Eure Begleiter wollen erst gefunden und überzeugt werden, eurem Trupp beizutreten.

GamersGlobal: Kommen wir noch einmal zu den Teamkameraden. Die NPCs müssen erst überzeugt werden, unserem Team beizutreten -- aber gehen sie auch wieder, wenn wir sie verärgern?

Adrien Cho: Wenn sie einmal deiner Gruppe beigetreten sind, bleiben sie dabei. Aber auch wenn sie schon Teil des Teams sind, muss Shephard sie dennoch überzeugen, ihm in die Tiefen der Hölle zu folgen. Das hat stark unterschiedliche Auswirkungen...

GamersGlobal: Bestimmte Talente eines nicht-loyalen Begleiters können wir nicht einsetzen.

Der Verlust eines Teamkameraden soll den Spieler hart treffen.

Adrien Cho: Stimmt. Und was ich auch noch verraten kann: wenn Shephard sich die Loyalität eines NPC verdient, kann der Spieler immer mal wieder mehr über ihn zu erfahren. Das ist nicht nur äußerst interessant, sondern bereichert auch das Spielerlebnis. Zudem schaltet ihr zusätzliche Inhalte frei, wenn ihr das Vertrauen und die Loyalität eines Begleiters gewinnt. Das alleine macht es schon lohnenswert, alle auf eure Seite zu ziehen. Der Spieler soll eine emotionale Bindung zu seinen Kameraden aufbauen -- damit ein durchaus möglicher Verlust des Teamkameraden ihn hart trifft.

GamersGlobal: Wir sind vermutlich dank Dragon Age – Origins ein wenig verwöhnt in dieser Hinsicht. Dort gibt es so viele Dinge, die wir mit unseren Teamkameraden anstellen können.

Adrien Cho: Dragon Age – Origins ist ein phänomenales Spiel, und wir konnten viele Erfahrungen mit dessen Team austauschen. Manchmal haben wir Sachen gelernt, die sich auf Dragon Age übertragen ließen. Umgekehrt haben auch sie unsere Entwicklung beeinflusst. Aber wir glauben, dass Mass Effect 2 eines der stärksten, wenn nicht sogar das beste Spiel für jeden Entwickler ist. Ich glaube, es ist Biowares bislang bestes Spiel. Andererseits wird Dragon Age 2 ... [Pause] ... sollte es erscheinen, diesen Titel sicherlich übernehmen. Aber wir sind alle stolz auf das, was wir mit Mass Effect 2 erreicht haben.

Begleitern wie Thane können wir nur rudimentäre Befehle geben -- nützlich sind sie trotzdem.

GamersGlobal: Können wir unseren Teamkameraden mehr Befehle geben als nur “Gehe dorthin”, “Greife das an”?

Adrien Cho: Die Teamkameraden reagieren auf den Kontext des Befehls. Ordert ihr sie beispielsweise zu einem Ort, gehen sie dort in Deckung. Zusätzlich kann der Spieler aber auch in den Optionen festlegen, ob sie ihre Kräfte selbstständig einsetzen sollen, oder ob er alles selbst machen möchte. Der Spieler kann nur einsetzen, was er sich auf die Hotkeytasten gelegt hat und muss immer wieder ins Menü gehen und die Belegung ändern. Deshalb sind die Teamkameraden mehr eine Ergänzung des Spielers je nachdem wie stark er selbst Kontrolle über sie ausüben möchte, oder er sie automatisch handeln lässt.

GamersGlobal: Aber die Kämpfe sind weit weniger taktisch als in Dragon Age – Origins und ähneln mehr einem Third-Person-Shooter?

Adrien Cho: Es geht definitiv mehr um Action. Das sieht man auch daran, wie sich das Interface entwickelt hat. Wir wollten die Abläufe sehr flüssig gestalten.

GamersGlobal: Das Interface ist tatsächlich ein gutes Beispiel: Die meiste Zeit sieht man davon nichts.

Taktisch anspruchsvolle Kämpfe wie in der PC-Version von Dragon Age wird Mass Effect 2 nicht bieten.

Adrien Cho: Das wollten wir ursprünglich bereits in der Xbox-360-Fassung von Mass Effect erreichen. Dann kam die PC-Version, in der wir nochmals einige Änderungen vornahmen. Daraus entwickelte sich wiederrum das finale Mass-Effect-2-Interface, das nun tatsächlich sehr minimalistisch daherkommt. Es bringt den Spieler dazu, sich mehr auf das zu konzentrieren, was er im Kampf tut. Die Informationen poppen nur auf, wenn er sie wirklich benötigt.

GamersGlobal: Einer der größten Kritikpunkte an Teil 1 waren die Nebenmissionen...

Adrien Cho: Sie dienen nur dazu, die Galaxie glaubwürdiger zu machen und dem Spieler eine große Zahl von Planten mit vielen unterschiedlichen Umgebungen und Eindrücken zu geben.

GamersGlobal: Moment, welche unterschiedlichen Eindrücke? Es passierte doch immer dasselbe!

Adrien Cho: Für Mass Effect 2 haben wir deshalb darüber nachgedacht, wie wir das ohne die Frustration erreichen können. Die Lösung war, die interessanten Teile der Nebenmissionen von den Planeten zu trennen. Wenn es eure Aufgabe ist, einen Generator zu sprengen oder ein bestimmtes Artefakt zu finden, dann haben wir dieses Mal das Spiel drumherum gebaut. So entstand ein geradlinigeres und spannenderes Erlebnis für die Spieler, da wir all die Wiederholungen und nervigen Abschnitte einfach rausschneiden konnten. Zudem sind die Planeten facettenreicher gestaltet, jeder einzelne wird anders sein. Auch werdet ihr nicht mehr immer nur dieselbe, immer gleich aufgebaute Basis besuchen. Wir wollen euch stattdessen etwas Einzigartiges bieten.

GamersGlobal: ... auf hoffentlich nicht mehr dermaßen leeren Planeten.

Der Spieler soll nicht erst 45 Minuten sinnlos durch die Gegend fahren.

Adrien Cho: Auf jeden Fall. Wenn es wirklich nur darum geht, gegen Gegner zu kämpfen oder einen Landeplatz zu finden, dann dreht sich die Nebenmission auch nur ausschließlich darum. Wir wollen ja, dass der Spieler die Mission erledigt.  Dazu soll er nicht erst 45 Minuten sinnlos in der Gegend herumfahren.

GamersGlobal: Waren die Nebenmissionen im ersten Teil automatisch generiert?

Adrien Cho: Nein, wir hatten es aber versucht. Wir wollten dem Spieler eine offene Welt bieten. Dazu hatten wir geplant, ganze Planeten mithilfe von Lightmaps automatisch zu generieren und sogar einen Teil des Gameplays. Das Ergebnis war jedoch wenig überzeugend, weil wir einfach nicht die richtige Technologie dazu hatten. Am Ende haben wir sie dann doch per Hand erstellt. Bei Mass Effect 2 haben wir unsere Philosophie nun geändert. Deshalb haben wir uns darauf beschränkt, immer nur eine relativ kleine Location manuell zu designen und diese bestmöglich umzusetzen.

Die Entwickler versprechen detailliertere Planeten als in Teil 1, etwa diese Dschungelwelt.