Angriff auf Silent Hill & Co.

Cursed Mountain Preview

Von Deep Silver kommt in wenigen Monaten ein Survival-Horror-Spiel, das die Themen Tibet, Buddhismus und Bergsteigen verknüpft? Klingt ungewöhnlich, scheint aber in der Praxis zu funktionieren. Lest, was wir beim Spielen herausgefunden haben.
Jörg Langer 19. Juni 2009 - 10:58 — vor 14 Jahren aktualisiert
Wii
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Was ist die eine Gemeinsamkeit von so unterschiedlichen Survival-Horror-Spielen wie Silent Hill, Alone in the Dark, Resident Evil oder Dead Space? Bitte nicht "Horror" antworten, wir reden von den  sehr eng begrenzten Lokationen. Fast immer seid ihr in verwunschenen Häusern, gruseligen Höhlen oder klaustrophobischen Raumschiffgängen unterwegs, und selbst das überwiegend im Freien spielende Resident Evil 5 wirkt mit seinen engen Gassen oft wie ein "Dungeon ohne Decke". Der Genre-Neuling Cursed Mountain ist ganz anders: Obwohl auch dieses Spiel levelbasiert ist, erweckt es den Eindruck großer Weiten. Was passend zum Szenario ist: Ihr spielt den älteren Bruder eines Geschwisterpaars, der jüngere (in den ihr in der Einleitung kurz schlüpft) geht bei einem Bergsteigertrip verloren. Doch ihr seid nicht in den Alpen, wo mal eben die Bergwacht einige Helikoptereinsätze fliegen kann, sondern in Tibet, in der letzten größeren Siedlung unterhalb des Basiscamps eines 8000er Gipfels.

Diese Impressionen stammen aus dem tatsächlichen Spiel (wenn ihr Balken seht, handelt es sich um Ingame-Cutscenes).

Bergsteigen per WiiRemote?

In Cursed Mountain geht es immer nach oben, und ihr seht auch immer wieder, was noch vor euch liegt. Vom Dorf aus etwa könnt ihr die namensgebende Planetenkrustenausbuchtung bereits sehen, aber auch zwei Klöster, die ihr bald besuchen werdet. Das ist zwar letztlich nicht mehr als ein aus Polygonen bestehendes "Hintergrundbild", lässt das Bergsteigersetting aber viel realistischer erscheinen, als wenn ihr immer nur auf Hauswände oder andere Levelgrenzen schauen würdet. Und selbst der Blick zurück ist  immer wieder möglich: Beim ersten Kloster angekommen, erlauben euch die Designer etwa, auf das "Terrassendorf" und die Anfangssiedlung zurückzuschauen. Trotz des Bergs dürft ihr freilich keine Klettersimulation erwarten: Die meiste Zeit rennt oder geht ihr durch lineare Levels, nur selten warten Umwege oder Sackgassen auf euch. Und wenn ihr mal in ein Eishöhlenlabyrinth geratet, hilft euch euer Walkie-Talkie: Der Lautsprecher der WiiRemote wird nicht, wie sonst meist üblich, für Schuss oder Schlaggeräusche verwendet, sondern für (durch den miesen Minilautssprecher erstaunlich realistisch klingenden) Sprechfunk.

Es geht tief runter, doch bei unserem Spiel war die Stelle gefahrlos.
Dennoch muss immer wieder geklettert werden, doch diese Stellen sind fest vorgegeben (ihr erkennt entsprechende Steilwände mit der Zeit an ihren Texturen). Anfänglich musste man durch entsprechende Auf-ab-Armbewegungen selber klettern, doch nach Fokusgruppentests hat Deep Silver dieses Feature darauf reduziert, dass ihr durch möglichst schnelles Hoch-runter-Wedeln mit Nunchuck und WiiRemote "schnellklettern" könnt. Wem das zu anstrengend ist, drückt einfach den Analogstick des Nunchucks nach oben. An anderen Stellen müsst ihr über schmale Grate hinweg, hierbei schaltet die Kamera um und schaut von oberhalb von euch nach unten, damit ihr einen Eindruck von der Höhe bekommt, in der ihr euch bewegt. Vereinzelt soll es auch Balance-Minispiele geben, denn: "Der Berg ist dein Gegner", wie es Entwickler Martin Filipp von Deep Silver ausdrückt. Und in großer Höhe lauern viele Gefahren, seien es Windstöße, Lawinen oder Sichtverhältnisse, bei denen alles zu einer milchigweißen Fläche wird.

