Silent Hill wird wieder stiller

Silent Hill Downpour Preview

Benjamin Braun 13. Januar 2012 - 23:01 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Wenn sich in Downpour die Pforten der Hölle für einen Moment öffnen, verändert sich die Umgebung massiv – Murphy muss erst noch lernen, dass er auch in dieser anderen Realität sterben kann.
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Intensiver HorrorAls der erste Teil der Silent-Hill-Reihe für die erste Playstation erschien, war der dichte Nebelschleier wohl noch eine technische Notwendigkeit. Das aus der Not entstanden „Feature“ wurde allerdings schnell zum Stilmittel, das sich bis heute als Markenzeichen der Serie erhalten hat. Ganz so trüb wie in den ersten Teilen ist die Suppe aus Wassertröpfchen in Downpour zwar nicht, aber auch hier sorgt sie für eine bedrückende, schwermütige Atmosphäre. Die diese intensivierende, kühl vor sich hinplätschernde Musik wird oft mit gezielten Tiefton-Einsätzen gespickt und versucht so immer wieder den Spagat zwischen einem wohligen, verträumten und gleichsam feindlichen Ambiente. Auch das bittersüße, an eine Heavy-Metal-Ballade erinnernde Lied, das Murphy auf seinem Weg aus dem Gefängnis an den anderen Zellen vorbei begleitet, verfehlt seine Wirkung nicht. Und das, obwohl es abseits des Spiels in die Kategorie „Easy Listening“ fallen würde. Es stammt übrigens von der US-Metalband Korn, deren Musik noch häufiger im weiteren Spielverlauf zu hören sein wird.

Das Zusammenspiel von Grafik, größtenteils stark inszenierten Zwischensequenzen und dem intensiven Sound schafft auch in Vatra Games’ Spiel die Basis für den subtilen Psycho-Horror, der der Reihe schon immer am besten zu Gesicht stand. Den mysteriösen Charakter unterstreichen auch die gewohnt verstörenden Begegnungen der Hauptfigur. Wer ist dieser Postbote Howard, der zunächst aus dem Nichts in der ansonsten verlassenen und verwahrlosten Gegend auftaucht? Murphys Gefangenenoutfit scheint ihn nicht zu irritieren. Vielleicht liegt es auch daran, dass er offenbar weit mehr über Murphy weiß, als dieser über ihn.

All dies geschieht zu Beginn von Silent Hill Downpour streng linear und ebenso stark triggerbasiert. Erst als Murphy an einem Ort im Wald eine Taschenlampe findet, öffnet sich an einer anderen Stelle plötzlich ein Pfad, wo vorher nur eine Sackgasse war. Das alles dient zumeist dem Storytelling, das Murphy Stück für Stück tiefere Einblicke in die Geschichte von Silent Hill (und euch in Murphys Hintergrund) gewährt. Etwas schade finden wir bei unserer Antestversion, dass sich die möglichen Interaktionen mit der Umgebung, die über den Pflichtanteil hinausgehen, noch in Grenzen halten. Zumindest wenn wir nach der Achievement-Liste gehen, wird es aber später auch einige optionale "Quests" und Rätsel geben. Trotz all der vordergründigen Linearität bietet das Spiel, wie auch die Vorgänger, immer wieder Entscheidungsmöglichkeiten, die den Ausgang der Geschichte beeinflussen. Wir wollen noch nichts verraten, aber wie ihr euch denken könnt, nehmt ihr damit vor allem Einfluss auf das Leben anderer und verändert gleichzeitig den Bezug zur eigenen Spielfigur.

