Interview mit Shuhei Yoshida

"Entwickeln auf PS4 ist einfacher" Interview

Jörg Langer 27. September 2013 - 19:37 — vor 9 Jahren aktualisiert
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The Last Guardian: Kaum ein japanisches Spiel wird schon so lange so heiß erwartet – kommt es vielleicht für die PS4?
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GamersGlobal: Das Launch-Lineup der PS4 ist sehr westlich. Würden Sie sagen, dass in den letzten Jahren der Einfluss japanischer Spieleentwickler abgenommen hat?
 
Shuhei Yoshida: Der Einfluss der japanischen Spieleindustrie zeigt sich in vielen Bereichen, etwa im Launch der PS Vita. Japan ist ein Markt, in dem Handheld-Spiele sehr wichtig sind. Bei den Konsolen aber sind die großen Märkte außerhalb Japans. Das macht den japanischen Markt sehr speziell, mit einem ganz eigenen Geschmack seiner Konsumenten. Die amerikanischen und europäischen Entwickler sind sehr professionell und haben kluge Investments getätigt. Auch die Indieszene ist außerhalb Japans sehr stark. Das heißt aber nicht, dass keine Impulse mehr von japanischen Entwicklern ausgehen. In den 90ern waren diese Impulse aber sicherlich größer.
 
GamersGlobal: Es gibt die Theorie, dass japanische Entwickler nicht so gut damit zurechtgekommen sind, dass die Entwicklungsteams wichtiger Titel in den letzten Jahren so riesig geworden sind.
 
Shuhei Yoshida: Das hat sicher für etwas Verwirrung gesorgt, gleichzeitig hat aber auch die relative Größe des japanischen Marktes immer weiter abgenommen. Der ökonomische Druck, also die Schwelle für neue Titel, ihre Kosten wieder einzuspielen, ist für japanische Spiele größer geworden, da ihr Heimatmarkt im Vergleich zu den USA und Europa so viel kleiner geworden ist. Großprojekte in Japan sind deswegen riskanter. Die wachsende Bedeutung des Download-Markts ist in dieser Beziehung eine gute Nachricht für japanische Entwickler, weil die Erwartungen und damit die Kosten geringer sind. In der Zukunft könnten tolle Download-Titel wie Journey oder Walking Dead problemlos auch aus Japan kommen. Ich würde mich darüber freuen.
 
GamersGlobal: Einige der erfolgreichsten Spiele der letzten Jahre waren emotionale Spiele, etwa Journey oder Heavy Rain. Sie stammen also aus einer Disziplin, in der japanische Studios einmal führend waren, denken wir nur an Ico oder Shadow of the Colossus. Wieso kommen solche Spiele nur noch selten aus Japan? Apropos, wie geht es eigentlich Herrn Ueda? [Fumito Ueda, der Entwickler der beiden letztgenannten Spiele, Anm. d. Red.]
 
Shuhei Yoshida: Herrn Ueda geht es gut, er ist unversehrt. Er ist Teil unseres Japan-Studios, und sein Projekt The Last Guardian ist immer noch in Entwicklung, mehr kann ich dazu gerade aber nicht sagen, auch nicht zur Frage der Plattform. Was die emotionalen Spiele anbelangt: Ich bin sehr gespannt darauf zu sehen, wie die Leute auf Spiele wie Rain reagieren werden oder auf The Puppeteer. Es sind zwar keine rein japanischen Spiele, sondern multikulturelle Spiele, aber die meisten Teammitglieder sind Japaner. Ich denke, die Kreativität ist da, aber durch die erwähnten finanziellen Risiken sind die großen japanischen Publisher sehr vorsichtig geworden. Und das ist schade, denn der Mobilspiele-Markt in Japan ist riesig und sehr profitabel. Die japanischen Handheld-Besitzer kaufen fast zehnmal so viele Spiele pro Gerät wie die westlichen Handheld-Besitzer!
 
GamersGlobal: Wie könnten die japanischen Entwickler wieder Boden gutmachen?
 
Shuhei Yoshida: Ich hoffe sehr auf eine wachsende Indieszene in Japan. Die kleinen Entwickler werden weniger von Geschäftsplänen oder Risikoabschätzungen bestimmt. Klar, sie müssen von ihrer Arbeit leben können, aber sie werden von ihrer Begeisterung für ihre Idee angetrieben. Wenn einige ihrer Titel erfolgreich werden, werden Andere ihrem Beispiel folgen.
 
