Hoffnungsvolles Krimi-Sequel

Memento Mori 2 Preview

Vor drei Jahren überraschte der kleine tschechische Entwickler Centauri Production mit seinem 3D-Adventure Memento Mori äußerst positiv – sowohl technisch als auch inhaltlich. In wenigen Wochen erzählen dieselben Designer die Geschichte weiter: Kunstfälscher Max und Polizistin Lara bewegen sich zwischen Krimi und Mystery-Thriller.
Benjamin Braun 25. März 2012 - 21:07 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal.


Als sich die großen Adventure-Firmen wie LucasArts und Sierra ab Mitte der 90er Jahre langsam aus dem Segment der klassischen Point-and-Click-Abenteuer verabschiedeten, drohte sich eine große Lücke aufzutun. Damit schien sich nicht nur die Blütezeit des Genres einem jähen Ende zu nähern: Von wenigen Lichtblicken abgesehen, war lange unklar, ob dieser Verlust durch andere Entwicklerstudios und Adventure-affine Publisher aufgefangen werden könnte. Doch neben diversen aufstrebenden deutschen und anderen westeuropäischen Spieleschmieden waren es vor allem kleine Entwicklerstudios aus dem ehemaligen Ostblock, die sich der bis dato bereits mehr als einmal totgesagten Spielgattung verschrieben hatten.

Allerdings schwankte die Qualität dieser Produktionen zwischen Güteklasse A und regelrechtem Software-Schrott. Selbst Hoffnungsträger wie die Prager Entwickler von Future Games (Black Mirror – Der dunkle Spiegel der Seele) konnten mit ihren späteren Werken nicht an die Erfolge der früherer Jahre anknüpfen – und manch ein Entwickler aus Osteuropa versank rasch wieder in der Bedeutungslosigkeit. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und so tauchten immer neue Entwickler-Firmen im benachbarten Osten auf, die den Adventure-Strom nicht so schnell abreißen ließen. Dazu gehört auch Centauri Production, die im Oktober 2008 mit ihrem Adventure Memento Mori für Aufsehen sorgten. Im Spiel kamen wir mit  Interpol-Cop Larisa „Lara“ Svetlova und dem ehemaligen Kunstfälscher Maxime Durand einer mysteriösen Sekte auf die Schliche, die wertvolle Gemälde aus der Kunstgalerie in St. Petersburg entwendete. Centauri gelang mit dem Spiel ein erzählerisch solides und atmosphärisch starkes Erstlingswerk, das trotz aller Linearität gleich acht verschiedene Endsequenzen im Angebot hatte. Vor allem überraschte es aber mit etwas anderem positiv: Der Entwickler setzte das gesamte Spiel in Echtzeit-3D um und sah dabei deutlich besser aus als so manches "2,5D-Adventure". Wir haben den Nachfolger Memento Mori 2 ausführlich angetestet und verraten euch, ob dieser Titel auf euren Einkaufszettel für April sollte.

Flitterwochen mit Hindernissen
Die Dialoge sind ähnlich in Szenen gesetzt wie in Mass Effect und werden aus wechselnden Kameraperspektiven gezeigt.
Laras und Max' Geschichte hat bereits mehrere Episoden hinter sich: Einst hat die Polizistin den Kunstfälscher verhaftet, um ihn dann als Experten für Interpol anzuheuern. In Memento Mori begaben sich die beiden gemeinsam auf die Suche nach den Kunsträubern der Eremitage von St. Petersburg und wurden mit einer mysteriösen Bruderschaft konfrontiert. Solche gemeinsamen Erlebnisse schweißen offenbar zusammen, denn zu Beginn von Memento Mori 2 befindet sich das Heldenduo in den gemeinsamen Flitterwochen in Kapstadt. Das unbeschwerte Beisammensein ist allerdings nicht von langer Dauer: Schon bald ruft Interpol Lara zur Pflicht, und Max hilft natürlich mit. Aus einer Kunstgalerie wurden wertvolle Objekte entwendet und die örtliche Polizei ist offenbar nicht in der Lage, den Täter dingfest zu machen. Untersuchungsleiter Captain Nomusa scheint aber weniger aufgrund eines Mangels an Beweisen oder fehlender Kompetenz im Dunklen zu tappen. Vielmehr keimt bald der Verdacht auf, dass er gar kein Interesse daran hat, den Dieb zu überführen. Doch es steckt weit mehr hinter dem unaufgeklärten Diebstahl als die Beweggründe eines korrupten Polizisten: jemand will sich mit den entwendeten Kunstobjekten nicht nur bereichern, sondern jagt auch einem uralten Mythos hinterher.

