Erste sein, der sich Tales of Monkey Island zieht und dann gleich losspielt. Aber eines ist klar: Die Hardcore-Adventures in Sachen Story und Rätsel gibt es nicht mehr.
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Schleichwerbnung à la LucasArts: Loom war ein Adventure, bei dem man nur herumlief und Melodien nachspielte. |
GamersGlobal: Von all Running Gags in all den LucasArts-Adventures, die du gespielt oder selbst übersetzt hast: Welches ist dein liebster?
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Eine Sache, dir mir gefällt, ist wenn ein Spiel auf sich und seine Kollegen Bezug nimmt. |
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Boris Schneider: Es gibt eine Sache, dir mir wirklich sehr gefällt, und zwar wenn ein Spiel auf sich und seine Kollegen Bezug nimmt. Ein tolles Beispiel dafür ist das Benzin in Zak McKracken, das da einfach herumsteht – und angeblich auch in Maniac Mansion versteckt ist, aber nie gefunden wurde. Und dann gibt es noch zwei Sachen in Monkey Island, das ja sowieso wahnsinnig viele Anspielungen auf andere LucasArts-Spiele enthält. Da wäre zum einen der Pirat in der Grog-Bar, der einen Button am T-Shirt trägt. Auf dem steht: „Frag mich nach LOOM!“ Das fand ich unheimlich klasse. Oder wenn Guybrush anfängt zu sagen „Ich habe hier diese schönen Lederjacken, die ich dir verkaufen könnte“, was natürlich ein Bezug auf das Indiana-Jones-Spiel war, wo genau das ein Schlüsselpuzzle war.
Es sind also die Augenblicke, in denen dich das Spiel wissen lässt: „Hallo, ich bin ein Spiel, nicht die Wirklichkeit. Und das wissen wir beide und haben unseren Spaß damit!“ Dazu zählt auch die Geschichte mit den Disketten. Früher kamen die Spiele ja auf mehreren Disketten auf den Markt, beim Amiga waren das bei Secret of Monkey Island beispielsweise sieben. Und dann wollte das Spiel auf einmal Diskette 14 haben und du denkst nur: „Ich hab gar keine Diskette 14!“ Und dann drückst du auf der Tastatur rum, bis auf dem Monitor steht: „Diskette nicht gefunden. Bitte Diskette 27 einlegen.“ Dann gerätst du langsam in Panik, bis sich Guybrush umdreht und sagt: „Ich glaube, den Teil haben sie noch nicht programmiert. Hier gehen wir noch nicht hin.“ Das war einfach klasse. Diese Momente mag ich am meisten, wenn nicht ein Charakter zu dir spricht, sondern das Spiel selbst.
Das Interview führte Jörg Langer (GamersGlobal.de)
Super Interview! Habe bis vor kurzem die alten Lucasfilm Adventures auch nur in deutscher Übersetzung gespielt und habe sie geliebt.
Freue mich auch schon total auf die neuen Episoden und auf das Remake, wobei ich da, ähnlich wie Boris, nicht mehr Guybrush, sondern eine andere Figur sehe. Was die Leute sich dabei gedacht haben weiß ich nicht. Alleine die Frisur ist schon sehr verwirrend, finde ich.
Aber soweit ich es weiß soll es auch möglich sein das Spiel in der alten Grafik zu spielen. Weiß jemand ob die Sprachausgabe davon beeinträchtigt ist?
Weiter so mit MI-Artikeln, es kann nie genug davon geben :-)
kj
Sprachausgabe wird es da (wahrscheinlich) nicht geben, die Klangkulisse stellt sich dann mit der Grafik komplett auf 1990 um.
Muss aber gestehen, das finde ich gut so. Denn während Dominic Armato und Norman Matt tolle Guybrush-Sprecher sind, zum Stil der alten Figur passen ihre Stimmen und Sprechweisen nicht unbedingt...
Da könntest du recht haben. Hab mich damit noch gar nicht befasst, aber es ist ja schon so, dass Guybrush sich verändert hat im Laufe der Spiele.
Naja, gekauft wirds eh. Mal schaun obs mir dann auch gefällt ;-)
Ja, das wurde so bereits von den Entwicklern gesagt.
Super! Danke! ...und jetzt noch einen Veteranen-Podcast, bitte, mit allem zum Mitnehmen! ;)
Tja, solche Gesichtsausdrücke bekommt die Crysis-Engine auch in 10 Jahren nicht hin. Es sind zwar "nur" Standbilder, aber in gewisser Weise hatten wir (Spieler in den 80ern und 90ern) weitaus bessere Grafik geboten bekommen als heutzutage.
Na toll, und genau wegen der Übersetzung hatte ich anfangs wirklich gelaubt rootbeer wäre Malzbier. Als ich dann vollkommen Happy ca. 10 Jahre später beim Kaisers während der American Weeks rootbeer kaufen konnte war ich vollkommen ausser Häusschen. Und dann, Bäääääääh. das war das ekligste süßeste was ich je getrunken habe. danach wußte auch ich das rootbeer frei übersetzt war^^.
Das ist ne schöne Story. Und in ein paar Jahren, wenn du reich und berühmt bist, gibst du auch Interviews und kannst diese Geschichte erzählen :)
Ich habe übrigens genau dieselbe Root-Beer-Erfahrung gemacht. Ich glaube, es war zusammen mit Michael Galuschka nach der 2. E3 in Atlanta, das muss also 1998 gewesen sein oder so...
Habe erst vor einigen Wochen zum ersten Mal Root-Bier getrunken. Mein australischer Kollege fing aus Nostalgiegründen fast an zu weinen, ich hab nur gedacht, "Oh Mann! Schnell weg damit." Jörg hat es perfekt beschrieben: flüssige Zahnpasta mit Kaugummi.
