Max' Büro anno 2006 in Geheimakte Tunguska (links) zeigt diverse Mitbringsel von Wissenschaftstrips von Ninas Zukünftigem, ...	... die auch in Geheimakte 3 (rechts) zu sehen sind. Im neuesten Teil soll auch die Story des Erstlings immer eine wichtige Rolle spielen.

Aller guter Dinge sind dreiHumor ist bekanntlich Geschmackssache, und der in den Geheimakte-Spielen ist ganz sicher nicht jedermanns Sache. Serienkenner werden sich noch an eine Szene im Garagenhof von Ninas Vater in Geheimakte Tunguska erinnern. Dort hat sie den Henkel eines Eimers in der Hand und kommentierte ihn mit den Worten: "Ein Henkel. Trocken." An dieser Art des Humors hat sich auch mit dem neusten Serienteil nicht allzu viel verändert. Die ersten Spielabschnitte zeigen aber deutlich, dass Animation Arts mit Geheimakte 3 einen insgesamt deutlich ernsthafteren Ansatz wagt und die Anflüge von Humor stärker in die Randbereiche verschoben hat. Aber auch vom grundsätzlichen Aufbau von Handlung und Dialogen scheint sich die Beteiligung der Autoren des Münchener Dienstleisters Neos Film auszuzahlen, denn nach der begrenzt umfangreichen Preview-Version sind wir noch neugieriger darauf, wie es weitergeht, als bei den letzten Animation-Arts-Adventures.

Die Handlung wird immer wieder in Form aufwändiger Rendervideos inszeniert, die für Tempo und Action sorgen.

Diese Neugier ist aber nicht zuletzt auch der erneut gesteigerten Qualität der Präsentation geschuldet. Schon in den drei Spielabschnitten der Anspielversion begegnete uns gut ein Dutzend hochwertige Zwischensequenzen, die in Optik und Sound einem  Kinofilm in kaum etwas nachstehen. Die Videos wirken erfreulicherweise (trotz der nochmals gesteigerten Qualität) nicht mehr so sehr wie Fremdkörper, da sich auch die Ingame-Grafik stark verbessert hat.

Besonders die Gestik und Mimik der Charaktere ist natürlicher und vielfältiger als noch in Lost Horizon. In der Close-Up-Ansicht von Menis Ra kommt dessen Skepsis gegenüber seinen Auftraggebern zum Beispiel trotz einer Mundmaske zur Geltung, da seine Pupillen unruhig umherwandern und sich auf seinem Gesicht kritische Stirnfalten bilden.


Fantastische Sprecher, schönes LichtDank seines Sprecher Stefan Günther, der auch Lost-Horizon-Hauptfigur Fenton Paddock sprach, kommt seine Sorge auch akustisch bestens rüber. Wie von der Reihe gewohnt, ist die gesamte Sprecherriege ausschließlich professionell und mitunter prominent besetzt. Selbst die tagebuchähnliche Hilfsfunktion, die im letzten Abenteuer von Animation Arts die kaum genutzte Journalfunktion ersetzte, kann mit Reinhard Glemnitz erneut eine bekannte Stimme vorweisen. Ein Qualitätsproblem ist in diesem Bereich also nicht zu befürchten. Serienkenner müssen sich allerdings mit einer neuen Nina anfreunden. Die wird nämlich nicht mehr von Solveig Duda (Laura Prepon in Die Wilden 70er), sondern von Melanie Manstein gesprochen. Ob das in der finalen Version so bleiben wird, ließ sich bei unserer Nachfrage beim Publisher nicht endgültig klären.

Ganz besonders profitiert Geheimakte 3 von der deutlich besser ausgeleuchteten Szenerie. Zwar berücksichtigen die Lichtquellen die Spielfiguren immer noch nicht in dem Maß, wie wir das in einem aktuellen 2,5D-Adventure erwarten würden, die detailliert ausstaffierten Hintergründe versprühen aber auch so eine ansprechende Stimmung. Wie sehr sich das Spiel und die aus allen bisherigen Animation-Arts-Adventures bekannte Engine von Martin Mayer weiterentwickelt hat, zeigt nicht zuletzt der direkte Vergleich von Max' Büro aus Geheimakte Tunguska und der Version aus Geheimakte 3, siehe das interaktive Vergleichsbild ganz oben. Der Sprung ist dem Zeitabstand von aktuell rund fünf Jahren auch angemessen. Es soll übrigens nicht die einzige Szene im Spiel sein, die wir bereits in einem der Vorgänger gesehen haben. Die angedeutete Verbindung zwischen Ninas Alpträumen und ihren Untersuchungen der Tunguska-Katastrophe soll nur einer von mehreren Querverweisen sein, die sich auch in den Schauplätzen widerspiegeln.

Am Geheimakte-typischen Humor hat sich nur wenig verändert. Die einen mögen ihn, die anderen nicht so sehr.