Rückkehr in die Fantasy-Stadt

Neverwinter Preview

Ein Neverwinter-Spiel als F2P-MMO: Kann das funktionieren? Wir haben einige Spielstunden in der bekannten Fantasy-Stadt verbracht, haben Monster geschnetzelt und Aufträge erfüllt. Nach dem Anspieltermin denken wir: Ja, das könnte klappen. Zumal wir nicht sonderlich viele (nämlich null) MMOs kennen, die einen Quest-Editor mitbringen.
Tim Gross 13. Juni 2012 - 18:55 — vor 11 Jahren aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Hach, war das damals schön. Ihr wisst schon, anno 2002, als Bioware das fantastische Neverwinter Nights auf den Markt brachte. Ein Fest für Rollenspieler. Mit hübscher Grafik und großem Umfang und einem mächtigen Level-Editor. Durch eben diesen gab es noch Jahre nach der Veröffentlichung neue Inhalte, von Spielern für Spieler, viele in beachtlicher Qualität. Ihr merkt schon, wir haben den Bioware-Titel in sehr positiver Erinnerung. Und da es seit dem ebenfalls guten Obsidians Neverwinter Nights 2 aus dem Jahr 2006 still um die schönste aller Fantasy-Städte geworden ist, waren wir begierig auf ein neues Spiel darin.
 
Dann, vor nicht allzu langer Zeit, die erlösende Nachricht: Es kommt ein neues Spiel namens Neverwinter. Doch die Freude währte nicht lange, als es hieß, dass es ein actionbetontes Free2Play-MMO werden sollte. Wie bitte? Keine rundenbasierten Kämpfe? Nur online spielen? Actionbetont? Wir waren skeptisch. Doch verantwortlich zeichnet immerhin Cryptic Studios (Champions Online). Also haben wir uns auf die Reise nach Amsterdam begeben – selbstverständlich ohne das rollenspieltyische Rasten – um das Online-Neverwinter unter die Lupe zu nehmen. Und siehe da, wir waren am Ende positiv überrascht, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Entwickler am Konzept mit dem Level-Editor festhalten. Aber lest selbst. 
 
Projekt Wiederaufbau
Zunächst mal die Ausgangssituation für Neverwinter, das wenig überraschend in der Stadt der Städte spielt, die auch Namensgeber des Spiels ist. Seit den Ereignisse in Neverwinter Nights 2 sind etwa 100 Jahre vergangen. 100 Jahre, in denen viel passiert ist. Denn vor etwa drei Jahrzehnten gab es einen furchtbaren Vulkanausbruch, der die Stadt Neverwinter stark in Mitleidenschaft gezogen hat. Zwar konnte Lord Neverember einen Großteil der Stadt wieder aufbauen, aber noch immer gibt es Gebiete, die von üblen Monstern besiedelt werden. Dadurch zieht sich der Wiederaufbau natürlich in die Länge, und Neverwinter soll doch bitte so schnell wie möglich wieder im alten Glanz erstrahlen. Um den Prozess zu beschleunigen, startete Lord Neverember einen Aufruf an alle Helden des Landes, ihn beim Projekt “Unsere Stadt soll schöner werden" zu unterstützen. Wir fühlen uns angesprochen und machen uns auf den Weg auf den Nordwesten der AD&D-Region Schwertküste – indem wir einen Charakter erstellen.
Wie in jedem Rollenspiel gibt es in Neverwinter viel zu tun. In den sicheren Arealen der Stadt, in denen nur die Präsenz von Soldaten und Barrikaden an die derzeit schwierige Situation erinnern, nehmen wir Quests an, kaufen und verkaufen Gegenstände, besuchen das Auktionshaus und unterhalten uns mit anderen Spielern. Außerdem gibt es alle paar Stunden spezielle Events. Beispielsweise greifen Orks die Stadt an oder ihr müsst in einer bestimmten Zeit Gegenstände einsammeln. Die Dungeons (lies: Instanzen) sind allesamt auf Fünf-Spieler-Gruppen ausgelegt sind. Zum Start konzentrieren sich die Cryptic Studios ganz auf die Stadt Neverwinter, später sollen per Inhaltsupdate andere Gebiete nachgeliefert werden. Über die wissen wir noch nichts. 
Viele Areale in der Stadt Neverwinter erstrahlen schon fast wieder im alten Glanz. Doch Barrikaden, Soldaten und Baustellen wie hier machen deutlich, dass es noch das eine oder andere Problemchen in der Stadt gibt.
 
Third-Person-Rollenspiel-Shooter ?
Wie spielt es sich denn nun, dieses actionbetonte Free2Play-MMO? Wir haben mehrere Stunden die Stadt erkundet und Monster gemeuchelt und können mit Sicherheit sagen: Ganz anders als Neverwinter Nights. So viel stand mit der Wahl des Genres allerdings von Anfang an fest. Das muss aber nicht heißen, dass sich Neverwinter schlecht spielt. Denn das tut es nicht, zumindest wenn man auf rundenbasierte Kämpfe verzichten kann.
 