Memento Mori 2 führt uns wieder zu Schauplätzen rund um den Globus. Das sehr lange erste Kapitel spielt komplett in Südafrika, später geht es auch nach Lyon und San Francisco. Was wie eine einfache Kunstraubgeschichte beginnt, wandelt sich später zunehmend zum Mystery-Krimi, bei der eine Art Medium immer stärker ins Zentrum der Handlung rückt. Der Mystery-Aspekt fällt nach unseren Eindrücken aus der ersten Spielhälfte diesmal aber nicht ganz so zentral aus. Stattdessen dient er als übergeordneter Handlungsbogen, der sich erst viel später auflöst. Wie schon im ersten Abenteuer spart das Spiel nämlich nicht an Wendungen und wirft zunächst mehr Fragen auf, als es beantwortet. Die erzählerische Leistung hält dabei im Wesentlichen das Niveau des Vorgängers: Wenn ihr jedes Detail genauestens hinterfragt, werden sich erneut Logiklücken auftun, und nicht immer leuchtet das Verhalten der Charaktere ein. Story und Dialoge verdienen deshalb lediglich das Prädikat solide. Die Grundmischung aus Krimi und Mystery ist aber bisher sehr spannend und hält sich hoffentlich auch bis zum Schluss gut. Dafür sehen die Entwickler wieder verschiedene Enden vor. Diesmal sind es allerdings bloß zwei, wobei der Weg zur jeweiligen Endsequenz etwas transparenter ausfallen soll als vor drei Jahren.
Südafrika kann richtig schön sein. Die Flitterwochen der Jungvermählten enden jäh als ein Kunstdiebstahl in Kapstadt.

Schönheit in drei DimensionenMemento Mori war nicht das erste Adventure mit 3D-Grafik, aber eines der wenigen, das trotz vergleichsweise geringer Hardwareforderungen gut aussah. Centauri setzt seine überarbeitete 3D-Technik auch im Nachfolger wieder ein und nutzt sie nicht zuletzt, um damit die Handlung cineastisch in Szene zu setzen. Die Locations bestehen aus mehreren Abschnitten, die ihr jeweils aus einer festen Perspektive seht. Hier und dort schwenkt die Kamera in einem vorgegebenen Winkel mit, frei drehen könnt ihr das Sichtfeld nicht. Während der Dialoge erlebt ihr das Geschehen aus wechselnden Kameraperspektiven, verfolgt die Gespräche aus der Totalen, schaut den Gesprächspartnern über die Schulter oder seht sie in der Nahansicht. Dabei arbeitet Centauri zumeist auch mit unterschiedlichen Brennweiten, wodurch nur Objekte oder Charaktere in einer bestimmten Ent
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fernung scharf erscheinen. Bei Gestik und Mimik ist Memento Mori 2 von einem Mass Effect 3 weit entfernt. Immerhin passen die Lippenbewegungen teils besser zum gesprochenen Wort...