Auf dem Weg nach oben
1 In der anf'änglichen Siedlung suchen wir nach Hinweisen auf unseren Bruder. 2 In diesem Basiscamp war er vor wenigen Tagen. 3 Oberhalb der Siedlung liegt ein terrassenförmig angelegtes Dorf. 4 Wir fühlen uns ganz klein vor dem mächtigen, in den Berg gebauten Kloster. 5 Von innerhalb der Anlage schauen wir hinaus auf die Bergwelt. 6 In diesem Level schauen wir "zurück" auf das vorhin besuchte Kloster.


Räucherstäbchen statt Medpacks

In den zwei Jahren der Entwicklung haben sich die Designer eigenen Angaben nach umfangreich mit dem Buddhismus beschäftigt, der eine tragende Rolle in Cursed Mountain spielt. Zum einen wäre da natürlich das Setting: Der 8000er, auf den ihr klettert, ist eigentlich ein heiliger Berg, mit Klöstern und den typischen farbigen Wimpeln, die Pilgerpfade in Tibet umsäumen. Doch ein schrecklicher Fluch hat den Berg heimgesucht, dem auch euer hitzköpfiger Bruder anheim gefallen zu sein scheint: Er hat ein Ritual nicht richtig abgehalten und die Götter -- oder was immer hinter den Geschehnissen am Cursed Mountain steckt -- erzürnt.

Die Architektur der Häuser und Klöster wirkt sehr echt, überall stehen Steinstatuen herum. Was jedoch fehlt, sobald ihr den Rand der Zivilisation hinter euch gelassen habt, sind Menschen: Auch in den hoch in den Berg gehauenen Klöstern findet ihr nur Leichen -- und deren Geister. Letztere warten laut buddhistischem Glauben eigentlich darauf, entweder als unvollkommen eingeschätzt und folglich wiedergeboren zu werden, oder aber ins Nirwana einzugehen. Der Fluch aber verhindert das, was euch eure Standardgegner schenkt: Nicht Zombies, sondern Schatten in Menschengestalt, die euch immer wieder attackieren. Indem ihr sie tötet, erlöst ihr sie sozusagen -- also keine Gewissensbisse, bitte. Ob ihr sie aber "gut" erlöst (und zum Dank etwas Lebensenergie zurückbekommt), hängt davon ab, wie ihr vorgeht, dazu gleich mehr.

In uralten Steingewölben trefft hr unter anderem auf diesen blinden Geist, der "erlöst" sein will.


Drei Kampfweisen

Ihr habt drei Möglichkeiten, mit den Schattengegnern (die es in mehreren Typen gibt, so sind "Mönche" gefährlichere Feinde als normale Geister) fertig zu werden: Erstens, indem ihr eure Standardwaffe, eine Spitzhacke, einsetzt -- und zwar einfach per "B"-Knopf, ihr müsst also nicht den Nunchuck schwingen. Zweitens könnt ihr Fernkampfangriffe einsetzen, dazu zielt ihr mit der WiiRemote auf den Gegner und benutzt die B-Taste. Drittens "betet" ihr und erlöst die Seelen dadurch (in spieltechnischer Hinsicht ist das ein "Instant Kill", man möge uns die Wortwahl verzeichen). Das geht aber erst, wenn ihr die Gegner mit den Optionen 1 oder 2 geschwächt habt. Dann erscheinen bei ihm zwischen einem und sechs Symbole, die ihr durch Gesten mit Nunchuck und WiiMote richtig getimet "nachzeichnen"  müsst -- in der Regel geht es darum, die WiiRemote in eine bestimmte Richtung zu schwingen. Schafft ihr das, ist der Gegner besiegt, und eure Lebensenergie regeniert sich etwas. Wem das nicht reicht, kann auch immer wieder Räucherstäbchen finden, etwa in Tonkrügen, und an Schreinen einsetzen. Auch eure Lebensenergie selbst kann sich im Laufe des Spiels stufenweise erhöhen.