Wie in anderen MMOs meucheln wir als Nah- oder Fernkämpfer Monster, Zombies und Geister. In Neverwinter spielen sich die Kämpfe allerdings dynamischer, da wir beispielsweise feindlichen Angriffen ausweichen müssen.
Das Erste, das euch beim Spielen von Neverwinter auffallen wird, ist der fehlende Mauszeiger. Ihr steuert euren Charakter wie in einem Third-Person-Shooter mit den WASD-Tasten und seht in der Mitte des Bildschirms ein Fadenkreuz. Gegner werden entsprechend nicht per Klick ausgewählt, sondern direkt anvisiert. Im Hintergrund wird dann der Schaden berechnet beziehungsweise ausgewürfelt; die Regeln basieren auf der vierten Edition der AD&D-Regeln. Mit der Umgebung interagiert ihr über die F-Taste, um etwa Leichen zu plündern oder Gespräche zu starten. Da überrascht es fast ein wenig, dass ihr ganz normal am unteren Bildschirmrand eure Fähigkeiten aufgelistet seht. Wie aber mehr Informationen über diese erfahren, oder komfortabel das Inventar durchstöbern, so ganz ohne Maus? Gut, im ersten Satz waren wir nicht ganz ehrlich, denn Neverwinter bietet selbstverständlich auch einen Mauszeiger, der eben nur in den Kämpfen nicht sichtbar ist. Öffnet ihr jedoch euer Inventar oder das Charakterfenster, erscheint der vermisste kleine Zeiger auf der Stelle. Alternativ hilft ein Druck auf die Alt-Taste. Dann verdunkelt sich das Bild und ihr könnt mit dem nun sichtbaren Mauszeiger eure Fähigkeiten auf den Quickslots anschauen oder die Minimap zoomen oder was man sonst noch so mit einem Mauszeiger in einem Online-Rollenspiel macht. Aber immer daran denken: Im Hintergrund läuft das Spiel weiter.
 
Da Neverwinter, wie ein Third-Person-Shooter, zwingend eine Maus-Tastatur-Kombination verlangt, verlaufen die Kämpfe dynamischer ab als etwa in einem World of WarCraft, das man stellenweise (je nachdem, was man gerade tut) auch ohne Tastatur spielen kann. Anders als in einem Shooter müsst ihr in Neverwinter aber nicht genau auf eure Gegner zielen, um sie zu treffen. Lediglich wenn viele Feinde auf dem Bildschirm sind, müsst ihr genauer darauf achten, wo ihr hinschießt oder -schlagt, wollt ihr nicht ständig einen anderen Gegner anvisieren. Dafür müsst ihr wie in einem Shooter feindlichen Angriffen ausweichen. Wenn beispielsweise ein schlecht gelaunter Zauberer einen starken Feuerball samt ordentlich Flächenschaden au
Anzeigen/v
f uns wirft, wird uns das vom Spiel mit einem unübersehbaren roten Kreis angezeigt. Aus diesem gilt es nun möglichst schnell zu verschwinden, bevor die Attacke uns umreißen kann. Am besten geht das mit der Tastenkombination Shift + Bewegungstaste beziehungsweise doppeltes Drücken einer Richtungstaste. Dann rollt sich euer Kämpfer zur Seite, während sich der Magier ein paar Meter weiterteleportiert. Durch solche Kniffs hält uns das Spiel ständig in Bewegung und fühlt sich tatsächlich sehr nach Actionspiel an. 
 
Natürlich werdet ihr nicht nur angegriffen, sondern teilt auch selbst ordentlich aus. Auf der linken und rechten Maustaste liegen eure Standardattacken, beim Zauberer sind das beispielsweise ein Eisstrahl und irgendein magisches Geschoss. Diese “normalen” Fähigkeiten verbrauchen kein Mana oder sonstige Energie, und sie haben auch keine Cooldown-Zeit. Ihr könnt also um euch schießen wie Lara Croft zu ihren besten Zeiten mit ihren berühmten Pistolen. Nämlich so oft und lange ihr wollt. Bei allen Vergleichen zu Third-Person-Shootern: Ein automatisches Heilen wie in vielen modernen Actionspielen gibt es nicht. 
Normale Attacken wie diesen Eisstrahl könnt ihr jederzeit und fast unbegrenzt einsetzen. Erst größere, mächtigere Attacken haben eine Cooldown-Zeit oder müssen zunächst aufgeladen werden.
Ramireza (unregistriert) 13. Juni 2012 - 19:20 #

Mein Gott, können die die Namen wirklich großer Spieleserien nicht einfach in Frieden ruhen lassen und Ihren Rotz mit anderen Namen auf den Markt schmeißen?

Exocius 17 Shapeshifter - 7534 - 13. Juni 2012 - 19:21 #

Solange man damit Geld verdienen kann? Nein!
Ich finde es auch wirklich schade, das die grossen Namen für belanglose Spiele missbraucht werden.