Angstkämpfe ohne übertriebene Gewalt Homecoming war den meisten Silent-Hill-Kennern nicht nur zu brutal, sondern auch zu stark auf Action getrimmt. Nur selten war es dort möglich, einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Für Silent Hill Downpour hat der Entwickler einen guten Kompromiss aus arcadelastigen Kämpfen und Weglaufen gefunden. Es bleibt euch überlassen, ob ihr euch den gesichtslosen Wesen stellt, während sie euch mit donnernd kreischendem Getöse nicht nur Angst machen, sondern euch auch physisch attackieren. Oder ob ihr einfach die Beine in die Hand nehmt und das Weite sucht.
Das Problem dabei ist nur, dass ihr in vielen Fällen gerade mal ein paar Meter davonlaufen müsst, damit sich die Widersacher für immer verkriechen. Macht ihr dann kehrt, ist die Gegend plötzlich feindfrei. Dabei geht dann leider auch der Nervenkitzel etwas flöten. Aber nicht immer verschwinden die skurril designten Monster durch eure Flucht. Und da ihr in den oft stockfinsteren Umgebungen ohne Lichtquelle aufgeschmissen seid, gibt es selbst ohne Feindbegegnungen oft genug Momente, in denen ihr es mit der Angst zu tun bekommen werdet.

Wer möchte, prügelt aber auch munter drauf los. Ganz optimal steuerbar sind die Handgemenge mit Messern, Rohrzangen oder später auch mit Schusswaffen zwar noch nicht, aber zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad auch keine große Herausforderung. Zumal ihr dann auch mehr als genügend Heilpäckchen an den Schauplätzen findet. Intensiv sind die Gefechte aber dennoch, da ihr nie genau wisst, wie nahe ihr dem Tod schon seid: Lediglich das sich verdunkelnde Bild und das Stöhnen der Hauptfigur geben ansatzweise Aufschluss darüber, ob ihr zum Heilpäckchen greifen solltet oder noch warten könnt. Das ist sicher ein spielerisch gewollter Unsichterheitsfaktor, denn ansonsten gibt es durchaus Komfortfunktionen. Neben Tipps zur Steuerung notiert Murphy in seinem Tagebuch auch seine wichtigsten Ziele. Als hilfreich erweisen sich die Zielvorgaben aber nicht immer.
Ihr könnt euch gegen die furchteinflößenden Gegner zur Wehr setzen oder flüchten; letzteres kostet auf Dauer Atmosphäre.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 13. Januar 2012 - 23:03 #

Viel Spaß beim Lesen!

Sciron 20 Gold-Gamer - 24182 - 13. Januar 2012 - 23:42 #

Je näher der Release von Downpour rückt, desto optimistischer werde ich, was die finale Qualität des Spiels angeht. Vatra will sich ja wieder mehr in Richtung Silent Hill 2 orientieren, ohne dabei eine plumpe Kopie abzuliefern. Dass sie sich dabei den besten Teil der Serie als Vorbild genommen haben, ist natürlich ein sehr gutes Zeichen.

Ich konnte mir lange Zeit gar nicht vorstellen, dass ein nicht-japanisches Team überhaupt ein gutes SH-Spiel abliefern kann. Das wurde ja leider mit Homecoming zusätzlich bestätigt. Doch Vatra scheint nach allem was ich in letzter Zeit gelesen/gesehen habe doch die Kurve zu kriegen, nachdem ich das anfängliche Material doch sehr skeptisch aufgenommen habe.

Es wird für die Serie auf jeden Fall ein entscheidender Titel werden. Wenn man nicht wenigstens sehr dicht an die Qualität der ersten drei Teile kommen kann (von übertreffen wage ich nicht zu sprechen), kann man die Marke wohl endgültig als totgesoftet bezeichnen.

Janno 15 Kenner - 3720 - 14. Januar 2012 - 0:30 #

Mit der Aussage der Entwickler, sich an Silent Hill 2 orientieren zu wollen, wäre ich vorsichtig. Das wurde nämlich auch damals bei Homecoming behauptet. Und was dabei rausgekommen ist, wissen wir ja :)

Und ich bin wohl einer der Wenigen, die es nicht stört, dass Yamaoka die Segel gestrichen hat. Was er in den letzten Teilen an Musik abgliefert hat, war auch nicht mehr grad das Gelbe vom Ei. Bin daher sehr froh, dass sie jetzt mit Daniel Licht einen neuen, sehr fähigen Musiker den Soundtrack machen lassen.