Besonders stolz ist der Entwickler auf die dynamische Beleuchtung, die allerdings nur in wenigen Szenen zum Tragen kommt und manchmal auch spielerisch bedeutsam ist. Als Lara etwa in San Francisco mit FBI-Ermittlerin Keira einen Tatort erkundet, ist sie mit einer Lampe in einem unbeleuchteten Gebäude unterwegs. Nur im Lichtkegel ist die Umgebung zu erkennen. Im Schein der Lampe ergibt sich dadurch ein beinahe gespenstisches Ambiente, wenn sich der Strahl realistisch in der Umgebung bricht. Überhaupt ist die audiovisuelle Kulisse gelungen, was auch an den gut aufgelegten deutschen Sprechern liegt. Die bekannten Charaktere sind übrigens wieder mit denselben Stimmen ausgestattet wie im Erstling. Ein nicht ganz so glückliches Händchen beweist Centauri bislang bei der Musik: Abgesehen vom stimmigen Hauptthema im Intro (für das die Entwickler übrigens die Kellnerin aus ihrem Stammlokal vors Mikro gezerrt haben) besteht der Soundtrack überwiegend aus Synthie-Gedudel.
Max' und Laras Ermittlungen sind nicht ungefährlich: Dieser Zeitgenosse droht Max unverhohlen Gewalt an.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 468612 - 25. März 2012 - 21:11 #

Viel Spaß beim Lesen!

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66878 - 25. März 2012 - 21:18 #

Der Vorgänger hat mir gut gefallen. Ich denke, das könnte hier wieder der Fall sein. Ich hoffe nur, dass es nicht dem Trend der furchtbar kurzen Adventures verfällt. Ich bin jetzt noch ganz geschockt von den gerade mal 4,5 Stunden (inkl. mehrerer Enden) die ich für das ansonsten sehr gute Yesterday gebraucht hab...

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440060 - 25. März 2012 - 22:30 #

Zur Spielzeit kann ich noch nichts abschließendes sagen, aber Memento Mori 2 liegt ganz gewiss deutlich jenseits von 4,5 Stunden.

Madrakor 18 Doppel-Voter - - 10544 - 26. März 2012 - 1:00 #

Nanu, hab noch nie von dem Spiel gehört, dabei klingt es eindeutig interessant. Danke für den Artikel, ich mach mich dann mal auf die Suche nach dem ersten Teil.

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 26. März 2012 - 14:01 #

Den gab es schonmal als Vollversion in der Gamestar. Worüber ich sehr erfreut war. Ich war nämlich schon länger auf der Suche nach dem Adventure, dessen Demo mir sehr gut gefallen hat. Leider hatte ich den Titel vergessen. Nunja, es war "Memento Mori". :D

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 26. März 2012 - 6:22 #

Der erste Teil war schon so etwas wie ein GeheimTip, ein gutes Adventure welches aber paar Macken hatte.
Bin sehr auf den zweiten Teil gespannt grafisch gefällt es mir schonmal sehr gut für ein PaC

TASMANE79 (unregistriert) 26. März 2012 - 8:29 #

Irgendwie schein mir die Zeit für diese Art von Games abgelaufen zu sein. Warum schafft es kein Enwickler mehr, die Rätsel logisch und spannend aufzubauen, wie anno dazumals Broken Sword?

Anonymous (unregistriert) 26. März 2012 - 9:14 #

weil früher alles besser war, schluchz

RyuKawano 11 Forenversteher - 761 - 26. März 2012 - 12:17 #

Schon mal was von Gemini Rue gehört? Oder der Blackwell Serie? Oder den Adventures von Daedalic? Gerade diese Art von Spielen wird wieder populär.

TASMANE79 (unregistriert) 27. März 2012 - 8:35 #

Gemini Rue hab ich; Ist eine Perle und Ausnahmeerscheinung in der heutigen Zeit. ein Must have..

KenWan 10 Kommunikator - 354 - 6. April 2012 - 18:22 #

Auf jeden Fall, wenn man sich ein bisschen umschaut gibt es immer noch sehr schöne adventures , auch auf dem ds. Vielleicht kommt da auch noch was in 3d mal.
Und Gemini Rue ist wahrhaftig eine Perle auch auf deutsch.