Anonymous (unregistriert) 14. Juni 2012 - 0:28 #

Wo liegt das Problem? Nennt sich back to the roots. Neverwinter Nights von BioWare ist auch nur die Zweitverwertung des Namens. Das Original war von Stormfront Studios und lief jahrelang über den AOL-Onlinedienst. Vor Ultima Online, wohlgemerkt.

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 14. Juni 2012 - 10:24 #

zumindest wurde kein FPS draus...

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83380 - 13. Juni 2012 - 19:19 #

Gibt es schon konkretere Infos wann das Spiel erscheinen soll?

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 14. Juni 2012 - 8:15 #

Leider nein.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66869 - 13. Juni 2012 - 19:22 #

Ich hatte mich eigentlich auf einen neuen Solo-Teil gefreut. Wobei die Idee schon irgendwie gut klingt. Ich denke da gerade an die teils fantastischen Abenteuer, die die Leute damals für Neverwinter Nights gebaut haben, dass ja auch schon einen umfassenden Editor mitgebracht hat. Nach Abschluß des eigentlichen Spiels hab ich damals noch Monate damit verbracht, jede Menge Module zu spielen. Und so einige davon waren wirklich richtig gut!

Ramireza (unregistriert) 13. Juni 2012 - 19:23 #

Das Ganze hat doch überhaupt nichts mit NWN1&2 zu tun.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66869 - 13. Juni 2012 - 19:27 #

Das ist mir schon klar, aber schon da war dieses Levelbastel-Feature drin und wurde von der Community sehr gut genutzt.

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13624 - 13. Juni 2012 - 19:27 #

Ist das eigentlich das erste RPG auf D&D4-Basis oder gibt es davon schon andere? Allein deswegen wird sich das Anschauen mal lohnen, auch wenn mir Rundenkämpfe, am liebsten auf BattleMaps, natürlich lieber wären. Ich verstehe gar nicht, was an mehr Taktik und überlegten Kämpfen so abschreckend sein soll, dass alles nur auf Action getrimmt wird.

BFBeast666 14 Komm-Experte - 2094 - 13. Juni 2012 - 23:01 #

Mit Dauergeklicke kriegst du auch die Ballerspiel-Fraktion. Rundentaktik ist halt lahm, anspruchsvoll und langweilig. (/sarcasm)

Wenn ich da an das gute, alte Incubation denke...

Wuslon 20 Gold-Gamer - - 21561 - 13. Juni 2012 - 21:26 #

Sieht sehr interessant aus, werd ich mal auf meine Warteliste setzen. Wenn sich das auch ohne bezahlen gut spielen lässt, schaue ich mir das gern mal an

Sher Community-Event-Team - P - 4765 - 13. Juni 2012 - 22:28 #

Das sieht ja mal richtig interessant aus :) Mod-Unterstützung ist auf jeden Fall schon ein enormer Pluspunkt.

BFBeast666 14 Komm-Experte - 2094 - 13. Juni 2012 - 22:57 #

Brrrrr... D&D 4 fand ich schon fürchterlich, aber was Wizards Of The Coast mit den einst wirklich großartigen Forgotten Realms angestellt haben, nur um ihre WoW-Für-Tabletop-Regeln da reinzuwürgen, war einfach zuviel. Ich spiele jetzt Pathfinder und benutze weiterhin meine guten, alten 3.5er-Quellenbücher.

Ähm. Neverwinter. Ich fand schon Neverwinter Nights 1 nicht so wirklich prall - es konnte sich nicht entscheiden, ob es jetzt ein Diablo-Klickfest sein wollte oder doch lieber "traditionelles" RPG - da half auch der Editor nicht wirklich weiter. Daß das jetzt noch weiter auf Action gebürstet wird, wundert mich da nur marginal.

Und F2P ist eh eine Seuche, die möglichst schnell geheilt werden sollte. Fürchterliches Konzept, dem Spieler das Spiel häppchenweise für überzogene Preise anzudrehen. Da bleib ich doch lieber beim guten alten "einmal zahlen, alles haben". Dankeschön.
/rant

Ben_Delat 10 Kommunikator - 371 - 14. Juni 2012 - 7:15 #

Hört sich an wie STO im Fantasy-Setting. Wenn F2P so gut umgesetzt ist wie im Star-Trek Titel, ist es mMn schon einen Blick wert.

Anonymous (unregistriert) 14. Juni 2012 - 9:33 #

Was daran liegen dürfte, dass es der gleiche Entwickler ist.

warmalAnonymous2 (unregistriert) 14. Juni 2012 - 10:58 #

noch ein mmorpg...

gibt es denn nicht schon genug wow´s, hdro´s, champignons online´s, d&do´s, swtor´s, warhammer o., guild wars´ses und wie sie sonst alle heißen?!

volcatius (unregistriert) 14. Juni 2012 - 11:49 #

Nicht schlecht für Cryptic Studios, für den Content sorgen dann also die Spieler.

Kriesing 30 Pro-Gamer - P - 142902 - 23. Juli 2012 - 10:57 #

Tippfehler:
- könnt ihr euch optional einen güldenen Weg einblenden lassen kann
- seinem actionorientiertem Kampfsystem