Ich freu mich auf Downpour, da ich nach dem genialen Shattered Memories (jaaa, ich weiß...anderer Entwickler) wieder Hoffnung in die Serie habe.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174485 - 13. Januar 2012 - 23:42 #

Oh je ich erinnere mich noch, wie ich damals die Serie begraben habe als der Sound Director Akira Yamaoka Konami verließ.
Kein Team Silent, kein Yamaoka, ein unbekannter Entwickler aus Osteuropa der vorher nur einen Arcade-Shooter in der Mache hatte...

Daher freut mich um so mehr, dass ich die Hingabe, die die Jungs in die Serie stecken unterschätzt habe.

Die letzten Fragezeichen bei mir sind dann nur noch im Punkto Radio und Gegnerdesign. Wär schön, wenn es ersteres wieder seinen Stammplatz im Spiel einnimt. Bei letzterem bin ich neugierig, was Vatra da geleistet hat. Der leichteste Gegner im Spiel erschien mir noch recht unscheinbar.
Da man aber auch in der Anderswelt das Wasser-Thema durchgezogen hat (wie der Screenshot veruten lässt) statt den Rost und Blut-Look der Filmadaption zu kopieren (so kam es mir zumindest vor in Homecoming) hab ich da wieder ein wenig Hoffnung ein besseres Silent Hill erleben zu dürfen, in dem sich psychologische Muster konsequent durchs Spiel ziehen (also auch im Gegner-Design).

Danke für das Preview =)

Karsten Scholz Freier Redakteur - 15195 - 13. Januar 2012 - 23:51 #

Nach langer Serien-Abstinenz hab ich mal wieder richtig Bock auf ein Silent-Hill. Wäre geil, wenn es geil wäre. Also so richtig.

insaneRyu 14 Komm-Experte - 2621 - 14. Januar 2012 - 1:46 #

Die Vorschau wirkt doch mal richtig positiv. Ich bin auf das Endergebnis wirklich gespannt.

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 14. Januar 2012 - 3:28 #

Was ist mit dem PC? :( aber hört sich gut an ;)

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 14. Januar 2012 - 8:38 #

Freu mich drauf, aber auch auf die HD-Remakes von Teil 2 und 3. Den Dritten habe ich mangels PS2 nie gespielt.

Faxenmacher 16 Übertalent - 4395 - 14. Januar 2012 - 13:48 #

Liest sich schonmal gut, bin gespannt! :)

Wuslon 20 Gold-Gamer - - 21567 - 15. Januar 2012 - 13:16 #

Sieht sehr interessant aus, mal im Auge behalten.

Janno 15 Kenner - 3720 - 15. Januar 2012 - 18:47 #

Hm, sind ja doch recht wenig Kommentare zu dem Spiel.
Da sieht man im Grunde, dass sich kaum einer mehr für die Marke Silent hill interessiert, was eigentlich schade ist.

Henke 15 Kenner - 3636 - 20. Januar 2012 - 4:14 #

Dann hoffen wir mal, dass das unbekannte tchechische Team den Glanz der alten Silent Hill-Teile zumindest teilweise wiederherstellen kann... Nach dem doch sehr mageren 4ten Teil war nicht nur Team Silent, sondern auch mir irgendwie die Lust auf diese tolle Spiele-Reihe vergangen...

Spätere Teile haben es (auch aufgrund gemischter Kritiken) nie wieder geschafft, mich in irgend irgendeiner Weise zu begeistern; ich fürchte, auch Vatra Games werden mich mit Downpour nicht mehr nach Silent Hill locken können... schade eigentlich...