GamersGlobal: Die PSVita soll integral auf Systemarchitektur-Ebene mit der PS4 koppelbar sein. Man könnte das als eine „Daseinszweck-Beschaffungsmaßnahme“ für eine nicht gerade erfolgreiche Handheld-Konsole interpretieren.
 
Uwe Bassendowski: Dieses ganze Thema Companion-App spielt eine große Rolle. Dieses Thema haben wir auch auf der PS4. Aber das geht noch ein Stück weiter: Wir bieten dem Verbraucher die Möglichkeit, ein einmal erworbenes Spiel auf zwei Geräten zu spielen. Die Familie kann entscheiden: Wir schauen jetzt einen Film auf PS4 und Fernseher, und unser Kind spielt auf der PSVita gleichzeitig das Spiel, das in der PS3 eingelegt ist. Das ist eine fantastische Nachricht an die Menschen! Wir wollen mit der PSVita jünger werden, weil wir noch einen Tick zu alt in der Positionierung sind. Das werden wir zum Weihnachtsgeschäft einleiten. Somit haben wir im Gesamten ein wunderbares, in sich geschlossenes Paket. Ich sehe da keine Wiederbelebungsmaßnahme, sondern ich sehe die PSVita im Zuge des Erfolgs der PS4 weiter wachsen.
 
GamersGlobal: Wobei es ja schon ein bisschen abstrus ist: Erst eine neue Konsole mit fantastischer HD-Grafik in 1080p auf den Markt bringen. Und dann den Leuten erzählen: „Ihr könnt es euch auch auf so einen Miniscreen holen“ – wo diese fantastische Grafik gar nicht mehr wirken kann.
 

Wir haben einen sehr langen Atem, den werden wir auch bei PSVita beweisen

Uwe Bassendowski: Dann würden Sie ja den gesamten Handheld-Bereich ad absurdum führen. Es gibt einen Bedarf für portablen Spielgenuss und intensive Spielerlebnissse. Den bedienen wir mit der PSVita. Ich kann mit der PSVita entsprechende Minigames spielen; die PSVita ist sehr vielfältig. Das ganze Angebot von Playstation Mobile ist auf der PSVita spielbar. Also das Spielerlebnis auf der PSVita ist vielfältig. Wir haben einen sehr langen Atem, und den werden wir auch bei PSVita beweisen.
 
GamersGlobal: Also würden Sie uns zustimmen, dass aktuell – im  Juni 2013 – die Vita auch von den Verkaufszahlen her nicht die Erwartungen erfüllt?
 
Uwe Bassendowski: Wir haben die Ziele damit nicht erreicht, aber wir arbeiten hart daran, dass wir das zum Weihnachtsgeschäft entsprechend ändern.
 
GamersGlobal: Wo wollen Sie liegen nach dem Weihnachtsgeschäft?
 
Uwe Bassendowski: Das ist jetzt zu früh, um es zu sagen. Wir wollen die PSVita zum Erfolg führen.
 
GamersGlobal: Wo liegen Sie gerade?
 
Uwe Bassendowski: Am Rande des Erfolgs.
 
GamersGlobal: Aber eine absolute Zahl wollen Sie nicht nennen?
 
Uwe Bassendowski: Was wir bekanntgeben ist: Im letzten Geschäftsjahr sind insgesamt 7 Millionen Geräte verkauft worden – das ist die offizielle Zahl. Wir geben keine separaten Zahlen für PSVita, PSP und PS3 heraus.
 
GamersGlobal: Die PS4 und die Xbox One könnten von ihren Fähigkeiten her sicherlich riesige Verkaufzahlen erreichen – dummerweise gibt es aber seit einigen Jahren die Mobilspiele, die Smartphones, die Tablets, diese ganzen elektronischen Ablenkungen. Was heißt das für Ihr Geschäftsmodell?
 
Uwe Bassendowski: Ganz einfach: Das bedeutet kein Risiko, das bedeutet keine Gefahr, sondern es ist für uns eine Chance! Denn die Spielergemeinde wird größer. Je mehr Fische im Teich, umso mehr können Sie angeln.
 
GamersGlobal: Aber die einzelnen Fische, auf die Plattformen bezogen, werden nicht mehr so groß.
 

Wir freuen uns über jeden, der auf Tablet oder auf dem Mobiltelefon spielt

Uwe Bassendowski: Die einzelnen Fische werden größer! Das ist eine Dynamik des Marktes, die Sie überall finden werden. Wenn diese neuen Kunden spielen, finden sie Gefallen daran. Früher haben sie sich nie mit Computerspielen beschäftigt. Es war auch immer etwas Nerdiges daran: „Spieler sind komische Typen, die irgendwo im Dunkeln in der Ecke sitzen.“ Sehen Sie sich die ganze Diskussion in Deutschland um Computerspiele an. Diese Berührungsängste werden aber gerade abgebaut, denn heute spielt jeder. Wenn sie aber spielen und es ihnen Spaß macht, wollen sie ein tieferes Erlebnis. Das ist bei allem so, was Spaß macht: Wenn Sie ein Auto- oder Rennfan sind, wollen Sie ein schnelles Auto fahren. Wenn Sie Grill-Fan sind, dann grillen Sie eben nicht nur einmal im Jahr, sondern vielleicht jeden dritten Tag – zur Freude der Nachbarn. Je breiter die Community, umso größer ist auch die Kernnutzergruppe. Das ist marktwirtschaftlich und betriebswirtschaftlich untermauert, das ist keine Weisheit, die ich jetzt gerade erfinde. Von daher freuen wir uns über jeden, der auf Tablet oder auf dem Mobiltelefon spielt, weil das ein zukünftiger potenzieller Kunde für uns ist.
 
GamersGlobal: Vorausgesetzt, ihm reicht nicht einfach das, was er schon auf dem Tablet oder dem Mobiltelefon hat.
 
Uwe Bassendowski: Das spricht nicht gegen die Mechanik, die ich eben beschrieben habe. Ja, es wird nicht alle treffen, aber es wird viel mehr treffen als jetzt.
 
GamersGlobal: Nach dem, was Sie erzählen, müsste die PS4 in ihrem Lebenszyklus zwangsläufig mehr Einheiten verkaufen als die PS3, und die Xbox One mehr als die Xbox 360.
 
Uwe Bassendowski: Unsere Ansprüche für die neue Konsolen-Generation sind sehr hoch. Wir glauben an diesen Punkt – ohne jetzt über genaue Stückzahlen zu sprechen. Aber wir sind sehr zuversichtlich, was die Verkaufszahlen der PS4 betrifft. Was wir bisher an ersten Reaktionen der Handelspartner, die den Vorverkauf bereits gestartet haben, hier auf der Messe mitbekommen haben, klingt sehr vielversprechend.
 
GamersGlobal: Wo liegt die PS4 nach einem Jahr?
 
Uwe Bassendowski: Dafür ist es noch zu früh.
 
GamersGlobal: Wird die PS4 nach einem Jahr mehr Einheiten verkauft haben als die PS3 nach einem Jahr?
 
Uwe Bassendowski: Wir haben auf jeden Fall sehr anspruchsvolle Ziele, soviel kann ich Ihnen sagen. Und wir arbeiten hart daran, diese Ziele auch zu erreichen.

Das Interview führte Jörg Langer für GamersGlobal