Im Verlauf von Akt 1 der Kampagne spielen wir in Gears of War 3 nicht nur als Marcus Fenix, sondern auch als Augustus "Cole Train" Cole. Hier erkunden wir mit unserer Squad einen verlassenen Supermarkt in der Stadt Hanover.

Die See, die ist mir... Ungeheuer!
Als wir uns auf das Oberdeck des Schiffs begeben, erwartet uns nicht etwa Meeresromantik, sondern ein düsteres Bild. Um uns herum ragen aus dem Meerwasser riesige Tentakel bis in den Himmel. Diese dienen als eine Art Transportsystem für die Lambent. Wir würden ihre Struktur gerne noch weiter bewundern, wenn nicht schon einige Lambent aus ihnen geschlüpft wären und uns direkt danach unter Beschuss nehmen würden. Also kämpfen wir uns über das Schiffsdeck, helfen im Hangar einigen Piloten dabei, ihre Helikopter in die Luft zu kriegen und werden dann plötzlich Zeuge, wie sich ein riesiges Seeungeheuer erhebt. Der so genannte Leviathan schnappt sich einen der Helikopter aus der Luft, lässt ihn explodieren und nimmt dann unser Schiff ins Visier.

Zugegeben: Der Leviathan (einigen von euch vielleicht schon aus der E3-Videopräsentation diesen Jahres bekannt) ist ein etwas größerer Brocken als die Feinde, denen wir uns bisher entgegen stellen mussten. Aber wir sind vorbereitet, denn in einer Garage auf dem Schiffdeck warten zwei Silverbacks auf ihren Einsatz, Mechs mit Maschinengewehr und Raketenwerfer. In einen dieser Mechs schlüpfen wir, können ihn von nun an selbst kontrollieren und konzentrieren unser Dauerfeuer auf das hässliche Vieh, das uns verspeisen will. Doch wir müssen unseren Fokus immer mal wieder wechseln, wenn sich Lambent-Polypen, die wir vom Design her am ehesten als die Headcrabs des Gears of War-Universums bezeichnen würden, in das Gefecht einmischen. Kurzum: Der Feind ist eindeutig in der Übermacht.

Das Rabennest nähert sich nun einer Brücke, auf der sich, wie wir durch Funkspruch erfahren, gerade ein Teil unseres Squad befindet, der vor einigen Stunden auf eine Erkundungsmission in die nahe gelegene Stadt Hanover aufgebrochen war. Von ihnen werden wir darum gebeten, den Leviathan noch ein klein wenig länger abzulenken, bis er sich direkt unter der Brücke befindet. Gesagt, getan. Da sehen wir eine Armee käferartiger Tickers von der Brücke fliegen. Diese Tickers kennen Serienveteranen bereits: Die Mischung aus Nagetier und Reptil ist im Untergrund von Sera heimisch und wird von den Locust gerne als mobile Landmine eingesetzt. Die mobilen Landminen also rasen nun mit Mordstempo auf den Leviathan zu -- und sorgen für eine Explosion der allerersten Güteklasse. Das Seeungeheuer windet sich vor Schmerz und wir nehmen die Beine in die Hand, um nicht aus Versehen mit in die Luft zu gehen.

Ein anderer Blickwinkel

In unserer Serie "Soldaten starren fassungslos auf Dinge" präsentieren wir heute die Episode "Seeungeheuer"

Für Fans von Augustus "Cole Train" Cole, der sich in den bisherigen Gears of War-Teilen vor allem durch sein loses Mundwerk auszeichnete, wird in Gears of War 3 ein kleiner Traum wahr: Nach dem Kampf gegen den Leviathan nämlich wechselt das Spiel den Blickwinkel, dreht die Zeit um etwa eine Stunde zurück und lässt uns in die Haut von Cole schlüpfen. In den folgenden Abschnitten des ersten Akts erleben wir nun am eigenen Leib mit, wie die Erkundungsmission von Cole und seinem Team in Hanover abgelaufen ist und wie sie überhaupt auf der Brücke landeten, um von dort aus den Leviathan mit Tickern zu bombardieren.