Im tibetischen Buddhismus gibt es die sogenannten Termas -- das sind "Zeitkapseln", in denen vor über 1.000 Jahren buddhistische Artefakte eingeschlossen wurden, damit sie in späteren Jahrhunderten wiedergefunden werden können. Diese Termas gibt es wirklich, sie können etwa Reliquien oder Textfragmente enthalten. Im Spiel wirken sie als Upgrades für eure Pickaxe, um aus dieser beispielsweise eine Fernkampfwaffe zu machen, oder den Schaden gegen bestimmte Gegnertypen zu steigern. Sonderlich viele Waffen gibt es nicht, in unserem Video seht ihr noch einen "Zauberstab", der eine Art Energielasso auswirft. Damit holt ihr den Gegner dicht zu euch heran und könnt sofort sein entsprechendes Erlösungsgebet gestikulieren. Schusswaffen werdet ihr im ganzen Spiel nicht finden, dennoch ist das Inventar nicht leer: Ihr findet neben den Termas auch Utensilien wie ein Sauerstoffgerät (für den letzten Abschnitt am Berg), und außerdem eine Menge Notizen, die andere Bergsteiger oder Mönche zurückgelassen haben. Ihr müsst sie nicht lesen, aber sie tragen zur Dichte der Handlung bei und geben auch einige Tipps.

Die drei Kampfweisen: Schlagen (hier gegen einen Standard-Schattengegner), Schießen und ... Beten (das links der weißen Symbole bedeutet: Mit der WiiMote schnell nach linksunten "wischen")


Anonymous (unregistriert) 20. Juni 2009 - 1:21 #

Sehr schöner Bericht, nach Anno schon der 2. Wii Titel den ich mir holen werde. Sowas gibt es nicht oft das ich für diese Plattform 2 mal in kurzer zeit in den Laden geheum mir ein spiel zu holen.

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 20. Juni 2009 - 8:24 #

hmm warum wird das langsamer werden des helds als minuspunkt aufgeführt?
finde ich persönlich sehr interessant denn so wird man bestimmt dazu getrieben noch vorsichtiger zu sein!
ich finde es schon sehr interessant so

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469803 - 20. Juni 2009 - 12:54 #

An sich ist es natürlich logisch, wenn du durch Wunden langsamer wirst (wobei, es gibt auch den Adrenalinschub, der dich in einer Gefahrensituation aufputscht...). Aber: Spielerisch ist das nicht so toll, weil du doppelt bestraft wirst: Nicht nur, dass du nur noch wenige Hitpoints hast, du hast einfach keine reelle Chance mehr, zu entkommen. Wenn ich aber auch gleich stehen bleiben kann, was bringt mir dann das "Feature", noch "rennen" zu können. Mir ist das Spiel da ein wenig zu hart. Anderes Beispiel ist das im Artikel beschriebene (tatsächlich zunächst erfolgreiche) Weglaufen hin zum Schrein, wo mich dann der Vogel-Halbgott erwischt hat, obwohl ich schon heilte: Auch das ist "realistisch", aber spielerisch unschön: Ich erreiche eine eigentlich rettende Stelle, aber war doch nichts.

In zwei anderen Fällen haben sich die Entwickler durchaus gegen zuviel "Realismus" entschieden: Erstens sollte man ursprünglich bei allen Kletterwänden mit Nunchuck und WiiRemote wedeln. Zweitens hatten sie darüber nachgedacht, dass der Held überhaupt nur einige Sekunden lang rennen kann -- was ab so ca. 5.000 Meter Höhe wesentlich plausibler wäre.

Anti 11 Forenversteher - 801 - 20. Juni 2009 - 9:41 #

Ich frag mich ja immer noch wie er genau mit seiner Spitzhacke schießen kann...

Anti 11 Forenversteher - 801 - 20. Juni 2009 - 9:44 #

Achja, außerdem ist das minus für das langsamer werden ohne Sinn.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469803 - 20. Juni 2009 - 12:48 #

Spitzhacke: Du befestigst daran, wie im Text beschrieben, so ein Terma, das gibt der Spitzhacke quasi ein magisches Addon.