Sehr gutes Interview, danke an Jörg und Boris.
Ich träume heute noch von Loom. Die CDROM-Version mit Sprachausgabe und orchestraler Musikuntermalung war einfach zauberhaft. Eigentlich Grund genug, Loom nochmal - auf höchstem Schwierigkeitsgrad - zu spielen.
Ach du liebe Zeit, der Langer packt hier alle Karten auf den Tisch. Vor allem ein Interview mit einem "Kollegen" der die Alten Lucas Arts spiele übersetzt hat. Und das wo jetz Monkey Island wieder raus kommt. Der Langer hat ja mal ein krasses Netzwerk. Einfach eins super mega passendes Interview. Wenn der Langer so weitermacht dan wird das hier eine richtig gute Plattform. ;-) Jetzt ist aber schluss mit der Schleimerei ;-)
Sehr tolles Interview, fast so spannend wie die Anfänge von Apple....falls jemand das Buch iWoz gelesen hat. Es ist mega interessant wie das früher alles so entstanden hat. Da war ein Mann der einfach mal so spiele übersetzt hat. Ein Mann...kein Übersetzungsbüro oder eine riesige Agentur....ne ein Mann.
Könnte Ihr noch mehr von den Veteranen bringen!
Ich habe zu Root Beer einen schonen Blogeintrag zu verlinken.
Der Rest des Blogs ist auch nicht schlecht zu lesen.
[link]http://usaerklaert.wordpress.com/2006/07/29/root-beer-oder-wie-man-deutsche-und-amerikaner-unterschiedet/[/link]
Naja, zum Thema Journalismus vs. Branchenjob muss ich mal sagen, dass die alten Sierra-Adventures in der PC Player mMn immer etwas zu schlecht im Vergleich zu den LucasArts-Adventures bewertet worden sind.
Gerade in englischen Foren stehen Gabriel Knight und Larry nach meinem Empfinden fast auf einer Stufe mit den LucasArts-Adventures, in der PCP waren das soweit ich mich erinnere nur 70er Titel.
Könnte daran liegen das die Titel einfach nur 70er Titel waren teilweise ;-) Während LA durchgehend hohe Qualität geliefert hat, haben Sierra Games zwischen "genial" und "geht so" innerhalb einer Serie geschwankt. Versteh mich nicht falsch, ich liebe z.B. den ersten Gabriel Knight, aber alles folgende konnte man in die Tonne kloppen...
Moooment! ;)
Shivers und die Quest for Glories kamen in meinen Tests eigentlich gut weg. Sicher hatte LucasArts nen großen Bonus, aber ich entsinne mich noch, wie ich mit Heinrich 1995 gekämpft habe, das The Riddle of Master Lu nen 80er bekommt. Das war's wirklich wert - auch, wenn im gleichen Heft The Dig noch mehr Prozente (86) bekam, am Ende aber nicht wirklich sooo super war.
The Riddle of Master Lu scheint generell etwas untergangen zu sein, obwohl es meiner Meinung nach ein wirklich gutes Spiel ist und ich immer wieder mal gerne spiele!
Cooles Interview!
Monkey Island hatte auf dem Amiga aber trotzdem nur 4 Disketten und nicht 7 Disketten. Teil 2 hatte dann sogar 11 Disks, habe mir dafür damals extra ein zweites Diskettenlaufwerk für meinen Amiga zugelegt, dann war es "einigermaßen" spielbar :-)
Die Zahlen im Interview waren eh Schätzungen von Boris. Und es gab soweit ich weiß verschieden viele Disketten je nach Plattform, von daher bitte nicht zu ernst sehen :D
Danke für das tolle Interview! (Sowas könnte man übrigens auch als Veteranen-Podcast machen, oder war's per e-mail? ;))
Ich stimme völlig zu, was zB die Übersetzung von Root Beer mit Malzbier angeht; aber was die neue Tales of MI-Demo angeht, die ich gerade (in 12 Minuten, oh Mann) durchgespielt habe: Da sieht man sofort, wo das Problem ist - die Übersetzung geht nämlich in diesem Teil schon nicht mehr bzw. würde eine wesentliche Chance vernichten, das Rätsel durch Denken "unter der Dusche" zu lösen. Wenn jetzt zB in Epidsode 1 Malzbier noch völlig ok wäre und in Episode vier dann dieses Root-Rätsel käme - dann wäre der Übersetzer der Gelackmeierte, obwohl er absolut nix dafür könnte; da sieht man schön, wieso Übersetzer so früh und so vollständig eingebunden sein müssen.
Wir führen generell keine Interviews per Mail.
Ist die Original-Papp-Kopierschutz-Drehscheibe von Monkey Island 1 samt Schachtel und Inhalt eigentlich heutzutage viel wert? ;)
Mal so als Tipp, im Vogonen-Podcast (die-drei-vogonen.de) gabs in der letzten oder vorletzten Folge auch ein 50-minütiges Interview mit Boris Schneider über seine Zeit bei Powerplay und PC-Player.
Wann hat Dominic Armato jemals Guybrush gesprochen!? Das war ausschließlich Normat Matt! Und niemand anders.
Sehr schönes Interview. Die Übersetzungen von damals gehören wirklich mit zum besten, was in dem Bereich in Deutschlang je geleistet wurde, auch wenn ich selber inzwischen auf die Originale umgestiegen bin, da es, egal wie gut die Übersetzung auch ist und wie Boris auch selbst sagt, manche Sachen (root beer, red herring, monkey wrench,...) gibt, die sich einfach nicht ohne Abstriche übersetzen lassen.
Wirklich cooles Interview, davon könnte man doch auch wieder mehr machen. Wobie heute macht man das ja in den Podcasts :D