GamersGlobal: Sie haben auf der TGS-Keynote angekündigt, dass sich auf der PS4 die Leute mit ihrem echten Namen registrieren können. Haben Sie da keine Sicherheitsbedenken, wenn man an Minderjährige denkt oder an Betrüger?
 
Es gibt natürlich das Risiko des Missbrauchs
Shuhei Yoshida: Es gibt natürlich das Risiko des Missbrauchs, es muss die Möglichkeit geben, Überschreitungen schnell zu melden. Wir sind da sehr problembewusst und investieren viel Geld in Sicherheitsmaßnahmen, damit kein Phishing passiert oder Daten abhanden kommen.
 
GamersGlobal: Nun mögen aber Leute, die sich mit ihrem Echtnamen anmelden, diesen Echtnamen auch in E-Mail-Adressen oder anderswo als Usernamen verwenden, sodass für sie das Risiko des Datenmissbrauchs größer sein dürfte als für andere User. Mit einem Echtnamen im PSN verraten sie also ziemlich viel über sich.
 
Shuhei Yoshida: Aber das tun sie doch bereits in den sozialen Netzwerken.
 
GamersGlobal: Was sagen Sie zu den ersten Verkaufszahlen von GTA 5 auf Konsole?
 
Shuhei Yoshida: Großartig! Das sind auch für die Industrie als Ganzes hervorragende Neuigkeiten. Es wird immer wieder versucht, unsere Branche als sterbend zu beschreiben, so als hätten Konsolenspiele keine Zukunft. Aber nun schafft ein Konsolenspiel den absoluten Verkaufsrekord, und das auf den existierenden Plattformen. Ich freue mich auf die Fortsetzung dieses Trends mit dem Launch der PS4 und anderer Plattformen. Der Trend zeigt nach oben!

Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
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29.11.2013
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Jörg Langer 27. September 2013 - 19:37 — vor 9 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 27. September 2013 - 19:46 #

Viel Spaß beim Lesen!

Johannes 24 Trolljäger - 53700 - 27. September 2013 - 19:53 #

Schönes Interview! Interessant, dass er sich nicht mal zur Plattform von The Last Guardian äußern will, das lässt ja auch schon Schlüsse zu :)

Epic Fail X 18 Doppel-Voter - P - 10464 - 27. September 2013 - 20:49 #

Schönes Interview!
Der Mann kommt mit relativ wenig Marketing-Blabla aus. Angenehm!

lolaldanee 14 Komm-Experte - 1949 - 27. September 2013 - 22:25 #

selber gedanke bei mir

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 27. September 2013 - 21:39 #

Gutes Interview, es scheint als wäre Sony nach der PS3-Irrfahrt wieder auf dem richtigen Weg. Ihre aktuellen Spiele (The Last of Us, Beyond, Killzone Shadowfall, Tearaway) sprechen mich persönlich auch mehr an als die Spiele von Microsoft (die Spiele von Remedy mal ausgenommen).

irgendjemandiminternet 14 Komm-Experte - 1950 - 27. September 2013 - 22:33 #

Schönes Interview :) Danke dafür.

Was ich in Sachen Gaikai noch nicht verstehe,
Wird das ganze nur so funktionieren das ich, wenn ich ein PS3 Spiel spielen will, ich mir über Gaikai das jeweilige Spiel aussuche und dann dafür ne gewisse Summe zahlen muss
oder ob ich auch einfach das PS3 Spiel in die PS4 schieben kann, Gaikai erkennt das Spiel und Streamt es dann von seinen Servern auf die Ps4.

Thomas Barth (unregistriert) 27. September 2013 - 23:24 #

Das weiß eben noch niemand und wird sich erst zeigen, wenn Gaikai in den USA gestartet wird. Ich tippe aber erstmal "nur" auf eine digitale Abwärtskompatibilität, ähnlich wie sie mit der Vita eingeführt wurde.

overseer 14 Komm-Experte - 2377 - 30. September 2013 - 17:23 #

Ich bin vielleicht etwas spaet dran, aber: Danke, grossartiges Interview!

Nero-mh 04 Talent - 20 - 10. November 2013 - 12:26 #

Schönes Interview! In ein paar Wochen erscheint die PS4. Ich bin schon einmal sehr gespannt, wie das Ganze dann im Endeffekt aussieht.