KlistaKarma 04 Talent - 26 - 20. Juni 2009 - 9:50 #

Guter Test...auch wenn ich die Wii hasse! ^^
aber ich muss Anti zustimmen. Ich finds gut das er langsamer wird, alles andere ist unlogisch!

SirDalamar (unregistriert) 20. Juni 2009 - 12:14 #

"+ Für Wii-Verhältnisse sehr gute Präsentation"
Das musste wohl sein? Wird das nicht langsam alt? ;)

Schön geschrieben, klingt sehr interessant. Es gibt so einiges, worauf man sich in nächster Zeit freuen kann :)

Junkfoot 13 Koop-Gamer - 1533 - 20. Juni 2009 - 13:11 #

Wenn's doch nur für den PC rauskäme...

Dennis Ziesecke 21 AAA-Gamer - 30866 - 20. Juni 2009 - 13:22 #

.. dann wäre es langweilig, weil die Steuerung mit Maus und Tastatur nicht funktionieren würde (respektive : keinen Spaß macht). In Verbindung mit altbackener Grafik ein klassischer Kandidat für Rudis Resterampe ;) ..

Wobei mich als Wii-Besitzer das Spiel auch so schon nicht anspricht.

Gockel17 (unregistriert) 22. Juni 2009 - 9:29 #

Häh? Die Grafik sieht doch klasse aus (auf Wii)?

Hhaller 04 Talent - 33 - 20. Juni 2009 - 14:20 #

Alleine der Kulisse wegen wäre das Spiel Interessant, aber da ich keine Wii besitze werde ich mir die Ungereimtheiten wohl bei Freunden bebobachten müssen...

Das Szenario ist aber wie gesagt neu und die "Spitzhacke" wird wahrscheinlich einen ebenso religiösen Hintergrund haben (eine Reliquie, ein Totem oder ein anderer buddhistischer Schutzgegenstand) wie die Bossgegner.

Ein sehr guter Bericht.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469803 - 20. Juni 2009 - 20:15 #

Also die Spitzhacke ist einfach die, die der Bruder des Helden zurückgelassen hat. Erst durch Kombination mit den Termas wird sie zur "Multifunktionswaffe".

Gockel17 (unregistriert) 22. Juni 2009 - 9:28 #

Danke für diese Preview, mir war das Spiel überhaupt gar kein Begriff -- dabei bin ich Silent-Hill-Fan. Werde mir zwar bevorzugt Shattered Memories holen, aber wenn dann noch genug im Geldbeutel bleibt, denke ich mal, dass auch Cursed Mountain in meinen kleinen weißen Kästchen landen wird!

Sephix 13 Koop-Gamer - 1452 - 22. Juni 2009 - 16:09 #

Schöner Artikel. War bisher skeptisch, ob ich es mir zulegen sollte, bin mir zwar immer noch nicht ganz sicher, allerdings seh ich einiges jetzt klarer, was das Game angeht. Die Kämpfe gegen mehrere Gegner sehen allerdings... hmm... etwas schwierig und hektisch aus.

Hieronymus1983 06 Bewerter - 63 - 2. Januar 2010 - 23:53 #

Die Kämpfe sind etwas schwierig und hektisch zuweilen. Allerdings kann ich, ohne viel Erfahrung in solcher Art von Spiel, sagen, dass ich bisher 2mal gestorben bin. Gerade wenn man einen Kampf überlebt, was meistens drin ist, kann man sich dank zahlloser Räucherstäbchen echt leicht heilen.

MarVell 09 Triple-Talent - 260 - 19. Dezember 2012 - 13:20 #

Ich spiel es aktuell, auch um meine Wii nicht zu seh verstauben zu lassen und muss sagen es versprüht doch recht viel Nostalgier. Grade die eingeschränkte Bewegung des Char erinnert mich an die guten alten Tage, wo man sowas noch schweigend hingenommen hat, man kannte eben nichts anderes.
Heutzutage nenn ich sowas dann eine Geduldsprobe und forme so langsam einen noch viel geduldigeren Spieler aus mir^^.
Habs im Second-Hand Laden für sechs Euro im recht guten Zustand erworben und dafür ist es bisher ganz ok.
So zock jetzt mal weiter.