Dabei verschlägt es uns unter anderem auch in das Stadion, in dem Cole vor vielen Jahren als bekannter Thrashball-Spieler (die Gears of War-Variante von American Football) tätig war. Epic Games gelingt es dabei überraschend gut, uns nebenher ein Gefühl für das "alte" Leben von Cole zu geben. Auf dem Weg zum Stadion sprechen uns immer mal wieder Fans an, die kaum glauben können, wen sie da gerade vor sich haben. Und in einem verlassenen Supermarkt laufen wir gar an Cole-Merchandisingartikeln vorbei. Gut gefallen haben uns auch die begleitenden Kommentare der sonstigen Teammitglieder, die witzig sind, ohne ins Alberne abzugleiten. Das gilt vorrangig für den englischen Voicecast: Die deutsche Vertonung wirkte auf uns etwas zu bemüht cool.

Als wir schließlich im Stadion ankommen, bohrt sich prompt ein riesiges Lambent-Tentakel durch das Spielfeld und flutet es mit feindlichen Lambent. Wir erleben eine Art Tagtraum von Cole. Was wir in der Realität machen: Uns aus dem Arsenal der Stadionbewohner eine Bombe schnappen und mit dieser den Lambent-Tentakel in die Luft jagen. Was wir aber auf dem Bildschirm sehen, ist Cole in voller Thrashballmontur, der die Bombe für einen Thrashball hält, das Lambent-Tentakel für die Touchdown-Zone und die Lambent für Spieler des gegnerischen Teams. Die Sequenz ist marginal steuerbar, wir sind also nicht zum bloßen Zuschauen verdammt. Und haben einen großen Spaß dabei, diese Art Flashback zu erleben. Offenbar werden uns solcherlei Abschnitte in Gears of War 3 noch des Öfteren erwarten. Denn auch ganz zu Beginn der Kampagne haben wir bereits einen kleinen, von uns selbst steuerbaren Flashback miterlebt, über den wir euch an dieser Stelle aber nicht mehr verraten wollen.

Die Retro-Kettensäge
Was für die Half-Life-Reihe die Brechstange ist, ist für die Gears of War-Reihe seit jeher der Lancer: ein Gewehr mit vorne montiertem Kettensägen-Bayonett für den blutspritzenden Nahkampf. In Gears of War 3 bekommt die Lancer-Familie Nachwuchs. Wobei: Nachwuchs ist eigentlich das falsche Wort. Denn beim Retro Lancer handelt es sich um das Vorgängermodell, das sich vor allem dadurch auszeichnet, keine Kettensäge, sondern ein traditionelles Bayonett für den Nahkampf zu bieten. Rod Fergusson, der Executive Producer der Gears-Serie, betont uns gegenüber, dass der Retro Lancer seine neue Lieblingswaffe im Gears-Universum sei. Besonders habe es ihm der Nahkampfangriff angetan. Der ist sehr brachial: Sobald wir einen Gegner ins Visier genommen haben und zum Nahkampf übergehen, rasen wir in Windeseile auf den anvisierten Alien zu, rammen ihm dann das Bayonett in den Körper und schleudern ihn schließlich über unsere Schulter nach hinten. Damit dieser Angriff gelingt, müssen wir jedoch gut Zielwasser trinken: Während wir auf den Gegner zusprinten, können wir die Laufrichtung kaum noch abändern.

Weitere Neuzugänge im Waffenarsenal sind unter anderem eine riesige Machete für den Nahkampf, eine abgesägte Schrotflinte, der One Shot (ein Snipergewehr, das mit einem einzigen Schuss tötet) und Brandgranaten. Gepaart mit vielen wiederkehrenden, aus den Vorgängern bekannten Waffen ist also für eine beachtliche Vielfalt gesorgt, die wir während unseres Anspielens oft auch schon auskosten mussten: Munition ist rar, schon deshalb werdet ihr regelmäßig zwischen den Schießprügeln wechseln müssen. Vier Waffen könnt ihr gleichzeitig tragen: eine Pistole, einen Granatentyp und noch zwei weitere. Die könnt ihr jederzeit wechseln und zum Beispiel auch von den erlegten Gegnern plündern.

Das alte Stadion von Hanover, in dem Cole einst berühmter Thrashball-Spieler war, ist nicht mehr das, was es mal war. Im Hintergrund ist eines der riesigen Lambent-Tentakel zu sehen, die über den ganzen Planeten Sera hinweg verteilt sind